Autophobie – Die Psychologie hinter Multiplayer-Horrorspielen [Anzeige]

Autophobie – Die Psychologie hinter Multiplayer-Horrorspielen [Anzeige]
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Isolation, Ausgrenzung, Bedeutungslosigkeit – die Angst allein zu sein oder sogar in Vergessenheit zu geraten, steckt tief in der DNA des Menschen. Multiplayer-Horrorspiele können sich diese Urangst zu Nutze machen.

Dead by Daylight ist äußerst beliebt und hat mittlerweile über 20 Erweiterungen spendiert bekommen, darunter zu bekannten Franchises wie Halloween oder SAW.

Horrorspiele spielt man am besten allein, oder? Wenn es nach nach den Erfolgen von der Slasher-Hatz Dead by Daylight oder der Geisterjagd Phasmophobia geht, ist das längst nicht mehr der Fall. Beide Multiplayer-Horrortitel erfreuen sich großer Beliebtheit und sind besonders auf Twitch ein großes Phänomenen.

Bei Dead by Daylight macht sich der Erfolg vor allem durch die fortlaufende Lizenzierung bekannter Horror-Franchises bemerkbar und hat zuletzt Zuwachs aus dem Silent Hill-Universum bekommen. Die beiden Spiele sind aber nicht allein: Monstrum 2 schickt eine Gruppe von Spielern in eine ungemütliche Festung, wo sie von einem Monster gejagt werden. Der Film-Noir-Horror Dollhouse entführt in ein kryptisches Labyrinth, wo bis zu 8 Personen gruseligen Mörderpuppen ausgesetzt sind. Die Dark Pictures-Anthologie lässt sogar interaktive Horrorfilme im Coop erleben. Dazu gesellen sich Zombie-Shooter, wie Left 4 Dead oder World War Z. Sogar Resident Evil hatte zahlreiche Multiplayer-Experimente, wie die beiden Outbreak-Ableger auf der Playstation 2 oder zuletzt Resistance, dass dem Remake von Resident Evil 3 beilag. Multiplayer-Horror ist also längst keine Randerscheinung mehr.

Grenzerfahrung Selbstisolation

Wer Filme wie Paranormal Activity mochte, wird mit Phasmophobia seinen Spaß haben. Es bedient sich vieler bekannter Geisterjäger-Stilmittel.

Warum resonieren also solche Spiele mit so vielen Leuten? Der Grund ist einfach: Menschen sind soziale Wesen. Zwar spricht nichts gegen ein ruhiges Wochenende allein Zuhause oder eine eher distanzierte Lebensweise, aber ab und an braucht man die Interaktion mit anderen Personen.

Selbst introvertierte Personen müssen zugeben, dass die Pandemie im Jahre 2020 zu einem ausgeprägten Gefühl der Einsamkeit führen kann. Besonders im Lockdown im Frühjahr haben viele bemerkt, dass ihnen persönliche Begegnungen fehlen. Da führte bei nicht wenigen Menschen zu einem leichten Grad der Autophobie. Damit bezeichnet man die krankhafte Angst vor dem Alleinsein, die dazu führt, dass man von der Gesellschaft ausgeschlossen oder vergessen wird. Was, wenn man in seiner Wohnung stirbt und niemand bemerkt es? Was, wenn man seine Funktion in der Gesellschaft verliert? Plötzlich braucht dich niemand mehr. Niemand denkt an dich. Du bist bloß allein mit dir selbst und deinen Gedanken, die sich im Kreis drehen. Etliche Menschen haben das gespürt, als sie nur noch Kurzarbeit verrichteten – oder ihren Job ganz verloren.

Einzelkämpfer haben es schwerer

Dollhouse bedient sich der Ästhetik des Film Noir und wirft bis zu 8 Spieler in ein Labyrinth voller mordlustiger Puppen.

Nach dieser Lockdown-Erfahrung dürfte es nachvollziehbarer geworden sein, dass sich viele Horrorfilme mit genau diesen Aspekt befassen: Die Angst vor dem Verlust einer sozialen Gruppe, der man sich zugehörig fühlt. Isolation kann die Folge sein, die gehörig an der Psyche nagt und zu einer Verzerrung der Wahrnehmung der eigenen Umwelt führen kann. Plötzlich fühlt man sich fremd in einer Welt, zu der man den Anschluss verloren hat. Das ist trotz hoher Einwohnerzahl auch in einer großen Stadt möglich, wie zum Beispiel die Horrorserie Hausen vorführt. Die Handlung spielt in einem Plattenbau, wo Wohnungen sehr dicht beieinander gebaut sind. Dünne Wände trennen die Welten ihrer Insassen. Sie leben nah beieinander, und doch können sich Nachbarn völlig fremd sein. Diese Anonymität inmitten einer Großstadt kennt man aus der Realität, selbst außerhalb einer Pandemie. Verhält man sich im massiven Ameisenhaufen wie die anderen Insekten, fällt man im Gewusel einfach nicht auf.

Etwas Autophobie steckt in jedem von uns drin, denn über Jahrtausende hinweg hat der Menschen vor allem durch Gruppenzusammenhalt überleben können. Das kann man heute noch an Orten beobachten, wo die Lebensbedingungen schwierig sind, etwa in heißen Steppen oder nördlichen, sehr kalten Gebieten: In kleinen Dörfern oder Stämmen hat jeder Mensch eine Funktion, die der Gemeinschaft auf irgendeine Weise hilft – besonders, wenn sie auf selbst produzierte Ressourcen angewiesen ist, zum Beispiel durch Landwirtschaft.

