Mecker Mittwoch: Zu viel Auswahl bei den MMOs?

Mecker Mittwoch: Zu viel Auswahl bei den MMOs?

Menschen sind toll. Nunja, zumindest einige. Vor allem natürlich jene, die man zu seinem Freundeskreis zählt. Ich kann mit ihnen lachen, weinen und Witze reißen, die keine andere Gruppe verstehen würde. Sie geben mir Freiheiten, die ich sonst nicht hätte. Zugleich schränken sie mich ein und das mitunter massiv. Was das meiner Meinung nach mit der Kurzlebigkeit von MMOs zu tun hat, möchte ich hier kurz darlegen. Und ein bisschen meckere ich auch. Versprochen.

Die vergangene Woche hat mir wieder sehr eindrucksvoll gezeigt, wie verbunden ich mich doch mit meinen Freunden fühle, die für die Dauer der “Role Play Convention” zu Besuch waren. Alle mal wieder an einem Tisch zu haben, um eine Runde Pen&Paper oder “Talisman” (quasi das “Mensch ärgere dich nicht” für Rollenspieler) zu spielen war eine schöne Erfahrung und ist wohl auch der Grund, warum wir diese Treffen jährlich wiederholen. Jetzt sind alle Gäste wieder zuhause und haben mich mit meinen Mitbewohnern zurückgelassen und der Kontakt wird nachlassen. Warum das so ist?

Inzwischen spielen fast alle unterschiedliche MMOs. Zwei spielen Final Fantasy, zwei World of Warcraft und jeweils einer SWTOR, TERA und Guild Wars 2. Natürlich reden wir oft in Skype miteinander und spielen gelegentlich Evolve, Smite oder HotS, aber die großen “Zeitfresser” teilen wir nicht mehr. Woran liegt das?

WoW Serververteilung
Früher waren alle in WoW.

Wenn Auswahl unglücklich macht

Vorweg: Ich finde Auswahlmöglichkeiten gut. Mir gefällt es, dass jede Nische ihr eigenes Spiel bekommt und somit in der Theorie jeder ein MMO erhält, das ihm oder ihr zusagt. Es ist definitiv eine Form von Freiheit, zwischen solchen Spielen wählen zu können. Aber ist diese Freiheit etwas, das mich momentan wirklich glücklicher macht? Inzwischen würde ich das mit einem recht klaren “Nein” beantworten.

Früher gab es nur WoW. Das entspricht zwar nicht 100% der Wahrheit, aber subjektiv wahrgenommen hat damals jeder WoW gespielt und das nicht nur 2-3 Stunden in der Woche, sondern 5-6 pro am Tag. Das hat verbunden und über die Jahre einen Freundeskreis geschaffen, der bis heute gehalten hat (und planmäßig auch bis zu meiner Freigabe in den Nether halten wird).

Dennoch spielen alle einen Großteil der Zeit unterschiedliche Spiele, ohne dass sich die Interessen groß verändert haben. Wir haben uns nicht “auseinander gelebt”, sondern das Angebot ist größer geworden, um unsere individuellen Interessen zu befriedigen. “Früher” hat man sich mit dem arrangiert, was auch immer ein Spiel geboten hat. Heute gibt es für jeden Aspekt von MMOs einen Primus, der ganz bestimmte Leute anlockt.

MMO State of Play 2015
Heute ist jeder woanders.

Das Problem neuer Spiele

Ich bin davon überzeugt, dass diese “Zerrüttung” von Spielergruppen nicht nur bei mir zu beobachten ist (nennt es dämonische Eingebung) und glaube, dass dies auch einer der Gründe ist, warum es jüngere Spiele wie WildStar schwierig haben. In allen großen Neuerscheinungen der letzten Jahre steckt viel Arbeit, aber die große Konkurrenz reißt feste Gruppen auseinander, weil sie jedes einzelne Mitglied individuell zufriedenstellen kann – zumindest kurzfristig.

