MeinMMO-Chefredakteurin Leya hat in Los Angeles im Zuge der Video Game Awards mit 10 Chambers gesprochen, den Entwicklern von Den of Wolves. Erstmals wurde dort ein Gameplay-Trailer des neuen Raubüberfall-Koop-Shooters auf Steam gezeigt.
In einem Meeting-Raum eines Hotels in Los Angeles warten die Entwickler von dem schwedischen Studio 10 Chambers darauf, den ersten Gameplay-Trailer ihres neuen Heist-Koop-Shooters zu präsentieren. Den of Wolves kann als ein geistiger Nachfolger von Payday gesehen werden, der berühmte Überfall-Shooter mit den Clowns-Masken.
10 Chamber ist ein noch relativ junges Studio, das unter anderem vom kreativen Kopf hinter Payday 2015 gegründet wurde, Ulf Andersson. Auf MeinMMO berichteten wir schon öfter von ihrem ersten Game GTFO, das sich dadurch auszeichnet, bockschwer und kaum solo schaffbar zu sein. Es ist im Horror-Survival-Genre zu verordnen und erschien 2021 im Early Access auf Steam.
Das ist nun Den of Wolves: Der kooperative Ego-Shooter für 4 Spieler soll das Genre der Raubüberfall-Games weiterentwickeln, indem er in einer dystopischen Zukunft spielt und das traditionelle Infiltrations-Gameplay mit einem neuralen Hacking-Element kombiniert. Das Sci-Fi-Genre soll hier für neue Impulse im Genre sorgen.
Im neuen Gameplay-Trailer von den Video Game Awards könnt ihr euch ein Bild vom futuristischen Den of Wolves machen:
Den of Wolves erinnert an Cyberpunk, soll aber anders sein
Bevor wir den Trailer sehen, gibt es noch eine Präsentation von Game Designer Simon Viklund und Communications Director Robin Björkell, die uns mehr Hintergründe zu Den of Wolves erklären.
Den beiden ist es wichtig zu betonen, dass es sich bei Den of Wolves nicht um Cyberpunk handelt. Als ich später den Trailer sehe, ploppt mir trotzdem groß das Wort Cyberpunk vor meinem geistigen Auge auf.
Das ist der Hintergrund zu Den of Wolves: Ihr lebt in Midway City, einer unternehmensfreien Zone, die 2035 durch das Prokekt HOPLON gegründet wurde. Anfang 2030 wurde die Weltwirtschaft durch KI-gesteuerte Cyberangriffe beinahe zum Zusammenbruch gebracht. Midway City sollte als Hochsicherheitszone für Unternehmen zum Schutz finanzieller und technologischer Infrakstruktur dienen. Das ging aber nach hinten los und nun lebt ihr in einer dystopischen Metropole, in der Unternehmen um Macht und Kontrolle buhlen.
Ihr müsst in diesem Sumpf irgendwie leben und nehmt Aufträge von verschiedenen Unternehmen an.
Den of Wolves hat als Genre den Titel „Techno-Thriller“ verpasst bekommen. Im späteren Gespräch mit Simon und Robin gehe ich auf die Vermeidung des Begriffs Cyberpunk ein. Das ganze soll vor allem falschen Vorstellungen vorbeugen.
Wir hatten Angst, Cyberpunk zu sagen, weil die Leute denken würden: „Oh, es ist Payday im Weltraum.“
Oder die Leute denken an das Cyberpunk-Spiel, bei dem es heißen würde: „Oh, ich kann einen neonfarbenen Irokesenschnitt und einen Roboterarm bekommen.“ Oder ein drittes Bein oder was auch immer.
Es kam also von uns, dass wir nicht Cyberpunk sagen wollten, weil ich die Schlagzeilen bereits sehen konnte: „Payday-Space kommt und du wirst einen rosa Irokesenschnitt haben.“
Interview-Auszug mit 10 Chambers
Techno-Thriller zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Betonung auf realen oder plausiblen Technologien der nahen Zukunft liegt. Das sieht man dem Trailer auch so an, es gibt eben keine Neon-bunten Einflüsse. Sondern wie schon in GTFO soll auch Den of Wolves eher realistisch und düster bleiben.
Deshalb heißt es direkt in der Präsentation schon, dass man nicht der strahlende Held in Den of Wolves ist, der die bösen Firmen jetzt zerschlagen will. Auf meine Nachfrage, warum wir eigentlich nicht der strahlende Held sind, verknüpft Simon das mit dem oben genannten realistischen Ansatz:
Nun, ich denke, es wäre irgendwie predigend, wenn man sagen würde: „Oh, das sind die Bösen, gegen die du jetzt was machst. Du bist dieser Robin Hood, der die Reichen bestiehlt oder was auch immer. Sie haben es verdient.“
Wir denken, dass es besser ist, eine Art Antiheld zu werden. Das ist komplexer und nicht schwarz-weiß, denn so ist die Welt wirklich. Du kannst dir eine eigene Hintergrundgeschichte für deinen Charakter ausdenken und sagen: „Ich mache das, um meine Frau zu rächen, die getötet wurde, oder was auch immer.“ Das liegt an dir.
