Die neue Netflix-Dokumentation „Das fantastische Leben des Ibelin“ erzählt die berührende Geschichte eines Spielers aus World of Warcraft, der in Azeroth echte Freunde und schöne Momente fand, während sein echtes Leben eine einzige Qual war.
Worauf basiert die Dokumentation? Auf bbc.com erschien am 7. Februar 2019 der Artikel „My disabled son’s amazing gaming life in the World of Warcraft“, in dem es um Mats Steen geht, einen norwegischen Jungen, der an Muskeldystrophie Duchenne litt (mehr zur Krankheit auf Wikipedia).
Basierend auf dem Schicksal von Mats und seinen Eltern erscheint am 25. Oktober 2024 die Netflix-Dokumentation „Das fantastische Leben des Ibelin“, für die ihr euch im Folgenden den offiziellen Trailer ansehen könnt:
Spannende Perspektive für Eltern
Was ist die Geschichte von Mats? Mats war an den Rollstuhl gefesselt und die Ärzte hielten es für unwahrscheinlich, dass der Junge seinen 20. Geburtstag erleben würde. Seine Eltern wiederum befürchteten, dass ihr Sohn aufgrund der Krankheit niemals Freunde finden oder einen Fußabdruck in der Welt hinterlassen würde.
Mit elf Jahren bekam Mats das Passwort für den Familien-PC, dort entdeckte er für sich die World of Warcraft. Seine Eltern akzeptierten das neue Hobby zwar, verstanden es aber nie. Bestimmt geht es nur ums Gewinnen, um den Wettbewerb mit anderen Spielern, so ihre Einschätzung. Mit Sorge beobachteten sie, dass ihr Junge bis tief in die Nacht am Rechner blieb und morgens lange schlief.
Was sie nicht mitbekamen: Mats fand in Azeroth etwas, das ihm im echten Leben verwehrt geblieben war, und zwar eine Gemeinschaft und Freunde, bei denen er seine Krankheit für einige Zeit vergessen konnte. In WoW war er einfach nur Lord Ibelin Redmoore, ein beliebtes Mitglied einer WoW-Gilde. Der Typ, der gut zuhören konnte und mit dem man Spaß hatte.
Azeroth ist mehr als nur eine Online-Welt – hier die volle Breitseite Classic-Nostalgie:
Änderten die Eltern ihren Blick auf WoW? Ja, und wie! Als Mats am 18. November 2014 starb, hatte sein Vater die Idee, den Mitspielern von Mats eine Nachricht zu hinterlassen, und zwar über den Blog, den sein Sohn nebenbei gepflegt hatte. Dort erklärte er, was passiert war und unter welcher E-Mail-Adresse man ihn erreichen könne. Er befürchtete, dass sich niemand melden würde …
Doch das Gegenteil war der Fall. Viele Mitstreiter aus der Gilde drückten in Nachrichten ihr Beileid und ihre Trauer aus, sie teilten mit den Eltern persönliche Erinnerungen an Mats und was sie in den gemeinsamen Jahren in WoW erlebt hatten. Viele betonten, wie wichtig der todkranke Junge im Laufe der Zeit für die Gemeinschaft geworden war.
Wie wichtig, das erkannten die Eltern, als sich viele Mitglieder der Gilde in den Flieger setzten, um bei der Beerdigung dabei sein zu können. Wer sich das Ticket nicht leisten konnte, bekam Hilfe vom Rest der Gemeinschaft.
All das machte den Eltern klar, wie wichtig World of Warcraft für Mats geworden war und was für ein Leben er trotz seiner Krankheit geführt hatte, nämlich eines mit Freunden und vielen schönen Momenten. Er hatte es geschafft, seinen Fußabdruck in der Welt zu hinterlassen. Mats wurde 25 Jahre alt.
Wie wichtig MMORPGs für viele Menschen sein können, das zeigt nicht nur die Geschichte von Mats. Im Juni 2024 berichteten wir etwa über Jasmynrose29, die in einem Post von ihrer schweren Krankheit berichtet und wie The Elder Scrolls Online ihr geholfen hat: Schwer kranke Frau teilt mit der Community, was ESO für sie bedeutet, die Reaktionen sind herzerwärmend
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Sehr berührend und traurig. 😥
Einerseits berührend… aber andererseits auch irgendwie traurig, dass die Eltern das erst im Nachhinein erfahren haben. Haben die denn nie eingehend darüber geredet, oder sich ernsthaft für das interessiert, was ihrem Sohn an seinem offenbar sehr intensiv gepflegten Hobby so wichtig war und was er dort eigentlich macht?
Ich habe die Doku allerdings nicht gesehen, evtl. hat das ja jemand und kann mich aufklären…!?
Der Artikel auf BBC entstand ja durch ein Gespräch mit dem Vater des Jungen. Wenn du dir anschaust, wie er da zitiert wird, bereut er es wohl am meisten, dass sie sich nicht ernsthaft für das interessiert hatten, was ihr Sohn getan hat:
“In retrospect, I think we should have been more interested in the game world, where he spent so much time,” says 56-year-old Robert. “By not doing so, we robbed ourselves of an opportunity that we didn’t know we had.”