Langfristig sind es nämlich die Menschen, die mich in einem MMO halten, vor allem solche, die ich schon seit Jahren kenne. Je mehr sich diese Menschen aber auf verschiedene Spiele verstreuen, desto schneller verliere ich den Reiz an einem Spiel. Vielleicht sind es nicht die Spiele, die nicht gut sind, sondern wir Menschen mit unseren sozialen Gefügen, die mit dieser (zu) großen Auswahl nicht umgehen können.

Wie seht Ihr das? Habt Ihr schon mal das Interesse an einem Spiel verloren, weil eure Freunde dort fortgingen? Was für Erfahrungen habt Ihr mit euren Freundeskreisen gemacht? Oder seid ihr noch eine eingeschworene Gruppe, die immer zusammen von Spiel zu Spiel pilgert? Lasst es mich in den Kommentaren wissen!

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m_coaster

Auswahl, Schwemme an Spielen inkl. erste Hype Wochen, neue Konsolen und die Zeit… ich habe an die 500 GB MMOGs auf meiner Platte, alles tolle Spiele, aber die Zeiten wo der Freundeskreis in einem Spiel hingen sind irgendwie vorbei – dementsprechend spiele ich selber weniger fest in einem MMO.

Sucoon

Das doch im großen und ganzen ein Psychologisches Problem. Menschen die sich in MMOs soziale Kontakte suchen haben ein soziales Defiziet im RL. Ich beobachte dieses Verhalten nun schon über 10 jahre und es wird aufgrund der Technologien immer ausgeprägter. Aufgrund dessen, dass ich seit jahren aus meiner Heimat weggezogen bin, bin ich davon selber z.T. betroffen.
so gibt es generell 2 typen von spielern. 1. spieler mit sozialen defiziten, die ingame dies auszugleichen versuchen und spieler, die daran 0 interesse haben und nur des spielens wegen online sind. mein bester RL kumpel interessiert sowas überhaupt nicht, der hat auch mit seiner familie genug zu tun.

Ausgehend davon entwickeln sich menschen über die zeit weiter, können von der einen seite auf die andere wechseln oder einfach ihre interesen weiter entwicklen. Das Problem der sozialen abwanderung von MMO-Freunden an der Auswahl von MMOs / spielen oder dergleichen festzumachen ist für mich der falsche ansatz. Nach meiner Erfahrung ändern sich diese zu 90% durch soziale Änderungen im RL der Freunde.

m_coaster

Soziale Defizite? Nur weil man an den Menschen ingame interesse hat?

LonesomeRider87

Der letzten Aussage würde ich mich voll anschließen. Hab das selber schon bei einem MMO erlebt das ich jahre lang sehr intensiv gespielt habe. Nachdem dort der Clan nach und nach auseinander gegangen ist verliert man auch relativ schnell die Lust.

Das gleiche sehe ich jetzt bei Destiny. Ist jetzt zwar kein klassisches MMO aber im Prinzip lief es da bis zu HoW genau so. Letztlich haben mich nicht die immer gleichen Spielinhalte dazu bewegt immer wieder das Spiel zu starten. Es waren die Leute im Clan und der Spaß den wir dabei hatten.

Letztlich gibt es mittlerweile für jeden richtig viele gute MMOs. Aber was einen an ein Spiel bindet sind dabei, meiner Meinung nach, die Community und die Leute mit denen man zockt und Spaß hat.

Subjunkie

Die Auswahl nicht das Problem, sondern die verfügbare Zeit, ich habe einfach gar nicht die Zeit 5-6 Stunden am Tag zu spielen!

Brun

MMOs leben erst durch soziale Kontakte. Ich habe als WoWler Wildstar ausprobiert und es leider wieder beiseite gelegt weil es von meinen Bekanntschaften keiner mehr spielt. Ich finde Wildstar toll und spiele trotzdem wieder WoW aus diesem Grund.

Seit diesem Erlebnis ist mir klar geworden das es den “WoW-Effekt” in einem Themepark-MMO nie wieder geben wird.

