Vor knapp zwei Wochen hat die jährliche RPC (Role Play Convention) in Köln stattgefunden. Weil das quasi direkt vor der Haustür liegt und es eine gute Gelegenheit ist, um Onlinebekanntschaften mal wieder im realen Leben zu treffen, habe ich mich natürlich an beiden Tagen auf die Messe geschmissen! Ich will Euch berichten, was ihr so alles verpasst habt und dann hoffentlich dazu motivieren, im nächsten Jahr selbst vorbeizuschauen.
Rollenspiel in allen Facetten
Wer noch nie etwas von der RPC gehört hat, aber ein Fan von Rollenspielen im Allgemeinen ist, der wird sich auf dem Messegelände pudelwohl fühlen. Es sind diese zwei Tage im Jahr, in denen man in einer Halle nur mit Gleichgesinnten ist. Einige Entwickler stellen ihre Videospiele vor, aber das ist nur ein kleiner Teil. Der Begriff “Rollenspiel” ist hier sehr weit gefasst und beinhaltet auch Pen&Paper, Tabletop (Warhammer 40k), LARP, Brettspiele, Anime und Cosplay.
Der Mittelalterjahrmarkt im Außenareal ist inzwischen auch ein fester Bestandteil geworden, ebenso wie die “Künstlermeile” auf der man geniale Bilder von aufstrebenden Zeichnern ergattern oder sogar das Porträt seines eigenen Charakters in Auftrag geben kann. Zuletzt gab es Workshopareale, in denen bekannte Fantasyautoren Lesungen halten oder Visionäre ihr neues P&P-Regelsystem präsentieren.
RPC Fantasy Award 2015
Wie jedes Jahr wurde auch diesmal wieder der “RPC Fantasy Award” verliehen. Was vor einigen Jahren noch als recht unbedeutende Ehrung galt, um das Programm der RPC irgendwie zu füllen, hat sich inzwischen zu einem Preis mit echter Marktbedeutung gemausert. Besonders für den explodierenden Markt der mobilen Unterhaltung ist die Auszeichnung einer von vielen kleinen Schritten auf dem Weg zu neuen Kunden.
In der Kategorie Mobile- und Browsergames wurden etwa 11 Spiele nominiert, von denen ich viele bis dahin gar nicht kannte:
- HearthStone: Heroes of Warcraft
- Therian Saga
- Die Zwerge – Dritte Expedition
- Age of Sparta
- Dungeon Hunter V: Diablo
- Geheimakte Tunguska
- Heavenstrike Rivals
- Nosferatu – Twilight Runner
- Pixel Heroes: Byte & Magic
- Sigils: Schlacht um Raios
- World of Tanks Blitz
HearthStone holt sich ersten Platz
Es ist wenig verwunderlich, dass HearthStone den ersten Platz abgeräumt hat. Der zweite ging an Therian Saga und der dritte an “Die Zwerge”. Wer unterwegs von Langeweile geplagt wird, sollte aber auch mal einen Blick auf die anderen nominierten Spiele werfen. Denn gerade das ist einer der schönsten Aspekte der RPC: Neue Dinge ausprobieren und sich dann für den Rest des Lebens hoffnungslos darin verlieren.
Neben den Browser- und Mobilegames (hierfür können wir z.B. unsere Kollegen von Browsergames.de empfehlen) wurden auch andere Kategorien geehrt, wie etwa PC/Konsolenspiele, Literatur oder “vielversprechende Produkte.”
Innovationen und “totgepatchte” Spiele
Den meisten Spaß hat man, wenn man die ganzen Spiele auf der RPC selber ausgiebig testet und das geht kostenlos (vom Eintrittsticket mal abgesehen). Gerade die großen Brettspielehersteller wie Pegasus oder Ulisses sind mit vielen Leuten vor Ort und erwarten gierig das Feedback der Spieler. Mich hat das kommende P&P-Regelwerk “Wolsung” sehr begeistert, das die Spieler nicht lange mit einem komplizierten Würfelsystem aufhält und auch lustige “Indiana Jones”-Moves erlaubt: Coolness gepaart mit Effektivität und jeder Menge Humor.
Dass Spieleentwickler manchmal über das Ziel hinaus schießen und ein Spiel “totpatchen” ist für uns Gamer keine Neuheit, das kommt aber auch im Gesellschaftsspielemarkt vor. Das legendäre Spiel “Werwölfe aus dem Düsterwald”, in denen eine Gruppe die Werwölfe am Tag verbrennen muss, während diese in der Nacht langsam die normalen Menschen töten, hat ein Update bekommen, das so ziemlich keinem gefallen hat. In der neuen “Inquisition”-Variante ging es nicht mehr um die Kommunikation der Spieler (beim Nether, das Bluffen, Lügen und Debattieren ist der lustigste Aspekt des Spiels gewesen), sondern das Ganze wurde auf Spielkarten und -marken verlagert. Ich glaube, das ist auch den Anleitern der Proberunden aufgefallen und das neue Spielkonzept wird eventuell noch mal überarbeitet werden.
Das sind nur zwei Beispiele, insgesamt konnte man viele Hundert verschiedene Dinge ausprobieren und selbst zwei Tage reichen bei Weitem nicht aus, um alles erleben zu können.
