Augenscheinlich war es eine sehr lange Reise für eine kleine Postkarte. Doch die Geschichte dahinter ist einfach: pure Zuverlässigkeit.
War die Postkarte wirklich 120 Jahre lang unterwegs? Die Geschichte hinter der Postkarte, die Anfang August 2024 im Briefkasten eines Hauses in Wales, Großbritannien, ankam, begann vor rund 120 Jahren.
Wie hier auf smithsonianmag.com ausgeführt, schrieb im Jahr 1903 jemand namens Ewart, der damals in der Gemeinde Fishguard an der walisischen Westküste lebte, eine Postkarte an Lydia Davies. Sie wohnte in einem Haus an der Cradock Street, Hausnummer 11, in Swansea.
Die Ortschaft liegt etwa 50 Kilometer entfernt an der Südküste von Wales. Heute wohnt dort aber niemand mehr, es ist der Sitz einer Baugesellschaft.
Woher kennen wir das Datum der Aufgabe in die Post? Strenggenommen kennen wir das nicht, aber anhand der Briefmarke und des Poststempels wissen wir, wann die Postkarte erstmals Kontakt mit einer Poststelle hatte: Abgestempelt ist sie mit „AU23 03“. Henry Darby, ein Mitarbeiter der inzwischen an der Adresse in Swansea sitzenden Gesellschaft, schließt daraus und aus dem Motiv der Marke Folgendes:
August 23, 1903 und abgebildet ist König Edward VII, der von 1901 bis 1910 die Krone trug. Er ist der Ur-Ur-Großvater des amtierenden Königs Charles III. Tracy Coleman, eine Spezialistin der Royal Philatelic Society London, stimmt dieser Einordnung zu. Übersetzt steht auf der Postkarte in feiner Handschrift:
Liebe L. Ich konnte nicht, es war unmöglich, das Paar davon zu bekommen. Es tut mir so leid, aber ich hoffe, dass Du Dich zu Hause wohlfühlst. Ich habe jetzt ungefähr zehn [Schilling] Taschengeld, die Bahnfahrkarte nicht mitgerechnet, also geht es mir gut. Grüß bitte Miss Gilbert und auch John von mir, mit Liebe an alle, Ewart.
Worum es hier genau geht, bleibt unbekannt.
Wer war Lydia Davies? Vor 121 Jahren war die Gegend von Swansea, wo die Postkarte ankam, ein Wohngebiet. Inzwischen ist dank gesammelter Infos aus Meldedaten und durch Antworten unter einem Post der Gesellschaft auf Facebook zumindest ein grobes Bild entstanden:
Einst lebte an der Adresse ein gewisser John F. Davies, Beruf Schneider, mit seiner Ehefrau, Maria A Davies, und sechs Kindern. Lydia war das älteste Kind der beiden und wohl 16 Jahre alt, als die Postkarte geschrieben wurde. Ewart Davies war 1903 wohl 13. Er könnte ein Cousin von Lydia gewesen sein. Sein Vater arbeitete laut Daten einer Volkserhebung aus dem Jahr 1901 ebenfalls als Schneider. Es könnte also eine Familientradition gewesen sein, der beide Brüder gefolgt sind.
Ob Lydia Davies die Postkarte von Ewart jemals erhalten hat, wissen wir nicht. Aber viellicht findet die Postkarte (erneut) zu ihrer Familie. Denn unter Facebook-Post hat sich eine angebliche Großnichte von Lydia gemeldet. Ob das der Wahrheit entspricht, steht Stand 5. September 2024 nicht fest. Henry Darby von der Baugesellschaft in Swansea ist aber wohl dran, der Karte ein Zuhause zu suchen.
Wie kam die Postkarte denn im Jahre 2024 nach Swansea? Mit der Post, wie es sich gehört. Denn an sich sei der Vorgang laut Fachleuten der britischen königlichen Post nichts Ungewöhnliches.
Denn reale Postkarten aus der Vergangenheit wie diese könnten in vielerlei Geschäften im Vereinigten Königreich als Andenken, Souvenirs oder als historische Dokumente erworben werden.
Irgendwer habe sich wohl den Spaß gemacht, zu schauen, was passiert, wenn er eine uralte Karte in einem Antiquitätenladen kauft und sie in einen Briefkasten wirft. Von da an sei alles dem korrekten Ablauf gefolgt:
Wenn eine Sendung in unserem System ist, sind wir verpflichtet, es an der korrekten Adresse zuzustellen.
Königliche Post des Vereinigten Königreiches
Um eine Postsendung in ein für die meisten Menschen auf der Welt abgeriegeltes Land geht es in einem anderen Artikel bei uns. Denn ein Paket nach Nordkorea ist nichts Alltägliches, aber kann es überhaupt gelingen? Das müsste ja an sich mal getestet werden, dachte sich auch ein Bundesbürger und überlegte sich ein Experiment: Ein deutscher YouTuber will Pakete nach Nordkorea schicken – Ein kleines Gadget zeigt ihm, wie DHL dabei trickst
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