Goodgame Studios streiten Kündigungen wegen Betriebsratsgründung ab

Goodgame Studios streiten Kündigungen wegen Betriebsratsgründung ab

Die Hamburger Goodgame Studios stehen derzeit in der Kritik, 15 Mitarbeitern gekündigt zu haben, die einen Betriebsrat gründen wollten. Doch das Spieleunternehmen streitet diese Vorwürfe ab.

Ende November entließen die Goodgame Studios 28 Mitarbeiter mit der Begründung, dass diese Leistungsdefizite aufwiesen. Allerdings waren 15 daran beteiligt, einen Betriebsrat gründen zu wollen. Nach der Kündigung äußerten sich einige der Ex-Mitarbeiter und behaupteten, dass die Entlassungen mit der Gründung des Betriebsrats zusammenhingen. Zudem wurde über schlechte Arbeitsbedingungen gesprochen, was der Grund für die Gründung des Betriebsrats gewesen sei.

Goodgame-Studios-Camp
Das Gelände wird vorerst wohl leerer.

Ver.di gegen die Goodgame Studios

Die Gewerkschaft Ver.di schaltete sich ebenfalls in die Angelegenheit ein und veröffentlichte eine Pressemeldung, in welcher Gabriele Weinrich-Borg von Ver.di Hamburg erklärte: “Seit dem Frühjahr diesen Jahres standen wir mit mehreren Beschäftigten in Kontakt, um endlich einen Betriebsrats bei GOODGAME zu wählen. Dass fast allen, die sich im Vorfeld engagiert haben, gleichzeitig gekündigt wird, spricht eine deutliche Sprache. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass ein Branchenriese die betriebliche Mitbestimmung der Beschäftigten attackieren will. Das positive Image dieses Unternehmens deckt sich nicht mit dem Umgang zu seinen Beschäftigten. Vier Wochen Jahresurlaub, viele Befristungen und bei einigen gibt´s gerade mal den Mindestlohn, und jetzt diese Kündigungen – das nenne ich deutlich BADGAME!“

Betriebsbedingte Kündigungen?

Die Goodgame Studios haben sich ebenfalls wieder zur Situation geäußert und meinen, dass es sich um betriebsbedingte Kündigungen handeln würde und diese nichts mit der Gründung eines Betriebsrats zu tun hätten. Man würde sich mit Ver.di sogar in Gesprächen befinden, um einen Betriebsrat zuzulassen.

Betriebsbedingte Kündigungen sind allerdings für ein Unternehmen schwer umzusetzen, vor allem, wenn man einerseits weiterhin Stellen ausschreibt und andererseits Leistungsdefizite als Begründung angibt. Denn diese müssen vom Arbeitgeber nachgewiesen werden, sollten die Gekündigten Klage beim Arbeitsgericht einreichen – was mittlerweile auch geschehen ist.

Goodgame Empire
Das wohl bekannteste Spiel des Studios: Goodgame Empire

Durch die Klage vor dem Arbeitsgericht wurde die Kündigung vorerst unwirksam gemacht, bis die Verhandlungen etwas anderes anderes ergeben. Damit gehören die Mitarbeiter wieder zu den Goodgame Studios und dürfen auch weiterhin an Betriebsversammlungen teilnehmen. Ver.di kündigte bereits an, gemeinsam mit diesen Angestellten eine solche Versammlung einzuberufen, um über die Gründung eines Betriebsrats bei den Goodgame Studios zu sprechen.

Sollte bei den Gerichtsverhandlungen tatsächlich herauskommen, dass die Goodgame Studios die Gründung eines Betriebsrats verhindern wollten, so hat dies sogar strafrechtliche Folgen. Noch steht dies aber nicht fest. Man darf gespannt sein, wie sich diese Situation noch entwickelt.

Quelle(n): gamesindustry.biz
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Nomad

Ich schlage vor, daß man alle entläßt, die mit dieser Sache zu tun hatten, und stattdessen die Gekündigten weiterbeschäftigt !

