Österreich erklärt Card Packs in FIFA als illegal – Kann das auch in Deutschland passieren? Wir fragten einen Anwalt

Österreich erklärt Card Packs in FIFA als illegal – Kann das auch in Deutschland passieren? Wir fragten einen Anwalt

In Österreich wurden FIFA-Packs als  „illegales Glücksspiel“ eingestuft. Wir haben den bekannten Anwalt Christian Solmecke gefragt, ob ein solches Urteil zu den Lootboxen auch in Deutschland denkbar wäre.

Was ist los in FIFA? Mehrere Österreicher hatten 2020 gegen Sony geklagt, mit dem Vorwurf: Das Unternehmen verstoße mit den FIFA-Packs gegen das österreichische Glücksspielmonopol. Der Prozess wurde dann 2 Jahre später, im Oktober 2022 aufgenommen.

Nun gibt es das Urteil dazu: Das Gericht Hermagor stuft am 26. Februar 2023, die FUT-Packs als  „illegales Glücksspiel“ ein. Sony wurde in dem Zuge zur Rückerstattung der Zahlungen in Höhe von 338,26 € verurteilt. Jedoch ist das Urteil noch nicht rechtskräftig – Sony hat also noch die Möglichkeit Berufung einzulegen (via Games Wirtschaft).

In den Niederlanden dagegen wurde ein Gerichtsurteil gegen die Lootbox-Mechanik wieder revidiert.

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MeinMMO hat beim Anwalt Christian Solmecke nachgefragt, ob auch bei uns in Deutschland die Lootboxen in FIFA als illegal eingestuft werden könnten. Solmecke hat sich auf Internet- und Medien-Recht spezialisiert. Er betreibt mit seiner Kanzlei einen YouTube-Channel, auf dem Recht und Gaming immer wieder eine Rolle spielen.

„Wo kein Kläger, da kein Richter“

MeinMMO: In Österreich ist die Rechtslage beim Glücksspiel anders als in Deutschland. Wie sehen die Regeln im Nachbarland aus?

Solmecke: Glücksspielrecht ist in Österreich Bundessache. Damit ein solches in Österreich legal betrieben werden kann, ist erforderlich, dass Anbieter über eine gültige Konzession verfügen. Eine solche kann aufgrund des herrschenden Glücksspielmonopols aktuell einzig und allein vom Staat Österreich vergeben werden. Sollten Lootboxen also als Glücksspiel eingestuft werden, wären Lootboxen von Anbietern ohne Konzession illegal. Damit diese als Glücksspiel eingestuft werden, reicht es nach dem österreichischen Gesetz aus, wenn ein Kauf für etwas getätigt wird, dessen Ergebnis zum einen vorwiegend vom Zufall abhängt und zum anderen einen wirtschaftlichen Gegenwert hat.

Dass der Inhalt der “FIFA”-Packs vom Zufall abhängig ist, ist unbestritten. Das österreichische Gericht erkannte nun zudem in den „FIFA“-Packs auch eine “vermögenswerte Leistung”. Die Lootboxen haben also nach Auffassung des Gerichts einen finanziellen Gegenwert, weshalb diese als Glücksspiel eingestuft wurden. Da Sony als Beklagte keine Konzession in Österreich hat, sind nach Überzeugung des Gerichts die Kaufverträge ungültig, weshalb Spieler ihre Einsätze zurückfordern dürfen. Geklagt wurde übrigens bereits von zwei Jahren, lediglich das Urteil erging erst jetzt.

MeinMMO: Warum gibt es ein solches Urteil noch nicht in Deutschland?

Solmecke: Warum es bei uns derzeit noch kein Lootbox-Urteil gibt, ist eine gute Frage. Hier passt wohl am ehesten der Spruch „Wo kein Kläger, da kein Richter“. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch in Deutschland in Zukunft mit einer Entscheidung rechnen dürfen. Schließlich wird die Diskussion hier nicht minder geführt.

Maßgeblich für die Einstufung als Glücksspiel ist in Deutschland die Beantwortung der Frage, ob der Inhalt der Boxen als Gewinn im Sinne der Glücksspiel-Definition zu verstehen ist. Nimmt man dies an, so wäre der Kauf einer Lootbox der Erwerb einer Gewinnchance. Aber das allein reicht noch nicht aus. Der mögliche Gewinn müsste zudem auch einen Vermögenswert darstellen.

Und hier gibt es etliche offene Fragestellungen, die derzeit noch nicht abschließend beantwortet sind. Es ist insofern durchaus möglich, dass Lootboxen, je nach Ausgestaltung auch in Deutschland unter das Glücksspielrecht fallen und als illegal eingestuft werden könnten. Hier muss aber die Zukunft abgewartet werden.

MeinMMO: Wie könnten Entwickler oder Publisher davor schützen, unter das Glücksspielgesetz zu fallen?

Solmecke: Diese Frage umtreibt eine ganze Branche. Das Beispiel Lootboxen zeigt, wie viele Fallstricke bei der Vereinbarkeit von Zufallsmechanismen in Computerspielen mit dem Glücksspielrecht lauern. Um diese sicher zu umschiffen, bedarf es einer umfassenden juristischen Beratung im Einzelfall, denn jeder Hersteller gestaltet den Einsatz anders. Schon kleinste Fehltritte können schließlich erhebliche wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen.

Wie geht es mit FIFA weiter? Das Urteil in Österreich führt zu Diskussionen zu den FIFA-Packs und Lootboxen allgemein in Videospielen. Dabei wird die Entscheidung des Bezirksgerichts Hermagor als “Sensations-Urteil” betitelt, das Wellen in der gesamten Branche schlagen könnte.

Bisher gibt es in Deutschland noch keine Einschränkung der Lootboxen in FIFA.

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Quelle(n): www.gameswirtschaft.de, www.gamestar.de
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Knusby

Echtgameeinsatz? Ja okay stört mich ehrlich gesagt nicht so sehr, aber das RNG sollte verboten werden!

Osiris80

Als Erwachsener wird mir vorgeschrieben in welchem Bundesland ich Glücksspiel betreiben darf, aber Kinder werden Deutschlandweit addicted & abgezockt , finde den Fehler.

Andy

Ich denke die Hersteller und Publisher werden von Lootboxen weg gehen und sich auf NFT und Blockchain/Bitcoins konzentrieren.
Mal sehen was das das erste EA, nicht Fifa Fussballspiel bringen wird.

Snake

Ich schätze sowohl NFTs als auch Lootboxen. Aber in einer Art Kombination. Sprich du kriegst einen NFT Spieler nur durch das kaufen von Lootboxen. Man muss aber natürlich für die Lootbox als auch das NFT am Ende zahlen. Und damit es sich richtig lohnt wird es diesmal jeden Spieler aus allen Vereinen der Welt nur ein einziges Mal geben. Ok das letzte ist vielleicht übertrieben aber wer weiß. Kann so kommen.

Zid

Ich schätze sowohl NFTs als auch Lootboxen. Aber in einer Art Kombination. Sprich du kriegst einen NFT Spieler nur durch das kaufen von Lootboxen.

Wäre das nicht die selbe Problematik, die oben beschrieben wird? Sofern man dem Gewinn (in deinem Beispiel ein NFT) einen Vermögenswert zumessen kann, wäre das doch auch wieder als Glücksspiel zu bezeichnen.

Denke der Knackpunkt liegt in dem Faktor “Gewinnchance”.

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