Goodgame Studios sehen sich weiteren Vorwürfen ausgesetzt

Goodgame Studios sehen sich weiteren Vorwürfen ausgesetzt

Man könnte es als PR-Supergau für das Hamburger Spieleunternehmen Goodgame Studios bezeichnen – die Situation rund um die Kündigungen von Mitarbeitern, die einen Betriebsrat gründen wollten, spitzt sich weiter zu.

Eines vorweg: Ob die Goodgame Studios wirklich 15 Mitarbeitern kündigten, weil diese einen Betriebsrat gründen wollten, ist nach wie vor nicht klar. Zwar deutet sehr vieles darauf hin, doch das Unternehmen selbst streitet dies ab.

Das Hamburger Abendblatt berichtet nun jedoch davon, dass die Geschäftsführer vor den Mitarbeitern eine Ansprach hielten, in der man die Angestellten dazu bringen wollte, sich gegen die Gründung eines Betriebsrats auszusprechen. Zudem seien die Einladungen zur Betriebsversammlung, welche als Voraussetzung zu einer möglichen Gründung eines Betriebsrats gilt, nicht an die Mitarbeiter weitergeleitet worden. Die Geschäftsführer sollen sich als Opfer darstellen, die sich von Außen angegriffen fühlen.

Goodgame Empire
Das wohl bekannteste Spiel des Studios: Goodgame Empire

Entsetzen bei Ver.di

Gabriele Weinrich-Borg von Ver.di, die sich für die Gründung eines Betriebsrats bei den Goodgame Studios einsetzt, zeigt sich über die jüngsten Ereignisse mehr als verärgert. Sie erklärte gegenüber dem Hamburger Abendblatt: “Ich bin entsetzt darüber, wie das Unternehmen mit dem Thema Betriebsrat umgeht.” Sie hätte in ihrer gesamten Karriere in der Gewerkschaft so etwas noch nie erlebt.

Weiterhin will man prüfen, ob die angegebenen Kündigungsgründe wie Leistungsdefizite überhaupt berechtigt sind. Gabriele Weinrich-Borg: “Das Arbeitsgericht wird prüfen, ob berechtigte Gründe für die Kündigung vorliegen.” Zudem will sie sich weiterhin für die Gründung eines Betriebsrats bei den Goodgame Studios einsetzen.

Die Geschäftsführung hält sich derweil weiterhin stark bedeckt und meinte nur, dass die Kündigungen nichts mit der Gründung eines Betriebsrats zu tun hätten. Allerdings drang an die Öffentlichkeit, dass sich die beiden Gründer des Unternehmens, Kai und Christian Wawrzinek, an rund 100 Mitarbeiter gewandt hätten und meinten, dass die Art der Kündigungen falsch gewesen sei, man sich aber von Außen angegriffen fühle und man sich unter keinen Umständen, das “Diktat von Außen” aufzwingen lassen will.

Mitarbeiter sprechen nun davon, dass man sich inzwischen im Unternehmen wie in einem Spionagefilm fühlen würde und man sich nicht mehr sicher sein könne, mit wem man worüber sprechen könne.

Hinhaltetaktik von den Goodgame Studios?

Gegenüber Ver.di hätte das Unternehmen verlauten lassen, dass man auf die Schnelle keinen Ort finden konnte, an dem man die Betriebsversammlung hätte abhalten können und die Einladung zu dieser sei nur auf Deutsch gewesen, was die internationalen Mitarbeiter ausgeschlossen hätte. Gabriele Weinrich-Borg bezeichnet dies als Hinhaltetaktik.

Denn die gekündigten Mitarbeiter müssen zum 31. Dezember das Unternehmen verlassen und können daher im Januar nicht mehr an einer Betriebsversammlung teilnehmen. Dennoch will Gabriele Weinrich-Borg nicht aufgeben und ist überzeugt davon, dass auch andere Mitarbeiter des Unternehmens daran interessiert sind, einen Betriebsrat gründen zu wollen.

Goodgame Studios

Derweil hat Ver.di auch an einer anderen Front zu kämpfen, denn selbst im Unternehmen Xing stellt man sich gegen die Gründung eines Betriebsrat, da dieses Konzept angeblich veraltet sei. Gabriele Weinrich-Borg meint, dass vor allem junge Mitarbeiter sich im Klaren darüber sein müssen, welche Rechte sie in einem Unternehmen haben und was ein Betriebsrat wirklich bedeute. Hier gäbe es vor allem in jungen Branchen noch starke Defizite.

Die Goodgame Studios stehen derweil in keinem guten Licht da, was aber mit daran liegt, dass man sich einfach nicht ausführlich zu den Ereignissen äußert. Hier sollte man schnell handeln. Der Imageschaden ist allerdings inzwischen angerichtet.


Weitere Artikel zum Thema gibt’s hier:

Quelle(n): Hamburger Abendblatt
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Freaker

Tja, bei mir war der Arbeitgeber nicht mit den Tarifvertrag einverstanden, da wurden halt schnell mal über Nacht Tochterfirmen gegründet und alle befristeten Mitarbeiter dahin abgeschoben, wo sie weniger Geld und keinen schutz durch eine Gewerkschaft haben, schon toll in Deutschland.

Joss

Über deine gewerkschaftliche Zugehörigkeit entscheidet kein Unternehmen, sondern du durch Zahlung deiner Beiträge. Alle Jobs mit Befristung haben entsprechende Risiken eingeschrieben. Aber Arbeitnehmer können sich organsieren und wenn es komplette Abteilungen betrifft und man nicht isoliert ist, sollte man das auch tun. Jedes Unternehmen kalkuliert in solchen Situationen gegen, sprich Schaden am Unternehmensimage, Ausfall an Aufträgen und Zahlungen, mögliche Konventionalstrafen… So easy wie du das hier in den Raum stellst ist das auch nicht.

Joss

Da ist dann wohl irgendwas beim Feel-Good-Management schiefgelaufen. Schon interessant, dass ein Unternehmen, das sich eine interne Personalberatung leistet, nicht dazu in der Lage ist, sich selbst darüber aufzuklären, dass zwischen weicher Beratung und belastbaren Ansprüchen ein Unterschied besteht.

m_coaster

Feel-Good-Managment… in der Branche…ja nach außen hin vielleicht

Joss

Für sich alleine betrachtet sollte man so etwas schon evaluieren. Bei uns macht die Personalberatung zusätzlich zur Arbeit des Betriebsrats ein externes Unternehmen. Beides (ex-/intern) hat Vor- und Nachteile. Problematisch wird es dann, wenn man mit solchen die Unternehmenskultur betreffenden Strategien versucht die gewerkschaftlichen Einflüsse zu unterlaufen. Und so etwas steht hier leider im Raum. Man sollte aber vorsichtig sein, komplett gegen eine Beratungsoption zu schießen, deren Arbeit man außer dem Profil gar nicht kennt. Vielleicht ist die betreffende Dame eine kompetente Beraterin, die von ihren Kollegen gelobt und empfohlen wird. Ohne Evaluation weiß man es nicht.

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