Das lässt sich durchaus auf Spiele übertragen, denn hier übernimmt jeder eine Rolle, die mit Aufgaben einhergeht. Das kann auch unterschiedliche Fähigkeiten implizieren, wie man das zum Beispiel an Predator: Hunting Grounds sehen kann. Dort haben Kämpfer unterschiedliche Stärken und Schwächen, die ein Team auf dem Schlachtfeld strategisch berücksichtigen sollte.

Gruppendynamik als Spielelement

Monstrum 2 spielt in einer Art Hochsicherheitsgefängnis, wo Gefangene einem Monster entkommen müssen. Ohne gute Zusammenarbeit kommt man hier nicht weit.

Die Spielmechaniken von Multiplayer-Horrorspielen sind oft rund um das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit aufgebaut. Arbeitet man in zum Beispiel Dead by Daylight zusammen, kann man den Killer effektiv ablenken und einfacher Generatoren für den Levelausgang aktivieren. Mehr Punkte erhalten Spieler, die anderen Opfern helfen. Parallel arbeitet der Killer daran, die Gruppe zu demoralisieren. Er scheucht die Gegenspieler nicht nur umher, sondern kann auch zu ungünstigen Gelegenheiten auftauchen. Die Unberechenbarkeit durch menschliche Mitspieler gibt dem gesamten Konzept zudem noch eine besondere Würze.

Während man zum Beispiel die KI und Skripte des Nemesis aus Resident Evil 3 studieren kann, weiß man nie genau, was der vom Menschen gesteuerte Killer in Dead by Daylight als nächstes tun wird. Auch in Phasmophobia wird der Zusammenhalt auf eine Probe gestellt. Man mag sich sicher fühlen, wenn man zu viert eine verfluchte Wohnung durchforstet. Aber: Einige Geister treten aber nur in Erscheinung, wenn man einen Raum allein betritt. Andernfalls ist die Hauptaufgabe, die paranormale Erscheinung identifizieren, nicht lösbar. Das Spiel zwingt einen also dazu, die Gruppe zu verlassen. Dabei ist Aufteilen doch ein absolutes Todesurteil, wenn es nach dem Urvater aller Horrorfilm-Klischees geht!

Die Angst vor Kontrollverlust

In Phasmophobia kann man auch im sicheren Truck bleiben und über Kameras beobachten, wie Freunde sich im heimgesuchten Haus umsehen.

Für besonders große Angsthasen, die sich von ihren Freunden zu Spielsessions mit Phasmophobia haben überreden lassen, gibt es eine besondere Überraschung: Sie können in einem (vermeintlich) sicheren Hauptquartier-Truck vor dem heimgesuchten Haus bleiben und von dort aus das Team koordinieren. Dazu überwacht man vor allem Kameras, die das Außenteam aufstellen kann. Was sich zunächst wie die nervenschonende Alternative zur Erforschung der stockdusteren Gebäude anhört, entpuppt sich aber oft als die vielleicht schlimmere Erfahrung: Man wird hier Zeuge davon, wie die Gruppe langsam in Panik verfällt. Man mag zwar Gefahren früher erkennen als die Mitspieler, kann aber nicht wirklich aktiv eingreifen und ist auf gewisse Weise zum Zusehen verdammt. Die Geister starren dabei manchmal sogar in die Kamera, als wollten sie sagen: Du kannst nichts tun und deine Freunde werden sterben!

Lange Zeit mag es im Truck etwas langweilig sein, aber dieser Moment, bei dem der Kontrollverlust klar wird, lässt einem umso einsamer fühlen. Man wäre dann sogar lieber bei seinen Freunden im Haus, selbst wenn man dabei in Gefahr begiebt und sein mühsam erspieltes Geisterjäger-Equipment riskiert.

Die Angst im Nacken

Auf dem ersten Blick mag Multiplayer-Horror nicht sonderlich effektiv sein. Schließlich leben viele Spiele aus dem Genre von einer guten Geschichte, ausgearbeiteten Charakteren und einer starken Atmosphäre, die sich im Einzelspieler besser entfalten können. Doch besonders Phasmaphobia zeigt, dass das Konzept noch längst nicht ausgereizt ist. Multiplayer-Horror mag für Außenstehende durch die ungeschliffenen Animationen menschengesteuerter Avatare wenig gruselig erscheinen, doch wenn man selbst spielt, vergisst man diesen Umstand. Vordergründig machen solche Spiele natürlich vor allem Spaß, aber die leichte Autophobie bleibt als ein subtiles, unangenehmes Gefühl dabei als stetiger Begleiter im Nacken.

Information zu Hausen: Am 29. Oktober startet die neue Horror-Serie Hausen auf Sky. Zum Start der Serie könnt ihr aber bereits jetzt schon die erste Folge für kurze Zeit ansehen. Auf der Seite Hausen.TV gibt es Folge 1 bis Donnerstag kostenlos zu sehen.

Zum Start der Serie streamen wir außerdem die erste Folge Live zusammen mit den Schauspielern der Serie auf Twitch und Youtube. In der “Watch Party from Home powered by Sky” könnt ihr am 29. Oktober, ab 20 Uhr Regisseur Thomas Stuber und seinen Schauspieler dabei zuhören, was am Set von Hausen so alles passiert ist und erfahrt interessante Insider-Informationen von Hausen.

Hausen wird ab Donnerstag, 29. Oktober täglich in Doppelfolgen auf Sky Atlantic ausgestrahlt werden. Zudem können die Episoden über Sky Ticket, Sky Go und über Sky Q gestreamt werden.

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