Beim großen europäischen Gaming-Publisher Ubisoft (Assassin’s Creed, The Division) geht der nächste wichtige Mitarbeiter. Der PR Director Stone Chin wurde gefeuert. Er erklärt auf Twitter, was genau zu seiner Entlassung geführt hat und wie er mit den Vorwürfen umgeht.
Was ist da bei Ubisoft los? Nachdem Berichte erschienen sind, es sei über die Jahre immer wieder zu sexuellen Belästigungen und sogar Übergriffen bei Studios von Ubisoft gekommen und die Kultur des Unternehmens sei sexistisch gewesen, hat der CEO von Ubisoft, Yves Guillemot, am 12. Juli angekündigt, dass personelle Änderungen erfolgen und schritt gleich zur Tat:
- 3 der wichtigsten Manager bei Ubisoft haben ihren Job verloren, darunter der Kreativ-Chef Serge Hascoët, der offenbar hinter der berühmte Ubisoft-Formel steckte
- die Personal-Chefin
- 2 weitere Manager wurden suspendiert, darunter die rechte Hand von Hascoët
- jetzt erklärt der PR-Chef, dass er gefeuert wurde
Frauen die kalte Schulter gezeigt, die ihn abblitzen ließen
Das sagt der PR-Chef: Stone Chin beginnt seine Erklärung damit, dass er bei einem Vorwurf unschuldig sei. Es gebe eine Anschuldigung gegen ihn, er habe 2012 einen sexuellen Übergriff gegen eine Frau begangen. Mit der sei er in beiderseitigem Einvernehmen eine Nacht zusammen gewesen.
Später habe sie dann das Gefühl gehabt, dass er sie wie ein Objekt behandelt, aber er dachte, das wäre ausgeräumt. In jedem Fall sei an der Anschuldigung nichts dran.
Dennoch habe er sich einiges über die Jahre zu Schulden kommen lassen. Er sei wegen seines „Managements-Stils“ gefeuert worden, sei ihm von Ubisoft mitgeteilt worden, der habe nicht den Standards der Firma entsprochen:
- Chin habe zwei Mitarbeiterinnen zu Dates eingeladen, und als die ihn abblitzen ließen, habe er ihnen in Zukunft die kalte Schulter gezeigt
- er habe sich zudem in abwertender Sprache zu Mitarbeitern geäußert, die ihm vormals direkt unterstellt waren
- sein Management-Stil sei passiv-aggressiv gewesen
Chin sagt: Er versteht jetzt, dass er dabei versagt hat, die Macht-Verhältnisse zwischen den Geschlechtern zu erkennen, gerade in der Gaming-Industrie. Und er war sich nicht immer darüber bewusst, wie seine Handlungen auf Frauen wirken. Chin sei blind für die vielen Schwierigkeiten gewesen, mit denen sich Frauen jeden Tag rumschlagen müssen.
Der ehemalige PR-Chef sagt, es tue ihm leid. Er werde sich bessern und er hofft, dass er sich persönlich bei den Betroffenen entschuldigen kann. Chin sagt, er werde nun Hilfe bei Familie und Freunden suchen und sich in Therapie begeben.
Das ist das Besondere der Fall: Chin ist jetzt der erste Ubisoft-Manager , der offen sagt, dass er gefeuert wurde. Alle anderen Personal-Wechsel bei Ubisoft, die bekannt wurden, sind als Rücktritte oder einvernehmliche Trennungen dargestellt worden.
Ubisoft scheint interne Ermittlungen durchzuführen, Fälle aufzuklären und personelle Änderungen im großen Stil vorzunehmen.
Das Thema gärt. Erst gestern ist ein großer Insider-Report erschienen, der Missstände bei Ubisoft aufdeckte: Der Sexismus von oben soll sogar die Spiele beeinflusst haben.
Während Ubisoft die Vorfälle offenbar professionell untersucht, basieren viele Vorwürfe auf Berichte der vermeintliche Opfer über soziale Netzwerke. Diese Berichte erzeugen Empörung und entwickeln Druck und eine Eigen-Dynamik.
Damit setzt sich der Chef einer E-Sport-Organisation kritisch auseinander, dessen Star-Spieler von Vorwürfen betroffen war und der sie mittlerweile eingestanden hat und darüber zurücktrat:
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Naja, immer sehr schwer solchen Dingen nach zu gehen. Besonders dann, wenn sie erst 8 Jahre später gemeldet werden.
Naja er sieht es ein, aber mal ehrlich, ich glaube kaum das jede frau die sich zurzeit beschwert unschuldig ist, man kann halt für alles ne Ausrede suchen. Zumal es auch genügend Frauen gibt die sich auch voll daneben benehmen. Dieses einseitige Denken ist mir viel zu einfach.
Ich weiß nicht. Für mich wirkt das alles schon fast “normal”. Sexismus erlebe ich auf meiner Arbeitsstelle, in der Öffentlichkeit und Privat. Wenn teilweise aufgrund gewisser Vorzüge Frauen schon fast unangenehm “nett” behandelt werden, oder es fast keine Frauen in Führungsrollen (2-3 von 20-30) gibt, bis hin zu permanenten Runterputzen da man ne persönliche Abneigung gegen Frauen in bestimmten Berufen hat.
Auch wenn man es nicht mehr so stark sieht, Sexismus ist immer noch mehr als Präsent in unserer Gesellschaft. Und ja auch wir Männer werden nicht selten damit bombardiert.
Ich denke da wurde jetzt mal Stück für Stück aufgedeckt was halt überall ohnehin schon zur “Normalität” gehört und da werden die nächsten Monate sicher nicht mehr solcher Skandale aufgedeckt. Die Frage, die ich mir dann dennoch stelle: Ändert sich dann auch wirklich was? O.o
Frauen sind daran aber nicht unschuldig. Sie Spielen gerne mit den Männern, provozieren und nutzen ihre körperlichen Attribute um männliche Kollegen für ihren Vorteil zu beeinflussen. Ich finde es schlimm das immer nur die Männer schuldig sind und oft direkt gefeuert werden etc. Ich möchte nicht wissen in wie vielen fällen, die Frau die dahinter steckt, sich ins Fäustchen lacht.
Erfolg und finanziell abgesichert haben oft Priorität. Ich denke da gibts auch einen fliessenden Bereich von Absicht bis Inkaufnahme. Hab ich eigentlich kein Problem mit, solange das nicht hinterher der Gegenseite untergeschoben wird.
Das wirds leider immer geben.
Hier gehts aber mehr um systematische Benachteiligung und Belästigung.