Mecker Mittwoch: Cliffhanger und andere Schwerstverbrechen

Mecker Mittwoch: Cliffhanger und andere Schwerstverbrechen

Inzwischen ist es schon fast ein festes Ritual geworden, dass ich Dienstagabends darüber nachdenke, was mich in dieser Woche am meisten im Bereich Gaming gestört hat und jedes Mal, wenn ich mir denke “Ach, lass die Kolumne ausfallen, Chef merkt bestimmt nichts”, kommt in meinem Freundeskreis wieder ein Thema auf, das sich einwandfrei als Aufreger der Woche eignet. Diesmal ging es von “schlechten Enden” in Spielen zu einer noch größeren Katastrophe: Cliffhanger als Abschluss eines Spiels.

Ich seh’ in dein Herz …

[quote_box_right]Cliffhanger stehen für offene Enden auf dem Höhepunkt und setzen diesen erst in einem zukünftigen Teil fort.[/quote_box_right]Für mich ist die Story in den meisten Spielen ein treibender Motivator, das Spiel auch zu beenden oder weiterzuspielen. Ich möchte einfach wissen, was mit den Protagonisten geschieht, wie ich den Antagonisten in den Hintern trete und warum zum Nether diese strunzdumme Prinzessin sich jedes Mal wieder entführen lässt.

Es lässt sich sicher über diesen Punkt streiten, aber die Story ist für mich Herz und Seele eines Spieles – selbst wenn das Kampfsystem schrecklich und die KI absolut verblödet ist, kann mich eine spannende Geschichte bei Laune halten. Das weiß ich, das wissen aber leider auch die Entwickler. Sie wissen, dass eine emotionale Bindung zwischen dem Spieler und den Charakteren der Handlung gut und wichtig ist, gerade in Rollenspielen.

… sehe gute Zeiten, schlechte Zeiten …

Und genau dieses Wissen kann man natürlich schamlos ausnutzen. Hierfür zeige ich euch ein Paradebeispiel, das entsprechende Spiel ist “Final Fantasy XIII-2”. Warnung: Wer noch vorhat, das Spiel zu spielen, sollte das Video nicht betrachten und erst ab der nächsten Teilüberschrift weiterlesen, massive Spoiler!

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Lustig, nicht wahr? Man tötet mal eben den Hauptcharakter, stürzt die frisch gerettete Welt ins Chaos und gibt den Spielern dann ein freundliches “To be continued …” Ich war selten so wütend und so enttäuscht von dem Ende eines Spiels (meine Mitbewohner leiden heute noch unter den Auswirkungen, die das auf mein Gemüt hatte).

Vollwertiges Produkt = Vollwertige Story?

Vielleicht denke ich in diesem Punkt ziemlich altmodisch, aber ich erwarte, wenn ich ein Produkt kaufe, dass das Produkt vollständig ist. Eine Story, die mittendrin aufhört und eigentlich nur so weit geschrieben wurde, dass man mehr oder weniger gezwungen wird, auch den nächsten Teil der Spiele-Reihe zu kaufen, ist einfach nicht vollständig. Und nein, den Vergleich zu Serien und Büchern finde ich hier nicht angemessen.

Mass Effect Story
Wenn Bioware etwas sehr gut kann, dann gehört definitiv das Story-Telling dazu.

Spiele-Reihen wie “Mass Effect” haben es einfach deutlich eleganter gelöst: Obwohl alle Teile aufeinander aufbauen, wurde man äußerst zufrieden aus den ersten Teilen entlassen und hatte nicht den Eindruck, dass “etwas fehlt.”

Aber auch MMORPGs schlagen inzwischen diesen Weg ein: WildStar, das ich für viele Aspekte absolut feiere, enttäuscht mich in puncto Geschichte. Die Hauptquest um Drusera wurde immer noch nicht abgeschlossen, und wie es aussieht, bringt auch der nächste Patch nur ein paar weitere Brotkrumen, aber noch lange kein befriedigendes Ende dieses Storybogens. Ich brauche keine Story-Instanzen, wenn die Handlung dann nur in Zeitlupe voranschreitet oder auf der Stelle tritt.

Versteht mich nicht falsch, ich rede hier nicht von “offenen Enden”, in denen die Zukunft der Charaktere ungewiss ist und nicht weiter beleuchtet wird. Das finde ich akzeptabel und das kann mitunter auch sehr stimmig sein!

Ein Spiel verkauft, einen Fan verloren

WildStar Story

Was mich am meisten verstört, ist die Frage, ob den Spieleherstellern nicht bewusst ist, wie sehr sie mit solchen Enden im Ansehen ihrer Fans sinken können. Das Ende ist ein so wichtiges Kriterium für ein gutes Spiel und entscheidet nicht selten darüber, ob das Spiel gut oder schlecht war, weil es einfach der letzte Moment ist, den man mitnimmt. UbiSoft etwa war für mich lange Zeit ein Garant für gute Spiele mit wunderbarer, abgeschlossener Story (Grandia 1&2).

[quote_right]Das Ende ist ein so wichtiges Kriterium für ein gutes Spiel.[/quote_right]

Die Assassin’s Creed-Reihe lässt mich da nur seufzend mit dem Kopf schütteln, oder um einen Freund zu zitieren: “In Teil 2 erfährst du, was du in Teil 1 gemacht hast und in Teil 3 erfährt man, was man in Teil 2 angestellt hat”. Man wird also mehr oder minder genötigt, das nächste Spiel zu kaufen, um einen würdigen Abschluss zu bekommen – der dann aber doch ausbleibt, weil die aktuellen Ereignisse nicht geklärt werden. Verkauft sich ein Spiel dadurch besser? Höchstwahrscheinlich. Steigt dadurch mein Vertrauen in die jeweilige Spieleschmiede? Definitiv nein. Wenn ich mir erst Reviews durchlesen muss, um herauszufinden, ob die Story nicht mittendrin abgebrochen wird, dann entwickelt sich etwas in die falsche Richtung – oder ich habe mich von der Spielebranche wegentwickelt.

