WoW: Raiden als Gehörloser – Die Probleme, die keiner versteht

In World of Warcraft raiden ohne Gehör – was für Probleme gibt es? Wo liegen die größten Schwierigkeiten?

Vor Kurzem haben wir darüber berichtet, wie es der Gehörlosen-Gilde Durus Veritas in World of Warcraft gelungen ist, Xavius auf mythisch zu bezwingen. Die Kollegen von PCGamer haben sich den Gildenleiter Joseph Antle geschnappt und ein Interview mit ihm geführt. Wir haben einige der spannenden Passagen rausgearbeitet und für Euch übersetzt.

Antle beschreibt, dass er schon vor Durus Veritas in einer Gilde unterwegs war, die sich damals in Raids versucht hat. So wirklich dazugehörig fühlte er sich aber nicht, denn die ganze Gilde besprach vornehmlich alles im Ventrilo – im Chat herrschte Stille. Er bekam lediglich kurze Ansagen wie „Du dispellst beim 3. Fluch“ oder „Du kümmerst dich um den markierten Mond-Spieler“.

„Ich muss gestehen, dass es langweilig war und ich mich isoliert fühlte, weil niemand den Chat benutzt hat und alle anderen Ventrilo genutzt haben.“

Im Interview erklärt er ausführlich, wie die Raidvorbereitung einer Gehörlosen-Gilde bei Kämpfen aussieht. Die einzelnen Spieler müssen sich viel mehr Mechaniken und Aufgaben merken, als in einer „gewöhnlichen“ Gilde. Kein Wunder, wenn während des Bosskampfes ein Schlüsselspieler stirbt, dann sagt der Raidleiter im Voicechat normalerweise rasch einen Ersatz an, der diese Rolle übernimmt – zum Tippen bleibt einer Gilde mit Gehörlosen Spielern im Regelfall aber wenig Zeit, denn dem mythischen Boss sind die Einschränkungen der Spieler egal.

Spannend ist auch, dass viele Arten von körperlichen Einschränkungen in Spielen bereits bedacht werden. Für viele Spiele gibt es Einstellungen, dass etwa farbenblinde Personen besondere Anzeigen bekommen oder das Farbspektrum so verschoben wird, dass für sie die Unterschiede deutlicher werden. Doch besondere Einstellungen für Gehörlose sucht man vergebens – und nein, Untertitel während der Cutscenes zählen nicht wirklich dazu.

Auf die Frage hin, was Blizzard denn ändern könnte, um Gehörlosen mehr Hilfen zu geben und sie auf ein faireres Spielfeld anzuheben, antwortet Antler mit einem Satz, der zum Nachdenken anregt:

„Das ist eine schwierige Frage zu beantworten, wenn man bedenkt, dass wir nicht genau wissen, was uns entgeht.“

So gab es vor allem bei Overwatch schon einige Debatten, ob nicht zumindest die Ansagen der gegnerischen Ultimates durch Untertitel angedeutet werden können, damit auch gehörlose Spieler sich darauf vorbereiten können. Da diese Spieler es in einem Shooter – bei dem das Gehör grundsätzlich sehr wichtig ist – ohnehin schon stark im Nachteil sind.

Cortyn meint: Ich finde es noch immer ziemlich beeindruckend, was Menschen mit einem Handicap leisten können, wenn sie ein Hobby wirklich gern haben. Darüber hinaus ist es immer erfrischend, mal ein bisschen „Input“ von anderen Seiten zu bekommen, um diese nachvollziehen zu können. Gerade das Argument mit den Untertiteln für Overwatch-Ultimates finde ich spannend, wäre aber etwas, worüber ich im Leben nicht nachgedacht hätte. Die Verantwortung liegt hier bei den Menschen mit Gehör, um denen ohne diese „Normalität“ ein besseres Spiel zu ermöglichen.

Erst vor Kurzem hat Durus Veritas Xavius im mythischen Smaragdgrünen Alptraum bezwungen.