Activision Blizzard hat die angeschlagene Sportorganisation MLG wohl vor allem wegen der Streaming-Möglichkeiten gekauft, die diese bietet. Und außerdem war’s günstig.
Analysten verschiedener Firmen zeichen dem Wirtschaftsmagazin Fortune gegenüber ein deutliches Bild: Die MLG hatte sich übernommen. Es sollte ein Stadion in China gebaut werden, dann hatte man mit der ESL noch einen Konkurrenten auf den Fersen. Auch wenn eSport ein Boom-Sektor ist, war die MLG in den letzten Monaten wohl in eine finanzielle Schieflage gerutscht und suchte einen Käufer. Man hatte Schwierigkeiten von dem eigenen Erfolg auch finanziell zu profitieren.
Analysten glauben, dass sich die Liga verzettelt hat. Der Verlust von Call of Duty an die ESL und der Abgang einer der entscheidenden Personen, seien die Folge gewesen.
Nachdem Verhandlungen mit Yahoo im Oktober ergebnislos blieben, hat Activision Blizzard zugeschlagen.
Activision Blizzard will Streaming-Möglichkeiten und Broadcast-Erfahrung nutzen
Das kam schon letzte Woche an die Öffentlichkeit. Ein enttäuschter Shareholder der MLG hatte einer kleineren US-Seite ziemlich wütend Informationen zugespielt. MLG und Blizzard schwiegen aber lange dazu. Gestern kam die offizielle Pressemeldung: Ja, wir haben die MLG gekauft. Auf Zahlen ging man nicht ein. Laut der ersten Quelle soll die MLG Activison 46 Millionen US-Dollar gekostet haben – ein ziemliches Schnäppchen, wenn man weiß, in welchen Dimensionen die sonst operieren.
Jetzt, wo der Deal durch ist, finden die Chefs von Activision salbungsvolle Worte. CEO Bobby Kotick spricht davon, dass MLG „Premium-Inhalte“ herstelle könne und eine erprobte Technik habe, um ihre Sendungen auszustrahlen – das beinhaltet auch die Möglichkeiten zum Live-Stream. All das stärke die strategische Position von Activision.
Laut Kotick plane man, das „ESPN“ des eSports zu gründen. Der Kauf der MLG helfe dabei. ESPN ist das große US-Sportnetzwerk. Sowas wie Sport1 um den Faktor 100 multipliziert. Activision glaubt und stützt sich dabei selbst auf Analysten, dass das eSport-Publikum bis 2017 auf 300 Millionen Menschen anwächst. Da will man offenkundig dabei sein.
Das eSport-Team der MLG wird von Activision Blizzard übernommen. Auch der CEO Sundance DiGiovanni wird mit an Bord sein. Da hatte man ursprünglich berichtet, der sei ganz raus, aber er wechselt nur zum neuen Chef.
Laut DiGiovanni sei der eSport gerade an einem Wendepunkt, die Popularität des eSports steige und mache der vieler traditioneller Sportarten Konkurrenz. Der jetzige Kauf werde dem “kompetitiven Spiel” neue Möglichkeiten bieten und dabei helfen, dass Spieler Anerkennung finden, die Außergewöhnliches leisten.
Den Mitgründer der MLG hatte man schon … jetzt holte man den Rest
Die MLG soll jetzt im Folge des Kaufs so weiterlaufen wie geplant, weiter mit den Partnern und anderen Publishern zusammenarbeiten. Wie man gegenüber der US-Seite Gamespot sagte, sei Activision Blizzard nicht eingestiegen, um sich bei den bestehenden Dingen der MLG einzumischen, sondern man will Dinge hinzufügen. Es werde ziemlich so weitergehen wie bisher – nur besser. Der Satz kommt von Mike Sespo, einem Mitgründer der MLG. Blizzard hatte sich den schon vor einigen Monaten ins Boot geholt, um die neue, eigene eSport-Division zu leiten.
Jetzt hat man sich auch den Rest von MLG geschnappt.
Irgendwie besorgniserregend: Der Partner von Sepso in der Leitung der eSport-Division ist Steve Bornstein. Der hat früher tatsächlich ESPN geleitet … das Sportnetzwerk, dem man nun nacheifern möchte.
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Also sie haben neue Verträge über das Covern von CoD-Turnieren mit der ESL gemacht (da vermutlich eine Menge Kohle für bekommen, um sich gegenüber der MLG abwerben zu lassen), das trifft die MLG wiederum so hart, dass man die nun für einen Spottpreis kauft. “Well played.” würde ich mal sagen. Wie lange diese Verträge jetzt wohl noch laufen…
Es wird mit reingespielt haben.
Aber ich glaub das Problem bei vielen dieser schnell wachsenden Internet-Sachen ist: Wo kommt das Geld her? Also die wachsen, die erreichen unheimlich viele Leute – aber wie ziehst du daraus Kohle? Man denkt immer: Musst halt richtig geile Werbung schalten! Aber das ist alles nicht so einfach.
Ich hab mich auch zu wenig damit beschäftigt, aber so aus meinen Erfahrungen: Reichweite bringt dir gar nix, du musst sie “monetarisieren.”Und das scheint in so einer “neuen, wachsenden” Sparte ziemlich schwierig zu sein – und man hat sich da irgendwie verzockt.
“Laut DiGiovanni sei der eSport gerade an einem Wendepunkt, die Popularität des eSports steige und mache der vieler traditioneller Sportarten Konkurrenz.”
Papa von Joss ging noch mit seinem pickeligen Tunichtgut in die Pilze. Dass Pelé’s Soccer, Kick Off und Konsorten eSport seien, hätte der mir nicht durchgehen lassen.