Das Spiel selbst sagt dir nicht, was du denken sollst, welche Hintergrundgeschichte du hast oder welche Beweggründe du für dein Handeln hast.Du versuchst einfach, deinen Lebensunterhalt in Midway City zu verdienen, und das ist ein schmutziger Ort, moralisch korrupt. Und dann muss man das einfach, ich weiß nicht, akzeptieren, schätze ich. Den of Wolves ist ein Spiegelbild davon, wie die Welt wirklich aussieht, weißt du, und es gibt nun mal eine Menge Dunkelheit und böse Menschen.
Interview-Auszug mit 10 Chambers
Ihr seht, in Den of Wolves soll es also so richtig dystopisch zugehen.
Vorbereitung auf Überfälle spielt eine große Rolle im Gameplay
Ein weiterer Aspekt, in dem 10 Chambers sein Heist-Gameplay im Vergleich zu GTFO oder Payday weiterentwickeln möchte, ist die Vorbereitung auf einen Überfall. Die wird nämlich eine größere Vorbereitung spielen und über das übliche „Nimm einen Auftrag an, starte die Mission, hüpf hinein, gehe heraus“ hinausgehen. Das soll helfen, die Story im Spiel besser zu präsentieren und neue interessante Strategien mit ins Spiel bringen.
Direkt stelle ich mir die Frage, ob das eventuell den Gameplay-Loop stören könnte und die Koop-Runden sich dadurch in die Länge ziehen könnten. Meine Bedenken teile ich mit Simon und Robin, die ihre Idee dahinter näher einordnen.
Nun, es ist kein neues Konzept, so etwas wie ein Makro-Ziel zu haben. Es gibt Mikro-Ziele und Makro-Ziele in Spielen. Ich denke also, dass sich die Spieler daran gewöhnen werden, auch wenn Payday-Games das nicht haben. Es gibt ein Sammelsurium an Dingen, die man tun kann. Du kannst das Spiel einfach starten und wenn du möchtest, kannst du einfach etwas Schnelles starten, das nicht Teil einer Handlung ist, das keine große Investition darstellt oder das nicht etwas in Gang setzt, das du zu Ende bringen musst. Es wird Inhalte in Snackgröße geben, aber die Handlungsstränge sind [durch die größeren Überfälle] etwas ehrgeiziger als das, was du vom Spiel erwarten würdest.
Den of Wolves wird hier komplexer als ein Payday 2. Es ist ehrgeiziger im Storytelling und interessanter. Denn in Payday 2 gibt es kein Storytelling im Spiel an sich. Die Story wird durch Trailer erzählt und wenn man nicht auf YouTube schaut, hat man keine Ahnung, was im Spiel vor sich geht. Mit Den of Wolves wollen wir mehr Storytelling haben, das im Spiel selbst stattfindet.
Interview-Auszug mit 10 Chambers
Bereitet ihr euch also auf einen Überfall vor, führt euch das Spiel zu Schauplätzen, die euch mehr von der Welt und den Hintergründen erklären. Wie das aber genau im Detail aussieht, bleibt noch ein Rätsel.
Zu früh für ein Urteil, wirkt aber vielversprechend
10 Chambers geht hier noch nicht allzu sehr ins Detail, wie das Gameplay am Ende dann genau aussieht. Der Trailer und auch die Gespräche, die ich hatte, vermitteln einen Eindruck, in welche Richtung das Ganze geht.
Klar ist natürlich, dass Fans der Payday-Reihe oder GTFO dieses Spiel auf dem Schirm haben sollten. Aktuell (12.12.2024) steht GTFO bei 88 % positiven Bewertungen auf Steam und 10 Chambers wissen, wie sie ein gutes Spiel mit einer Fan-Gemeinde auf die Beine stellen können.
Im Gespräch und in der Präsentation klang es so, als wäre GTFO erstmal das Spiel gewesen, um sich als neues Studio und Team zu finden. Den of Wolves wirkt dagegen mehr wie ein eigentliches Endziel. Laut Simon soll das Konzept zum Spiel schon seit 10 Jahren im Hinterstübchen von Gründer Ulf schlummern.
Ich gehe davon aus, dass hier wieder ein qualitativ hochwertiges Spiel entsteht. Ein Risiko ist auf jeden Fall ein über-ambitioniertes Setting, das viele Möglichkeiten und auch viele Stolperfallen zulässt.
Da aktuell aber alles noch recht wage ist, werde ich hier erstmal in eine beobachtende Position gehen und gespannt den Zeitpunkt abwarten, an dem wir über Trailer hinausgehen und selbst Hand anlegen können.
Das komplette Interview mit Simon und Robin findet ihr dann bald auf MeinMMO.
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