Die Generation Z telefoniert nicht sehr gern und dahinter steckt eine Angst vor dem Telefon. Eine Hochschule bietet mittlerweile Kurse gegen die Telephobie an. Eine Berufsberaterin erklärt, was hinter der Angst steckt und was man dagegen tun kann.
Der Telefon- und Festnetzanschluss gehört zu den Dingen, für die Boomer im Gegensatz zur Gen Z gern jedes Jahr Geld ausgeben. Bei der Generation Z ist der Telefonanschluss jedoch kaum noch vorhanden und das hat gute Gründe.
Denn laut Experten haben große Teile der Generation Z Angst davor, zu telefonieren. Deswegen wird der Telefonanschluss gleich ganz aus der Wohnung verbannt. Eine Berufsberaterin am Nottingham College erzählte jetzt dem englischsprachigen CNBC, dass der jungen Generation Kurse angeboten werden, um die Angst vorm Telefonieren bewältigen zu können. Junge Menschen haben ihre Gewohnheiten mittlerweile umgestellt und greifen viel lieber zum Handy, aber nicht um zu Telefonieren.
Telephobiekurse gegen die Angst vorm Telefonieren
Liz Baxter, Berufsberaterin am Nottingham College, erklärte dem englischsprachigen CNBC, dass man es bei Telephobie mit einem „relativ neuen Phänomen“ zu tun habe. Baxter sagt, dass viele der älteren Schüler des Colleges Telefoninterviews als Vorprüfung für Bewerbungen absolvieren müssten und genau daran scheitern, weil ihnen das Bewusstsein und das Selbstvertrauen fehle, einen Anruf zu führen.
Sie [die Gen Z] hatten einfach nicht die Möglichkeit, zu telefonieren und Anrufe entgegenzunehmen. Das ist heutzutage nicht mehr die Hauptfunktion ihrer Handys, sie können alles mit dem Telefon machen, aber wir gehen automatisch zu SMS, Sprachnotizen und allem anderen über, außer ein Telefon für seinen ursprünglichen Zweck zu benutzen, und so haben die Leute diese Fähigkeit verloren.
Kurse gegen Telefonangst: Das Telephobie-Seminar der Hochschule ist Teil einer Reihe von berufsbezogenen Veranstaltungen, die den Schülern helfen sollen, ihre Telefonkenntnisse wieder auf Vordermann zu bringen.
In dem Seminar werden Schüler von mehreren Szenarien konfrontiert, in denen sie telefonieren müssen. Dabei geht es um ganz alltägliche Situationen: Beim Arzt für einen Termin anrufen oder sich beispielsweise bei der Arbeit krankzumelden.
Die Schüler sollen sich Rücken an Rücken setzen, um ein normales Telefongespräch zu simulieren, bei dem sie die Person am anderen Ende nicht sehen können, und anhand von Skripten üben. Auf diese Weise können die Teilnehmer der Kurse lernen, wie ein Telefongespräch wirklich funktioniert und dass am anderen Ende der Leitung ebenfalls ein Mensch wie sie selbst sitzt.
Angst vor dem Telefon stammt teilweise aus der Corona-Pandemie
Woher kommt diese Angst? Baxter erklärt, dass die Angst vor dem Telefon, die sogenannte Telephobie, zum Teil von der Corona-Pandemie stamme: Hier waren viele junge Menschen stark isoliert und hatten nach außen kaum Kontakt.
Die Generation Z sei auch besorgt darüber, wie sie sich bei Anrufen anhört, da sie kein visuelles Feedback hat, um zu bestätigen, wie es ihnen geht. Die Berufsberaterin führt aus:
Sie [die Generation Z] assoziieren das Klingeln des Telefons mit Angst: ‚Ich weiß nicht, wer am anderen Ende des Telefons ist. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.‘
Hinzu kommt, dass man mit dem klingelnden Telefon Ängste verbindet. Davon berichtet etwa eine Studie des Magazins Uswitch:
- 23 % der 18- bis 34-Jährigen nimmt nie einen Telefonanruf an.
- Etwa 61 % der gleichen Altersgruppe ziehen es vor, eine Nachricht zu erhalten, anstatt einen Audioanruf.
- Mehr als die Hälfte der 18- bis 24-Jährigen ist der Meinung, dass ein Anruf aus heiterem Himmel schlechte Nachrichten bedeutet.
- 48 % der Teilnehmer ziehen es vor, über soziale Medien zu kommunizieren.
- Etwas mehr als ein Drittel bevorzugt Sprachnachrichten.



Unter jungen Menschen der Gen Z scheint ein Trend besonders beliebt zu sein: Job Ghosting. Das zeigen jetzt Umfragedaten einer Plattform, die Bewerber und Firmen befragte: 78 % aller Bewerber sollen absichtlich den Arbeitgeber ignoriert haben: Bei Gen Z gibt es einen beliebten Trend: Sie gehen nicht zu Vorstellungs-Gesprächen
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Ich oute mich mal als jemand, der dieses Problem auch hat, allerdings gehöre ich nicht zur Gen Z.
Ironischerweise habe ich einen Festnetzanschluss (habe es nicht so mit Handys), musste beruflich bedingt leider schon sehr viel telefonieren und bin auch nicht schlecht darin oder dergleichen, aber dennoch habe ich jedes Mal Angst davor – privat wie beruflich.
Das war allerdings auch irgendwie schon immer so und ging nie weg.
Oh hey, da haben wir was gemeinsam! Telefonieren können ja, wenn es sein MUSS. Ansonsten hasse ich es zu telefonieren, mit dem Handy gleich doppelt. Musste auch mal Arbeitstechnisch telefonieren, ja ging.. aber ich mag es eben nicht… Angst, passt auch irgendwie, um es zu beschreiben. Und auch bei mir war es schon immer so. Tja… so is dat halt.
Millenial hier: Ich gehe nur ans Telefon, wenn ich die Nummer kenne oder Aufgrund etwas anderem (Lieferung, Rückruf, etc) einen Anruf erwarte. Bin ich beschäftigt, lehne ich den Anruf ab und schreibe eine Nachricht an denjenigen das ich zurück rufe.
Alles andere ist sowieso Spam/Marketing. Ist es wichtig, wird eine Nachricht hinterlassen. Ist das nicht der Fall, ist es auch nicht wichtig.
Sollte die Gen Z hier wirklich aber Panik haben, dann finde ich das gut, das Ihnen ermöglicht wird das zu lernen. Ich kann es irgendwie nur so halb verstehen, wahrscheinlich weil ich nun mal auch noch die Zeit ohne Smartphone bzw. Dumbphone kenne.