Für einen solchen Effekt muss erst ein neue Spielkategorie erfunden werden. Dasselbe trifft auch auf andere Online-Spiele zu die Massen anziehen, zB Counter-Strike oder WC3.

SchaebigerLump

Ich erlebe diesen “Wow-Effekt” gerade bei H1z1. Meiner Meinung nach gehört den Sandbox MMOS die Zukunft so wie Crowfall und H1z1.

F2P-Nerd

Wenn das Wort Sandbox auch gelebt wird, in jedem Fall. Ansonsten kommt so ein Beschiss wie ArcheAge dabei raus xD
H1Z1, Rust und Konsorten machen auch richtig Laune

Gorden858

Langfristig sind es nämlich die Menschen, die mich in einem MMO halten, vor allem solche, die ich schon seit Jahren kenne.
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Umso unverständlicher, dass neue MMOs immer mehr darauf ausgelegt sind, für sich alleine nebeneinander her zu spielen und höchstens über anonymisierte Tools kurzfristig Leute zusammengeschmissen werden.

Ich erhoffe mir vom aktuellen Sandboxtrend, dass von zukünftigen Spielen mehr Anreize geschaffen werde, auch tatsächlich sozial zu interagieren und so langfristige Beziehungen zu schaffen.

F2P-Nerd

Daher bin ich schon seit Jahren Mitglied in einem der vielen Multigaming-Clans. Eigentlich komme ich ja aus der Shooterecke ins MMORPG-Genre, was auch nur durch meinen Clan möglich war. Wir sind eine gemütliche Gamertruppe, in den letzten Jahren sind auch viele Leute gekommen und gegangen, aber ein harter Kern blieb.

Hier spielt auch jeder was anderes. Aber wie du schon schreibst, man hängt immer noch im gleichen TS/Ventrilo miteinander ab, es gibt immer noch die gleichen Themen und wir haben manchmal in diversen Shooter/MOBA Partien Spaß miteinander. Jeder kann aus seinem Spiel berichten und so manches Mal, wenn ich am Wochenende Lust auf was anderes habe, spiele ich mit dem einen das Spiel und dem anderen jenes Spiel. Das ist ja das gute daran, dass es diese starren Abogebühren nicht mehr gibt.

Ich finde es schlimm, wenn man Gemeinschaft auf einen Teil eines großen Hobbies beziehen muss. Das wäre so, wie wenn an einem Treffen von Modellbauern die Schiffsbauer in der einen und die Flugzeugbauer in der anderen Ecke sitzen würden. Wie wenn sich Gesellschaftsspieleliebhaber treffen und die Siedler-Fraktion in der einen und die Carcassonne-Fraktion in der anderen Ecke sitzen würden. Niemand würde dann miteinander reden. Die Realität sieht freilich anders aus. Auch der größte “Siedler von Catan” Freak lässt sich gerne mal auf ne Runde Phase 10 ein. Weil es einfach eine Auswahl gibt.

Gaming ist EIN großes Hobby. Sich dabei nur auf ein Spiel festzulegen ist in meinen Augen fast schon engstirnig und kalt. Und die Freundschaften, die in Multigaming-Clans entstanden sind, sind denke ich genauso eng wie bei den Leuten, die gefühlt 5-6 Stunden WoW am Tag gespielt haben ^^

Anna

Naja multigamingclans sind so eine Sache für sich. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich dort meist mehrere kleine Grüppchen Bilden. Als neuer hast du es dann echt wahnsinnig schwer dich ein zu finden. Entweder du zwengst dich mit brachialer Gewalt dazwischen und sagst “Hallo, hier bin ich!” oder gehst sang und klanglos unter :/