Gerd Schuhmann

Differenzierte Auseinandersetzung mit dem Problem …

Joss

Dabei legt doch schon das (schön ausgesuchte) Titelbild eine differenzierte Auseinandersetzung nahe.

m4st3rchi3f

Was noch fehlt (so hab ich es gestern noch gelesen) ist, dass die Einladungen zu der angesprochen Versammlung nicht an die Mitarbeiter weitergeleitet wurde und sich zusätzlich unter den Entlassenen ein Schwerbehinderter (und damit nicht so einfach zu kündigen) befindet.
Egal ob da jetzt alles wahr ist, der Schaden für die Firma ist wohl nicht mehr von der Hand zu weisen, ist es doch schließlich schon in allen Medien thematisiert worden.

Zifnab

Der Imageschaden ist da. Das wird ja überall breitgetreten. Hab glaub noch nie so viel über eine Kündigung wegen Gründung eines Betriebsrats im Internet gelesen wie jetzt im Fall der Goodgame Studios. Sogar eine Anwaltskanzlei hat sich eingeschaltet und ihren Senf dazu gegeben.
Das ist für die Goodgame Studios der Supergau.
Ich vermute, das war ein Schnellschuss von einem Geschäftsführer, der sich wegen der Gründung eines Betriebsrats auf den Schlips getreten gefühlt hat. Die Rechtsberater von denen werden die Hände über den Köpfen zusammengeschlagen haben und versuchen jetzt, Schadensbegrenzung zu betreiben. So denke ich mir das zumindest.

Nomad

“Schnellschuß eines Geschäftsführers” ?
Bei einem so großen Unternehmen, sollte man den Kopf nicht nur auf dem Hals haben, damit es nicht reinregnet !

Nomad

Vier Wochen Jahresurlaub, viele Befristungen und bei einigen gibt´s gerade mal den Mindestlohn

Ob man da ein Spiel dieser Bude spielen will oder eben auch nicht, sollte jeder mal für sich genau überprüfen.

Joss

“Man würde sich mit Ver.di sogar in Gesprächen befinden, um einen Betriebsrat zuzulassen.”

Hat sich anscheinend noch nicht überall herumgesprochen, dass der von den Beschäftigten gewählt und nicht vom Unternehmen zugelassen wird.

m_coaster

Komme aus einer ähnlichen Unternehmenskultur. Nach Außen hin nett, offen und locker, schöne Couch und Chilloutraum, dazu Feierabendbier und coole Parties. Steckt man drin merkt man aber schnell das das alles nur Image ist. Selten Betriebsräte, schlechter Lohn, hauen und stechen um Führungspositionen und meist schlechte Bezahlung bei Überstunden ohne Ende.

Joss

Wobei 1200 Mitarbeiter und kein Betriebsrat schon eine Hausmarke ist. In kleineren Betrieben sind die Mitarbeiter oft kein Gewerkschaftsmitglied und entsprechend mäßig aufgeklärt, aber bei so vielen kann man sich das qua Schnitt ausrechnen. Mag das Beispiel inspirierend wirken.

m4st3rchi3f

Na ich denke mal ziemlich junge Firma, viele die aus Studium und co kommen, die sind froh was sie haben und wissen nicht mal unbedingt was es so alles gibt.

Joss

Das traut sich in der Regel auch niemand, der nicht eine gewerkschaftliche (oder anderweitige) Berufsrechtsschutzabsicherung im Rücken und noch Kollegen zur Seite hat. Umso problematischer sind dann stets die niedrigen Gehälter, bei denen man sich seine Mitgliedschaft dreimal überlegt. Bossing und Union Busting sind in solchen Betrieben (Dienstleistungsbranche) leider fast schon zum Regelfall geworden. Starke Konkurrenz auf dem Markt, gespart wird dann am Personal. Von Generation Praktikum und Trainees gar nicht erst anzufangen.

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