Rollenspiel-Fan leitet seit 40 Jahren „die beste Kampagne von Dungeons and Dragons der Welt“

Rollenspiel-Fan leitet seit 40 Jahren „die beste Kampagne von Dungeons and Dragons der Welt“

Das Magazin Wired hat Robert Wardhaugh vorgestellt. Er ist seit 1982 der Dungeon-Meister einer ganz besonderen Rollenspiel-Kampagne, die etwas aus den Fugen geraten ist. Sie läuft seit 40 Jahren. Der Mann hat 30.000 Miniaturen gesammelt und den Keller sein Hauses in ein Spiel-Paradies verwandelt. Berühren darf man die Figuren nicht. Er habe da einen leichten Gott-Komplex, gesteht der Dungeon-Master.

Was ist Dungeons & Dragons?

  • „Dungeons & Dragons“ ist ein „Pen&Paper“-Rollenspiel, das 1974 erfunden wurde. Ein „Dungeon Master“ denkt sich eine Geschichte, stellt im Rollenspiel alle Monster und Nichtspieler-Charaktere dar. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Helden und erleben „in dieser Figur“ epische Abenteuer in einer Fantay-Welt.
  • Wenn man im Spiel etwas Besonderes tun will, sagt man das laut. Der „Dungeon Meister“ entscheidet, ob eine Aktion gelingt oder misslingt durch den Wurf eines Würfels: Je nachdem, wie schwer eine Aktion ist und wie gut der Charakter in der erforderten Fähigkeit, muss ein höherer Wert erzielt werden.
  • „Dungeons & Dragons“ ist die Grundlage für viele großartige Videospiele: Darunter die legendären Reihen „Baldur’s Gate, „Eye of the Beholder“, „Icewind Dale“, „Planescape Torment“ oder das MMORPG „Neverwinter“. Auch Solasta, welches kürzlich einen Koop-Modus erhielt, basiert auf D&D.
Gaming ohne Internet: Die besten Koop-Spiele überhaupt könnt ihr mit Freunden am Tisch spielen

Wegen eines Films musste man die Kampagne „geheim“ halten

Was ist das besondere an der Kampagne von Wardhaugh? Dessen ganzes Leben dreht sich um die Kampagne, die seit 40 Jahren läuft. Man trifft sich im Keller von Wardhaugh und spiel etwa ein oder zwei Mal die Woche.

Die Kampagne startete 1982 im Geheimen mit ein paar Freunden. Damals galt Dungeons & Dragons im konservativen Amerika als höchst verdächtig: Immerhin ging es da um Dämonen und in den USA herrschte eine Manie davor, dass die Jugend des Landes vom Glauben abfällt und sich Satan zuwendet.

Damals glaubten viele Erwachsene, dass „Fantasy-Rollenspiele“ irgendwie zu Gewalt zu führen. Der Film Labyrinth der Monster („Mazes and Monster“) mit Tom Hanks hatte den Ruf von Dungeons & Dragons damals versaut.

Wardaugh sagt, ihm sei damals vorgeworfen worden, „ein Sektenanführer“ oder ein Satanist zu sein.

Heute hat Dungeons & Dragons ein ganz anderes Image und Wired stellt den Dungeon-Master in einem Video vor.

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Der Dungeon-Master bei der Arbeit

Dungeon Master hat schon über 20.000 Stunden in “seine Kampagne” gesteckt

Heute, heißt es, bei Wired habe er:

  • 30.000 handbemalte Minitaturen – darunter auch einzigartige und besondere Figuren wie Tiamat, die Mutter aller Drachen, oder den Demogorgon
  • zahllose eigens angefertigte Terrain-Modelle
  • dutzende Spieler aus aller Welt

Er ist offenkundig ziemlich stolz darauf, was er da aufgebaut hat:

Wenn du ein Spiel haben willst, das 40 Jahre läuft, muss es ein gutes Spiel sein. Du brauchst Leute, die es spielen wollen, die herfliegen wollen, um es zu spielen. Du musst ihnen ein Produkt bieten, das besser ist als alle anderen. Ich kann mit Bestimmtheit sagen, dass es das beste Dungeons-&-Dragons-Spiel der Welt ist.