F2P-Nerd

Dann warst du definitiv in den falschen/dem falschen. Man sollte bei der Auswahl schon darauf achten, welchen Ruf das ganze Konstrukt geniesst. Am besten auch mit Mitglieder der verschiedenen Spielesektionen reden, wie denn das Miteinander so ist. Fakt ist, dass man als Neuer/Neue schon “den Mund aufmachen” sollte, das ist ja im richtigen Leben/Gilden bei einem Spiel auch nicht anders.
Die einzige Gefahr liegt wirklich in der Grüppchenbildung, das gibt es aber bei den oben genannten WoW-Clans auch. Irgendwann hast du überall eine Art “Stammgruppe”, dennoch ist es immer so, das in einer dynamischen Welt Leute kommen und gehen.
“Hallo, hier bin ich” kann man aber auch ohne “brachiale Gewalt” sagen 😉

echterman

Dem Artikel kann ich voll und ganz zustimmen. Mir geht es da genauso. Häufig teste ich Games an oder finde sie gut, sie machen aber nicht so richtig Spaß weil meine Leute nicht mitziehen. Dann höre ich meist auch auf mit einem Spiel. So sind schon so manche Titel in der Versenkung verschwunden.

Das Problem mit dem auseinanderleben haben wir wie folgt gelöst: Jeder zockt sein Game aber wir alle hocken immer auf dem selben TS Server und sabbeln. Weil wir glauben das Freundschaft mehr wiegt als ein Spiel. Und deshalb trifft sich der harte Kern auch jedes Jahr im Reallife.

So bleibt die Gruppe zusammen aber einige Spiele scheiden dahin.

Hopeless

Guter Artikel!

Mittlerweile habe ich so viele verschiedene TeamSpeak-Spielegruppen, dass das Planen gemeinsamer Aktivitäten echt schwierig ist.
Vorteil: Irgendjemand spielt immer irgendwas.
Nachteile: Größere Gruppen kommen kaum zustande, man hat locker ein Dutzend Spiele installiert und man muss sich manchmal entscheiden zwischen ‘gemeinsam ein Spiel spielen was man ganz ok findet’ und ‘alleine Spielen auf was man selber gerade echt Bock hat’.

Sogar die Auswahl selbst ist manchmal nervig. Früher hatte ich 3 Spiele installiert, die ich einfach je nach Bock abwechselnd (durch)gespielt habe. Jetzt kann ich mich oft nicht einmal entscheiden, welches der zahlreichen Zeitfresser ich gerade starten möchte.
Luxusprobleme. Oder ich werde einfach alt.

Koronus

Ich bin 18 und habe dasselbe Problem. Also 1st World Problem

Nomad

Du sprichst mir/uns aus dem Herzen. Lange Zeit haben wir in unserem Familien- und Bekanntenkreis in einem MMO als Gilde zusammen gespielt. Nachdem das Spiel mangels Content Nachschub mehr und mehr langweilig wurde, ging die Suche nach einem geeigneten Nachfolger los.
Das stellte sich als unmöglich für uns heraus. Wir konnten uns auf kein Spiel einigen. Nicht dass es nicht genug gäbe. Nein, keines davon konnte alle unsere Wünsche erfüllen. Alle erfüllten immer nur die Bedingungen einer bestimmten Gruppe, waren mehr oder weniger Nischen-Produkte. Teure Abo-Modelle stellten sich dabei als große Hürde heraus. Evtl. hätte man sich, zumindest für eine gewisse Zeit, auf ein Produkt einigen können, wenn es denn nicht so teuer gewesen wäre.
So zersplitterte sich die Gemeinschaft immer mehr, und heute spielen nur wenige zusammen in einem Spiel.
Der Trend zu kleineren, nur bestimmte Zielgruppen ansprechende Titel, ist aus meiner Sicht nur bedingt erfolgreich und gewinnbringend für die Hersteller. Es läd dazu ein, die Spiele schnell zu wechseln, möglichst auf F2P-Niveau für kurze Zeit das Maximum an Spaß herauszuholen, und dann weiter zu ziehen. Eine langfristige, gewachsene und zusammenhaltende Gemeinschaft, die auch bereit ist in das Spiel zu investieren, entsteht somit nicht unbedingt.

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