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Gorden858

Der Optimalfalls ist in meinen Augen wahrscheinlich mal wieder die goldene Mitte. Einerseits möchte man ein episches Finale und einen Abschluss des klassischen, dramaturgischen Spannungsbogens, aber auf der anderen Seite finde ich es auch nicht verkehrt kleine Andeutungen auf eine Fortsetzung zu geben, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Das darf natürlich nicht so weit gehen, dass sich die Story dieses Teils unfertig oder das Ende abruppt anfühlt. Ein gutes Beispiel hierfür, was mir so auf die Schnelle einfällt, war das Ende von Batman: Arkham Asylum: Man besiegt den Joker und befreit die Insel, sieht aber in einer kurzen Einblendung wie Killer Croc mit einem Fass von dem Steroidzeug in die Stadt verschwindet. Hat dann tatsächlich nichts mehr mit der Story der Fortsetzung zu tun gehabt, aber in dem Moment hat es meine Lust auf den nächsten Teil geweckt, aber ich bin trotzdem befriedigt aus diesem Teil rausgegangen.

Bei Assassins Creed fand ich das zum Beispiel gar nicht so schlecht gelöst. Man hatte die Geschichte des Animus-Charakters in der Vergangenheit, der mit jedem großen Teil eine neue Person war und dessen Geschichte entsprechend am Ende dieses Teils abgeschlossen wurde, aber es gab den Handlungsstrang um Desmond der diesen Erinnerungsgeschichten übergeordnet war und sich über alle Teile erstreckte. Was du damit meinst, dass man in späteren Teilen erst erfahren hat, was man in vorigen getan hat, kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Diese beiden Handlungsebenen hätten nur etwas besser verbunden werden können, während man in der einen war, hat man die andere häufig einfach vergessen.

Das die Story in MMOs eher langsam voranschreitet, liegt denke ich in der Natur der Sache. Man will eben Spieler über lange Zeiträume binden und beschäftigen, da kann die große Geschichte nicht in Riesenschritten voranschreiten und nach wenigen Monaten abgeschlossen sein. Umso wichtiger ist es eben, dass man kleinere Geschichten einbaut, die eigene Spannungsbögen haben, aber trotzdem mit der großen Geschichte verbunden sind. Dadurch hat man immer mal wieder einen Abschluss, auf den man hinarbeitet und der einen motiviert, hat aber nie das Gefühl, man ist fertig. WoW hat das meiner Meinung nach in den letzten Erweiterungen ganz gut hinbekommen, in dem jede Erweiterung ihre eigene Geschichte erzählt hat und auch innerhalb dieser wiederum kleinere Geschichten abgeschlossen wurden, aber gleichzeitig markante und wichtige Charaktere (Thrall, Garrosh, Varian und die anderen Fraktionsführer, Anduin, Furorion, Jaina etc.) etabliert wurden, deren Entwicklung sich über mehrere Erweiterungen erstreckt. In MoP sind diese einzelnen Elemente (Gefahren Pandarias: Mantide, Mogu und der Kampf zwischen Allianz und Horde, sowie die Charakterentwicklung von Furorion z. Bsp) allerdings für mich nie richtig zusammengekommen.

Wo ich den Screenshot in deinem Artikel sehe, frage ich mich allerdings, was du von dem Ende von Mass Effect 3 gehalten hast. Das war ja doch ziemlich umstritten. Ich bin ja der Meinung, dass es absolut großartig war (auch wenn die Inszenierung hätte besser sein können) und dass nur der Großteil der Spieler es nicht richtig verstanden haben. Ich frage mich immer noch, ob Bioware das noch auflösen will. Der nächste Titel soll sich ja um ein neues Thema drehen Aber sie werden ja wohl beleuchten, was aus der Welt nach dem Ende geworden ist, oder? 🙁

Cortyn

Hey, danke für einen so umfangreichen Kommentar, das freut mich wirklich!

Was MMOs angeht, hast du natürlich recht. Die Handlung schreitet langsam voran, das ist ja die Natur der Sache selbst. Mir stört aber nur, dass nicht eine einzige der “großen” Storylines in WildStar beendet wurde (das wären für mich Drusera und der Pool of Vitara). Die Vitara-Geschichte hat man sogar mittendrin abgebrochen.

Was das Ende von Mass Effect 3 angeht: Ich habe es geliebt. Sowohl das “ursprüngliche” Ende, als auch die spätere Extended Version. In meinem Freundeskreis haben es jedoch sogut wie alle gehasst. Ich persönlich fand es genial, war vollends zufrieden und konnte den Aufschrei, den es damals gab, in keinster Weise verstehen.

Gorden858

😀 hab mir gerade noch das FF Video angesehen. Das ist ja echt fies… Und dann noch die fröhliche Musik dazu 😀 Da war das Ende von FFX eindeutig besser (auch wenn er da auch drauf geht, quasi…). Den zweiten Teil hätte man besser als Intro für die Fortsetzung genutzt und als Cliffhanger einfach nur eine Erinnerung an diese Warnung von dem Typen als Andeutung oder so.

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