Laut ihm sei seine Kampagne eine Art alternative Fantasy-Version der historischen Erde. Während ein normaler Dungeon Master eine Quest für eine Handvoll Spieler über wenige Monate betreut, begleitet Robert Wardaugh mehr als 50 Spieler durch Geschichten, die sich über Jahrzehnte ziehen:

Wenn ich einen neuen Spieler begrüße, heiße ich ihn in einer Welt willkommen, in der er spielen kann … bis zu meinem Tod. Du kannst einen Charakter spielen und 9 Generationen später führt ein Charakter dieser Familie das Römische Reich.

Robert Wardhaugh, Dungeon Master

Wie lange spielt er schon? Der Dungeon Master rechnet damit, das er 10 Stunden die Woche spielt und das seit 40 Jahren. Er kommt auf 20.800 Stunden, die er in seiner Kampagne verbracht hat.

Was macht er im richtigen Leben? Robert Wardaugh ist Geschichts-Professor an der Universität von Manitoba in Kanada.

Der Professor hat den Ehrgeiz jedes Terrain als Spielfeld abzubilden, in das die Spieler aufbrechen wollen:

“Meine Kritiker könnten mir einen Gott-Komplex vorwerfen”

Gibt’s spezielle Regeln? Ja, natürlich. Der Dungeon-Master sagt, er lässt keine Miniatur aufs Feld, wenn die nicht „auf einem gewissen Niveau bemalt ist.“ Irgendwer muss die ja bemalen, daher sitzt er jeden Tag etwa 2 bis 4 Stunden dran und bemalt die Miniaturen.

Als Sonderregeln gelten:

  • Niemanden ist es erlaubt, die Figuren mit nach Hause zu nehmen

Schlimmer noch: Niemand außer ihm selbst darf die Figuren berühren, die auf dem Spieltisch stehe. Er alleine darf sie auf dem Tisch bewegen. Kritiker könnten ihm vielleicht einen kleinen Gott-Kpmplex bescheinigen, räumt der Dungeon Master ein. Dazu passt auch, dass er schon seit Jahren die offiziellen Regeln von Dungeons & Dragons nur als lose Richtlinie begreift. Seine „Hausregeln“ sind darauf angelegt, das Spiel viel schneller als bei herkömmlichen Kampagnen zu gestalten.

Hier verhindern die Spieler gerade einen Überfall auf einen normannischen Adligen, der sie begleitete:

„Ich will nicht, dass es wie im Videospiel ist“

Wie hält er die Spannung? Um die Spannung im Spiel aufrecht zu erhalten, spielt man um hohe Einsätze:

Ich will nicht, dass es wie ein Videospiel ist und man einfach den Reset-Knopf drück […] Wenn dein Charakter stirbt und du keine andere Figur hast, bist du raus. Das Spiel ist aus für dich.

Robert Wardhaugh, Dungeon Master

Er habe es schon erlebt, dass erwachsene Männer in Tränen ausbrechen. Es sei wichtig, dass die Leute dieses Gefühl haben, dass ihnen wirklich was passieren kann und sie einen Charakter verlieren, in den sie schon so viel Zeit investiert haben.

Das ist eine spannende Art, wie man die letzten 40 Jahre hätte verbringen können. Eine Alternative kennt eine Dame aus Japan:

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Flocall

Die Kunst ein guter SL zu sein besteht darin, die Spieler gewinnen zu lassen, sie dabei aber nicht merken zu lassen, dass man sie gewinnen lässt.

Zord

Ja, das ist wirklich eine Kunst für sich. Bei mir hat ein aufwendig vorbereitetes Abenteuer mal harscharf schon nach dem ersten Kampf geendet weil ein paar Trash Mobs die Gruppe durch unglaubliches Würfelglück /Pech fast komplett zerlegt hat. Deswegen hatte ich mir irgendwann angewöhnt für NPC nur noch verdeckt zu würfeln und die Ergebnisse bei Bedarf der Situation anzupassen.

Todesklinge

So sieht also ein Rollenspiel in physischer (nicht digitaler) Form aus ^^

Das ganze Terrain zu gestalten muss ja ewig dauern, dann für jedes Szenario umgestalten… puh.

Ich habe früher auch D&D gespielt und wir hatten das etwas einfacher gemacht. Figuren und Spielfelder aus anderen Spielen die dafür Zweckdienlich waren, um die Kampfsituation schnell und einfach darzustellen.

Der Game Master kann gewissermaßen schon entscheiden. Häufig wird das aber VORHER durch einen erschwerten Wurf angekündigt. Z.B.
Schwimmen Held: 12

Durch die Strömung also 12 auf 6 und dann entsprechend die Proben gewürfelt. Wenn andere aus der Gruppe in der nähe waren, konnten die bei einem Misserfolg aushelfen. Natürlich spannend und auch so das, dass Abenteuer weitergeht.

