17-Jähriger fliegt 4 Stunden zu Pokémon-Turnier – Wird disqualifiziert, weil er lacht, als er nach Pronomen gefragt wird

17-Jähriger fliegt 4 Stunden zu Pokémon-Turnier – Wird disqualifiziert, weil er lacht, als er nach Pronomen gefragt wird

In den USA sorgt eine Geschichte um das Sammelkartenspiel Pokémon für politischen Sprengstoff im so gespaltenen Land. Ein 17-Jähriger sagt, er wurde vom „Hauptschiedsrichter“ eines Turniers bei Pokémon disqualifiziert, weil er auf die Frage, welche Pronomen er bevorzugt, nervös lachen musste. Das wurde vom Schiedsrichter offenbar als Affront gegen transgeschlechtliche Menschen empfunden. Der Spieler sagt aber: Ihm fiel das 3. Pronomen einfach nicht ein und er lachte aus Verlegenheit.

Das ist die Situation:

  • Die Geschichte explodierte über Twitter und erhielt dort fast 400.000 Aufrufe. Auf der Plattform postete der 17-jährige Makani Tran Fotos von einer Reise, die er plante.
  • Er würde an den „Regional Championships“ im Sammelkartenspiel Pokémon teilnehmen, sowas wie die Landesmeisterschaften. Die wurden in Charlotte ausgerichtet. Tran kommt aus Utah, das ist knapp 4 Flugstunden entfernt – also ein gutes Stück.
  • Für den Spieler war das eine große Sache: Er schwänzte dafür die Schule, buchte 2 Flüge, musste ein Hotel fliegen, gab etwa 800 $ aus und nahm an diesem großen Turnier teil, das auch live gestreamt wurde. Er war aufgeregt und nervös, wie er schreibt.
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Spieler wird nach Pronomen gefragt – Ihm fällt das 3. nicht mehr ein und er lacht

Das ging schief: Der Spieler sagt, das Turnier lief großartig für ihn. Er konnte die ersten 5 Runden gewinnen und stand bei 5-0. Er trat dann gegen einen besonders starken Spieler an, den 22-jährigen Alex Schemanske. Dem 17-Jährigen wurde gesagt, sein Match wurde ausgewählt, um im Stream gezeigt zu werden.

Auf dem Weg an den Tisch fragte ein Schiedsrichter ihn nach seinen bevorzugten Pronomen. Wie wollte er, dass die Caster über ihn im Stream sprechen.

Bei der Abfrage nach bevorzugten Pronomen geht es um die Geschlechtsidentifikation einer Person. Damit soll sichergestellt werden, dass Personen so angesprochen werden und dass so über sie berichtet wird, wie es ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Eine Angabe der bevorzugten Pronomen sieht man auch in den sozialen Medien immer häufiger. Sie dient dort dazu, schon bei der Kontaktaufnahme die Anrede zu wählen, welche die Person für sich bevorzugt.

Tran konnte die Frage nach den Pronomen aber nicht sofort beantworten. Er sagt, er steammelte: „Uhm, er oder ihm oder uhm …“

Der Junge sagt, ihm fiel einfach das Pronomen „sein“ in dem Moment nicht ein. Also stand er da, schaute dumm aus der Wäsche und ihm war furchtbar peinlich, dass er nicht auf das dritte Pronomen kam, das der Schiedsrichter hören wollte. Er sagte: Weil er nervös und gestresst war, hätte er ein „kleines Lachen“ ausgestoßen. Und die Antwort war schließlich sowas wie: „Uhm, er oder ihm oder Haha sein.“

Als der Schiedsrichter seinen Gegner nach dessen Pronomen fragte, habe der geantwortet „Er und ihn“, daraufhin habe der 17-Jährige ausgestoßen: „Uh, yeah, er und ihn – Haha.“

Der Schiedsrichter habe ihm gesagt, er selbst bevorzuge die Pronomen „They/Them“, also eine geschlechtsneutrale Variante, und er solle kein Arsch deshalb sein. Habe dabei aber weder verärgert noch aufgeregt gewirkt.

Tran betont:

Um das klarzustellen, ich hatte noch NIE Probleme mit den Pronomen von Leuten oder wie sich entscheiden, sich zu identifizieren, und werden auch NIE welche damit haben, weil letztlich ist das ihre Entscheidung und es hat keinen Einfluss auf mein Leben. Solange die Leute damit glücklich sind, bin ich auch glücklich.

Das Match zwischen Alex Schemanske und Makani Tran gibt es hier auf YouTube. Es geht etwas über 21 Minuten:

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Hauptschiedsrichter disqualifiziert ihn, für Verstoß gegen Inklusion-Regeln

Wie ging das weiter? Der 17-Jährige erzählt dann:

  • Anfangs habe er sich nichts gedacht und er konnte normal spielen.
  • Er merkte dann aber, dass es Unruhe unter den Schiedsrichtern gab, die standen beieinander, besprachen offenbar einen Vorfall.
  • Nach dem Match sei ein Schiedsrichter auf ihn zugekommen und habe ihn genau nach dem Vorfall befragt: Was für Pronomen er angegeben habe? In welchem Tonfall er gesprochen habe? Tran sagt, er habe auf alle Fragen höflich und ruhig geantwortet. Wenn er auch etwas verwirrt war, was genau da los war.

