Ein MMORPG stellt nicht nur eine Spielwiese dar, in welcher man seinen Helden auflevelt, die Spielwelt hat einen entscheidenden Anteil daran, wie “zu Hause” sich ein Spieler fühlt.
Der neu veröffentlichte Trailer zum kommenden Dungeon Crawler The Bard’s Tale 4 hat mich zum Grübeln gebracht. Normalerweise renne ich in einem Rollenspiel in ein Dungeon und mache dort die Feinde platt, die sich mir in den Weg stellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich alleine spiele oder in einem MMORPG gemeinsam mit Freunden unterwegs bin. Monster sind Kanonenfutter. Sie bringen mir EXP und Items ein.
Gegner mit eigener Persönlichkeit
Im Trailer zu The Bard’s Tale 4 jedoch erfüllen die Kreaturen noch einen anderen Zweck. Sie erfüllen die Spielwelt mit Leben und einer Glaubwürdigkeit, die in vielen Spielen einfach fehlt. Zu sehen ist beispielsweise, wie die Heldengruppe an einer Horde von Gegnern vorbeischleicht, die gerade mit irgendwelchen Ausgrabungen in einer uralten Ruine beschäftigt sind. Sie unterhalten sich und streiten sich. Wenig später huscht ein Monster an einer Kreuzung vorbei.
Kurz darauf erfolgt ein Hinterhalt. Doch selbst während dieses Kampfes zicken sich die Feinde gegenseitig an, beschimpfen sich, wenn etwas schief läuft und wundern sich über einen Schatten, der in einem der Gänge verschwindet.
Diese Interaktionen zwischen den Feinden und auch zwischen den Gegnern und der Heldengruppe erschafft eine Atmosphäre, wie sie kaum ein Spiel bietet. Man hat das Gefühl, es mit Lebewesen zu tun zu haben, die einen wirklichen Sinn in der Spielwelt haben, der weit über Kanonenfutter hinaus geht. Man bekommt fast Mitleid mit den Wesen, sie im Kampf töten zu müssen.
Eine glaubwürdige Welt, die in Erinnerung bleibt
Dies führt zu einer glaubwürdigen Welt und zu Situationen, die einfach in Erinnerung bleiben. Einfach nur eine Horde von Kobolden immer und immer wieder an einer Stelle eines Dungeons zu besiegen mag zwar ganz nett sein, doch diese Situation wird kaum einem Spieler in Erinnerung bleiben.
Es sind eben regelmäßige Situationen, die man durchlebt, Alltag eben. Sich unterhaltende Feinde, die sich beschimpfen, die Angst bekommen und um Gnade flehen. Das sind Dinge, die man sich einprägt. Highlights, die ein Spiel ausmachen und an die man gerne zurückdenkt.
Von einer derartig glaubwürdigen Welt können Games eigentlich nur profitieren. Solche Situationen sind in MMORPG schwer umzusetzen, doch beispielsweise in Instanzen durchaus machbar. Eine lebendig wirkende Welt mit einer glaubwürdigen Bevölkerung, bei der sogar Monster einen wirklichen Sinn und Persönlichkeiten bekommen, ist etwas, das ich mir häufiger wünschen würde – auch in einem MMORPG und auch, wenn das bedeutet, dass Feinde nicht mehr nur Kanonenfutter fürs Grinding sind.
Vielleicht erleben wir in Zukunft immer mehr solcher glaubwürdigen Spielwelten, auch in MMORPGs.
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Interessantes Spiel.
Ja gut einverstanden… Aber das komische Interface von BT4 ist auch ein Todesstoss für mein wohlbefinden in der Welt… Oder hat das einen tieferen Sinn ?
Wie der Author schon sagt: man fühlt einen Gewissenskonflikt, wenn man etwas umboxt, dass sich lebendig gibt. Das ist schädlich. Gegner sollen nicht lebnedig wirken, weil das Spiel sonst den Spieler vertreibt. Darum die überdeutliche Schwarz-Weiß-Malerei in manchen Titeln. Man muss sich gut fühlen, das Böse zu besiegen.
Wenn man das forcieren will, dass der Spieler vor jeder Tat nachdenkt, kann man das entweder a la Deus Ex mit “mehr EXP und Titel ohne Töten” Erfolgen angehen, oder muss eine ganz neue Spielweise erschaffen, die auch noch Spieler findet.
Ritt auf der Rasierklinge. Interessanter Artikel. Man ist gespannt.
Ach was Gewissen ist relativ.. Ich will gar nicht wissen wieviele Seehundbabies Wolfsjunge, Kaninchen, und neuerdings auch Sklaven ich getötet habe für Leder und Fleisch. Würd ich im RL auch machen aber zum Glück ist es nicht nötig solange es Einkaufszentren gibt.
Auch im Spiel bin ich kein Killer ich töte nur für den Bedarf PvP bringt mir mal so gar keine Freude 🙂