Wenn einer stirbt heisst es neuen Char erstellen, aber ganz ausschließen ist doof.

Mithrandir

Es ist auch schlicht nicht erforderlich immer alles als Tabletop darzustellen. Es kann manchmal sogar besser sein, Dinge nur zu beschreiben oder kurz aufzuzeichnen, weil man dann flexibler agieren kann, als wenn man immer zwingend Gelände nutzt.

Im Beispiel von dem Herrn hier: Ja er hat für viele verschiedene “Designs” Häuser für Städte. Aber vermutlich auch jeweils nur ne bestimmte Menge.

Bedeutet jedes römische Dorf hat immer 20 Häuser und ein Kolosseum, nur die Anordnung ist anders. KLingt halt, finde ich, garnicht mehr so cool.

Wenn er die Sachen aber gezielt nur für Kampfszenen aufbaut isses etwas besser 🙂 Immernoch eingeschränkter als “aufzeichnen”, aber besser.

N0ma

5 feet Felder hat er anscheinend keine, wie kann man so spielen, das ist ja DM Willkür 😉

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von N0ma
N0ma

Meine längste D&D Kampagne als DM ging 5 Jahre, und wir haben die auch beendet (nicht selbstverständlich 🙂 ).

Azhidahaka
  • “Wenn man im Spiel etwas Besonderes tun will, sagt man da laut. Der „Dungeon Meister“ entscheidet, ob eine Aktion gelingt oder misslingt durch den Wurf eines Würfels: Je nachdem, wie schwer eine Aktion ist und wie gut der Charakter in der erforderten Fähigkeit, muss ein höherer Wert erzielt werden.”

Entweder ich verstehe den Abschnitt nicht, oder er ist nicht korrekt. Der Spielleiter (SL) entscheidet nicht ob eine Aktion gelingt oder nicht. Das entscheided der Würfelwurf des Spielers.

Muss mir später, nach der Arbeit mal das Video anschauen. Es interessiert mich brennend wie so eine Session bei ihm abläuft. Für mich klingt es so, als würde er genau die Sachen machen, die ich im Rollenspiel einfach verabscheue. (übertriebene Battlemaps, Tonnenweise unnötige Figuren, eine SL vs. Spieler mentalität)

Mithrandir

“Ich alleine bestimme die Geschichte”
“Ich ändere die Regeln”
“Ich alleine berühre die Figuren”
“Wer stirbt ist raus. Punkt”
“Das Leute weinen, wenn sie rausfliegen finde ich gut”

Uff…. das ist am Ende ein gut versteckter Power Trip.

Zuletzt bearbeitet vor 1 Jahr von Mithrandir
N0ma

D&D lässt eigentlich wiederbeleben zu, unter hohen Kosten. 😶
Problem ist so das die Spieler dann anfangen die Encounter zu umgehen. 🙂

Mithrandir

Auch das. Ich meine die Arbeit die er da reinsteckt ist krass und irgendwie auch bewundernswert. Das Worldbuildung und der Spielleiterstil schreckt mich eher als “So nicht” ab.

N0ma

Müsste man mal eine Session zusehen.
Generell gabs früher recht krasse DM’s, die zum Teil Spieler regelrecht umgebracht haben, bei kleinsten Fehlern oder auch mal nur so. Glaub die gibts heute nichtmehr.

DM ist natürlich generell Gott, allerdings solls auch für alle spassig sein, sonst spielt ja keiner mehr mit 😉 .

Mithrandir

Absolut. Ich respektiere und bewundere auch die Arbeit, die er reinsteckt.

Ich mach mir nur immer Sorgen, wenn “Der GM hat recht!” und solche Sachen halt als “So spielt man richtig” in solchen Reportagen dargestellt werden. Denn, wie er selber sagt, kann man das eben auch kritisieren.

Mehr Akzeptanz für das Hobby: Ja.
“So spielt man richtig”: Nein

🙂

Schon irgendwie heftig. Ich mein immerhin ist das ein Hobby das nicht nur ihn sondern auch die Teilnehmer über eine solch lange Zeit fesseln muss.
Ich mein was für eine Fantasie muss der Mensch haben, damit das so lange spannend bleibt.

Das ist wahres Kung Fu.

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