Er wurde dann gebeten, von der Bühne zu gehen und vom Chef-Schiedsrichter separat befragt. Tran erklärte erneut, er habe nur aus Nervosität gelacht und weil es ihm peinlich war, dass ihm das dritte Pronomen nicht eingefallen war.

Der Schiedsrichter habe auch erst verständnisvoll gewirkt, dann aber erklärt, dass der 17-Jährige wegen des Verstoßes gegen die „Inklusion-Regeln“ vom Turnier disqualifiziert werde. Der Schiedsrichter-Chef sagte ihm, es tue ihm auch leid und das sei doof, aber er habe eben gegen die Pokémon-Richtlinie verstoßen.

Spieler ist nach Disqualifikation völlig aufgelöst – Heult minutenlang

Egal, was der junge Mann noch vorbrachte. Die Entscheidung war gefallen und er wurde sogar der Halle verwiesen.

Tran sagt, er heulte wie ein Schlosshund. War total fertig. Der Schiedsrichter habe ihn um alles gebracht, um die große Chance, das viele Geld. Doch der Schiedsrichter zeigte keinerlei Mitgefühl, ihm ging es nur darum, dass Tran jetzt das Matchblatt unterschreibe:

Während ich noch heule, bittet mich der Schiedsrichter das Matchblatt zu unterschreiben. Ich hatte das Gefühl, dass er mich nicht mal wahrnimmt und dass er nur froh ist, dass das Problem gelöst ist. Ich hatte ihm grade gesagt, dass er so viel für mich zerstört hat und mir so viel Geld und harte Arbeit weggenommen hat und alles, was ihn juckt, ist es, dass ich das Matchblatt unterschreibe.

Ich sage: “Geben Sie mir mal einen Moment”, weil ich total fertig war und heulte, wie noch nie zuvor. Eine Minute später fragt er mich: “Also weigerst du dich, das Match-Blatt zu unterschreiben?”, was die Situation nur noch schlimmer machte. Ich unterschrieb das Blatt und weinte weiter. Er ging und wir haben seitdem nicht mehr miteinander gesprochen. Ich saß da bestimmt noch 10 Minuten und weinte, bis einer meiner Freunde vorbeikam.”

Der Spieler schreibt, er sei extrem frustriert von der ganzen Situation. Habe sich noch nie in seinem Leben so unfair behandelt gefühlt. Noch nie sei ihm eine Chance derart weggenommen worden. Sogar der Schiedsrichter habe ihm gesagt, er glaube nicht, dass Tran schlechte Absichten hatte. Aber das sei alles egal, weil sich eine Person angegriffen gefühlt hatte.

Das sei, aus seiner Sicht, total lächerlich.

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Die Community sammelte Geld, um dem 17-Jährigen die Reisekosten zu erstatten.

Was sagt sein Gegner zu dem Vorfall? Schemanske, der den Vorfall ja live erlebte, sagte in einem mittlerweile gelöschten Tweet:

Das ist wahrscheinlich ein gefährlicher Tweet für mich. Musste Makani disqualifiziert werden? Ich glaube nicht. Aber denkt dran: Das ist kein Vorwand, um Inklusion oder die Identität anderer anzugreifen. Erinnert euch auch dran, dass die Schiedsrichter, wegen der Regeln, nicht in der Lage sind, ihre Sicht der Dinge zu schildern.

Vorfall entgleist auf Twitter – Führt zu Spendenaktion, aber auch zu Hass-Postings

Was ist das Ergebnis? Der Vorfall schlug über Twitter große Wellen. Die Community kam zusammen und sammelte 3.025 $, um die Auslage des Spielers zu decken.

Gleichzeitig wurde die Sachen für den 17-Jährigen aber auch unangenehm, denn Fox News, eine große, rechtsgerichtete Nachrichtenseiten in den USA, griff den Vorfall auf.

Tran hat das Gefühl, das würde nur den „Kulturellen Krieg“ in den USA befeuern.

Auch die Stimmung von seinem Twitter-Kanal scheint zu kippen. In den ersten Postings merkt man noch, dass er wütend auf den Schiedsrichter ist. Er teilt Postings, in denen es um Schiedsrichter geht, die schlechte Menschen sind.

Aber später teilt er immer wieder Aufforderungen, die Situation jetzt nicht zu nutzen, um transphobe Sprüche abzulassen oder Leute wüst zu beschimpfen. Das wolle er auf keinen Fall.

Quelle(n): Dexerto (Auch Titelbild)
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