Der deutsche Content-Creator HandOfBlood hat sich eine Karriere auf YouTube mit Gaming-Videos aufgebaut, aber wechselt nun verstärkt auf Twitch. Genau den Weg hat auch Deutschlands Urgestein bei Let’s Plays beschritten: Gronkh. Beiden macht der neue Weg mehr Spaß, beide sehen aber auch, dass sich alte Fans von dem neuen Weg nicht abgeholt fühlen.
Das ist die Entwicklung bei HandOfBlood:
HandOfBlood hat Anfang 2024 angekündigt, seine Videoproduktion herunterzufahren und verstärkt auf Twitch zu streamen. Bis dahin war HandOfBlood für aufwändige YouTube-Videos bekannt, in denen er häufig kostümiert auftrat.
Jetzt blickt er auf 9 Monate Twitch zurück: Ihm macht der neue Content viel Spaß und er will sogar noch mehr und regelmäßiger streamen. Von täglichen Streams ab dem 9. Oktober ist die Rede.
Aber seine „alten Fans“ auf YouTube fühlen sich vernachlässigt.
Die YouTube-Fans von HandOfBlood fühlen sich vernachlässigt
Was ist das Problem? HandOfBlood sagt, eigentlich wollte man noch jeden Monat ein Video auf dem Hauptkanal auf YouTube bringen. Aber das hätten HandOfBlood und sein Team nur kurze Zeit durchgehalten, solange man vertraglich verpflichtet war und Placement-Absprachen einhalten musste. Dann sei auch mal 3 Monate nichts auf YouTube passiert.
Er verstehe das Problem, dass sich einige seiner alten Fans von YouTube durch die Twitch-Inhalte, die er auf YouTube hochlädt, nicht mehr so abgeholt fühlen. Es sei ein Unterschied,
- ob man direkt zu den Fans in die Kamera spricht, wie bei einem YouTube-Video.
- oder seitlich abgewandt in die Twitch-Cam redet, während man gerade spielt.
HandOfBlood sagt, gerade auf dem Kanal „HandOfUncut“, wo er Twitch-Material auf YouTube hochlädt, gab es viele „Reibereien“ mit den Fans:
Fans kritisieren: Twitch sei ein zu großer Zeitfresser
So sind die Reaktionen auf die Ankündigung: Tatsächlich finden sich in den Kommentaren zur Ankündigung, dass er noch mehr Twitch machen will, einige enttäuschte Fans. Es scheint vor allem eine Zeitfrage zu sein. Die Leute möchten lieber 20 Minuten hochwertigen Content sehen, als 6 Stunden Streams nebenbei laufen zu lassen:
- „Ich persönlich mag YouTube immer noch mehr. Ich hab einfach nicht die Zeit, Streams zu gucken, hier auf YouTube geht das.“
- „Für mich ist Twitch halt so gar nichts. Das ist mir einfach ein zu großer Zeitfresser.“
Einige Kommentare klingen wehmütig und trauern den alten Zeiten nach:
- „Ich bin und bleibe der typische YouTube-Fan [… ] Persönlich vermisse ich die alten Zeiten schon sehr.“
- „Ich muss gestehen, seitdem du fast nur noch streamst, verfolge ich dich kaum noch.“
Auch die Fans von Gronkh vermissen die guten alten Zeiten
Wie war das bei Gronkh? Gronkh ist genau im selben Dilemma, wie er in einem Video aus dem Juli deutlich machte:
- Die „alten Fans“ möchten von ihm, dass er YouTube-Videos macht, in denen er einfach für sich alleine spielt – also die Let’s Play-Reihen, mit denen er berühmt geworden ist.
- Er selbst möchte aber lieber auf Twitch sein, mit den Fans interagieren und das Feedback der Fans bekommen, während er spielt.
Die neue Content-Creator-Meta nutzt YouTube nur für die Zweitverwertung
Das steckt dahinter: Vor einigen Jahren sind Twitch-Streamer reihenweise zu YouTube gewechselt, weil sie auf Twitch durch das Abo-Modell unter dem Druck standen, täglich streamen zu müssen, damit sie keine Twitch-Abos verlieren.
YouTube bot einen sicheren Hafen
, gerade als die Plattform mit Exklusiv-Verträgen lockte. Auf YouTube konnten Content-Creator auch mal Urlaub machen oder sich anderen Projekten widmen, ohne gleich die Angst zu haben, dass ihre Einnahmen und damit ihre Lebensgrundlage wegbröckelte.
Mittlerweile hat sich das aber geändert: Exklusiv-Verträge gibt es seit 2023 kaum noch und die Content-Creator nutzen mittlerweile das Beste beider Welten.
Die „moderne Form“ läuft aktuell so, dass Content-Creator auf Twitch live streamen und Ausschnitte dieser Streams dann auf YouTube zweitverwerten. Das ist kosteneffizient und lukrativ für sie:
- Die meisten Twitch-Streams brauchen weder Vorbereitung noch Nachbereitung – entweder spielt man selbst oder man reagiert auf die Inhalte anderer.
- Das Ausschneiden der YouTube-Clips aus den Streams übernehmen Cutter, der Streamer selbst hat damit in der Regel nichts zu tun.
- Dadurch kann man auf Twitch mit Abos Geld verdienen und hat gleichzeitig auf YouTube einen Strom von Videos, die voll monetarisiert werden.
Die erfolgreichsten US-Streamer wie Asmongold arbeiten so, in Deutschland hat MontanaBlack mal erklärt, wie unglaublich lukrativ dieses Modell ist.
Der Nachteil ist: Zuschauer auf YouTube sehen keine YouTube-Videos mehr, sondern eigentlich nur Clips von Twitch. Sie haben nicht mehr das Gefühl, Videos zu sehen, die direkt für sie gemacht sind. Mit diesem Gefühl haben sie auch völlig recht.
Doch für die Influencer selbst ist dieser „lockere“ Content auf Twitch im Austausch mit den Zuschauern entspannter und angenehmer, als einsam YouTube-Videos aufzunehmen und in die viel Mühe und Zeit zu stecken.
Genau dieser Aufwand mit Vorbereitung und Nachbereitung der Videos scheint den Content-Creators aufs Gemüt zu schlagen. Gronkh sagte, er will nicht mehr so viel Zeit vorm PC verbringen wie früher. Auch HandOfBlood sind die aufwändigen Videos zu viel Arbeit, wie er erklärte: HandOfBlood sagt, ihm fehlt die Leidenschaft für aufwändige YouTube-Videos, geht nun lieber fast täglich auf Twitch live
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“Placement-Absprachen einhalten musste.”
Produkt Placement geht natürlich vor 😉
Ich finde es nicht unbedingt verwerflich, dass er Vertragsstrafen vermeiden will.