Cosplay – Viel Arbeit und oft wenig Anerkennung
Ein besonderer Hingucker sind Jahr für Jahr auch die verschiedenen Cosplayer. Egal ob eine Twi’lek aus Star Wars, irgendein Fuchs-Charakter aus LoL (ja, steinigt mich, ich kenne die nicht!), Handsome Jack aus Borderlands oder ein lebensgroßer Sukkubus, auf der RPC findet man viele Kostümierte. Die meisten von ihnen haben ihre Kleidung selber hergestellt, unzählige Stunden Arbeit in sie hineingesteckt und eine verdammt große Liebe zum Detail entwickelt.
Leider werden diese Menschen auf der Messe nicht immer mit dem nötigen Respekt behandelt – damit meine ich nicht ihre Arbeit, die kann man mögen oder nicht. Aber recht oft werden die Cosplayer einfach “angefasst” und auf ein Foto gezwungen oder es wird stumpf verlangt, sich in Pose zu stellen. Als wäre das nicht dreist genug, bedanken sich sogar viele Leute nichtmal, wenn sie dann ein Foto bekommen haben, sondern gehen einfach wortlos weiter. Hey, hinter den Masken stecken Menschen. Behandelt sie doch bitte auch so, ja?
Kleine Macken bei der Planung
Wie Ihr sicher deutlich herausgelesen habt, bin ich von der RPC grundsätzlich ziemlich begeistert. Aber weil nichts im Leben wirklich perfekt ist (von Dämonen mal abgesehen), gab es auch hier kleine Probleme, die störend waren. Die Gänge zwischen den einzelnen Ständen waren diesmal sehr unterschiedlich in ihrer Größe – das sorgte besonders am Samstagmorgen dafür, dass man sich kaum in Ruhe umschauen konnte, weil einige Gänge schlicht überfüllt waren und Zustände herrschten wie beim amerikanischen Black Friday.
Ebenfalls ärgerlich war die Tatsache, dass die Rollenspieltische für Pen&Paper-Gruppen mitten in der Halle lagen. Dort eine spannende Atmosphäre zu erzeugen war schwierig, wenn man den Spielleiter mit “Mein Elf schleicht sich heimlich an und versucht den Zwerg von hinten auszuschalten!” anschreien musste, weil die Geräuschkulisse unerträglich laut war. Ein separater Bereich in einer anderen Halle wäre dafür vermutlich besser gewesen. Zuletzt gab es noch einen recht lauten Stand, bei dem der Moderator sich extrem oft über Nerds lustig gemacht hat und das nicht auf die lustige Art, sondern so, dass man vor Fremdscham am Liebsten im Boden versunken wäre – Argumente alá “stinkende Freaks ohne Freundin” lassen grüßen.
Das sind aber nur drei kleine Kritikpunkte, als Ganzes betrachtet war die RPC ein voller Erfolg, zumindest aus Sicht unserer Gruppe. Obwohl wir jedes Jahr dort sind, kam auch diesmal nie Langeweile auf!
Der Termin für die nächste RPC steht übrigens schon. Am 28. und 29. Mai 2016 wird sie wieder in den Hallen der Kölnmesse stattfinden – reicht also schon mal brav Euren Urlaub ein, es lohnt sich!
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“Der Mittelalterjahrmarkt im Außenareal ist inzwischen auch ein fester Bestandteil geworden”
Ja, schöner Artikel. Wobei ich mich über das oben zitierte “inzwischen … geworden” sehr gewundert habe. Denn der Mittelaltermarkt war bereits in Münster, zur Gründung der RPC 2007/08, ein fester und gut angenommener Bestandteil der RPC.
Generell hat die RPC einiges an Charme verloren seit sie von Münster nach Köln gezogen ist. Dort gab auch einen getrennten Bereich mit Tischen fürs P&P.
Vor allem hat der Umzug nicht einmal wirklich Sinn gemacht. Die Besucherzahlen liegen in etwa in dem Bereich der letzten Veranstaltung in Münster, in 2012 und 2014 waren sogar weniger Besucher in Köln. Dafür ist das Gelände einfach zu groß und unpersönlich.
Da Münster sehr nah an meiner “alten” Heimat liegt, kann ich deine Ansicht nachvollziehen.
Ich finde aber nicht, dass die Messe “unpersönlich” geworden ist und bei Weitem auch nicht zu groß. Es gab zwar das typische Phänomen, dass Samstag alles überlaufen war und Sonntag fast schon gähnende Leere herrschte, aber wäre die Messe kleiner, hätte das zu Problemen geführt. Wenn ich mich nicht irre, war die RPC am Samstag sogar ausverkauft und hat keine Leute mehr hereingelassen – ich glaube, das gab es vorher noch nicht, aber das habe ich nun auch nicht recherchiert 🙂
Cooler Artikel, danke Cortyn 🙂
So wie damals mit Tim Kickbusch… Nicht schön…
> Zuletzt gab es noch einen recht lauten Stand, bei dem der Moderator sich extrem oft über Nerds lustig gemacht
AUF der RPC gab es so einen Stand? Nicht davor, oder daneben? Was war das denn für ein Stand? RTL? ^^
Leider nicht. Ich wollte den Stand nicht beim Namen nennen, weil ich natürlich auch nicht 24/7 daneben stand und es womöglich nur der eine Moderator war, der so übertrieben hat.