Simon „Unge“ gehört wohl zu den bekanntesten deutschen Content Creatorn. Auf YouTube und Twitch folgen ihm Millionen von Menschen. Doch dem Menschen hinter der Online-Persona geht es schon länger nicht gut. Nun spricht der 32-Jährige offen über seine psychischen Probleme und darüber, wie es in Zukunft weiter gehen soll.
Um wen geht es? Unge begann 2012 auf YouTube Let’s Plays hochzuladen, insbesondere zum Dauerbrenner Minecraft. Zuvor hatte er bereits Kanäle zu den Themen Longboarding, Veganismus und seinem damaligen Markenzeichen, den Dreadlocks, betrieben.
Was als Hobby begann, entwickelte sich im Lauf der Zeit zu einer Karriere. Mittlerweile hat der Kanal „ungespielt“ 3,7 Millionen Follower auf YouTube, auf Twitch folgen dem Streamer 1,4 Millionen Menschen.
Doch schon seit Wochen ist es ruhig um den Content Creator: Der letzte Stream fand im März statt, auf YouTube wurde 2 Wochen lang kein neues Video gepostet. In einem Video, das der Content Creator am 22. Mai auf seinem YouTube-Kanal veröffentlichte, erklärte er, was hinter seiner Abwesenheit steckt.
Streamer spricht offen über psychische Schwierigkeiten
Was ist los bei Unge? Der 32-Jährige sagt, er leide schon seit Jahren an einer ausgeprägten Sozialphobie und Depressionen, wofür er sich auch in professioneller Behandlung befinde. In letzter Zeit sei es ihm zunehmend schwerer gefallen, vor tausenden Zuschauern vor der Kamera zu stehen.
Es ist jedes Mal eine krasse Überwindung für mich, mich vor die Kamera zu setzen und das Gefühl zu haben, ich werde jetzt beurteilt, verurteilt und bewertet.
In den letzten Monaten habe er versucht, gegen die Sozialphobie anzukämpfen, so Unge. Sein 55-tägiger Streaming-Marathon, der Anfang des Jahres zu Ende ging, sei bereits ein Versuch gewesen, der Angst entgegenzutreten. Dabei konnten ihm Zuschauer sogar beim Schlafen zusehen – etwas, das wohl auch vielen Menschen ohne Sozialphobie zu viel gewesen wäre.
Zusätzlich erklärt der 32-Jährige, sich seine Privatsphäre zurückholen zu wollen, nachdem er mit Stalking zu kämpfen hatte. Nach den vielen Jahren in der Öffentlichkeit habe sich sein Leben „wie im Glashaus“ angefühlt. Das ganze Video könnt ihr euch hier ansehen.
Solltet ihr ebenfalls mit psychischen Belastungen zu tun haben, könnt ihr euch kostenfrei unter der 08001110111 an die TelefonSeelsorge wenden.
Aus Unge wird raik – Mit Anime-Avatar und englischen Streams
So geht es jetzt weiter: Aufhören möchte der Content Creator nicht, dafür liebe er YouTube und Twitch zu sehr. So weitergehen wie bisher soll es allerdings nicht. Stattdessen plant der 32-Jährige eine große Veränderung: Er wird ein sogenannter Vtuber.
Statt mit seinem Gesicht vor der Kamera zu stehen, präsentiert er seinen Zuschauern von nun an einen Anime-Avatar, der seine Mimik und Gestik widerspiegeln kann. Das soll unter dem neuen Namen „raik“ geschehen. Auf Twitch gab es bereits erste Streams mit der neuen Persona.
Auf der Streaming-Plattform ist raik bislang hauptsächlich in WoW und Diablo 4 unterwegs. Dort erwartet Zuschauer auch bereits die nächste Neuerung: Die Streams des 32-Jährigen sollen fortan auf Englisch stattfinden.
Das passe, da er ohnehin für deutsche Verhältnisse oft sehr spät auf Sendung sei, viel mit englischsprachigen Mitspielern zocken würde und so auch noch seine Sprachkenntnisse verbessern könne.
Auf YouTube sollen auf dem Kanal Raik DE Videos in deutscher Sprache hochgeladen werden. Inhaltlich soll es dort Reaktionen und „alles, worauf [er] Lust [hat]“ geben.
Fans zeigen dem Content Creator ihre Unterstützung
Wie kommt das an? Unter seinem Video sprechen die Fans Unge beziehungsweise raik ihre Unterstützung aus. Viele äußern ihre Bewunderung dafür, dass er so offen mit diesen schwierigen Themen umgeht und fordern ihn auf, sich die Zeit zu nehmen, die er braucht.
Einige sind offenbar entschlossen, den 32-Jährigen auch bei seinen künftigen Projekten zu unterstützen. So gewann der neue Twitch-Account nach Erscheinen des Videos über 6.000 neue Follower, den neuen YouTube-Account abonnieren bereits 12.000 Menschen.
Twitch frisst seine Kinder – Ein deutscher Streamer sagt „Mich macht das kaputt“
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.
Auf der einen Seite denke ich mir der Arme, auf der anderen Seite frage ich mich aber warum er dann jetzt auf englisch Stream wodurch sich seine potenzielle Zuschauenzahl wesentlich erhöht. Irgendwie passt das nicht so ganz zusammen.
Meine Vermutung ist, er wird garnicht mehr selbst streamen, gut trainierte AI Stimme drüber und kaum wer wirds merken.
Sry aber das klingt für mich nach hohn wenn ich ausgeprägten Sozialphobie und Depressionen lese, wenn das wirklich stimmen würde, hätte er niemals das alles erreicht was er erreicht hat in den letzten Jahren. Ich habe auch öfters seine streams gesehen, wie er ohne auch nur irgendeine Mimik zu verziehen ganz locker und freudig mit seinen Discord Leuten redete und das Spiel spielte. Zudem noch seine treffen mit anderen Youtubern usw.
Ich kann ja Mal von mir erzählen der wirklich an eine ausgeprägte Sozialphobie mit Depressionen leidet. Ich bringe kein Wort in Spielen raus gegenüber anderen Leuten, sei es Fortnite oder Discordzwang in Gruppen MMos wo man auch nur zuhören braucht, nicht Mal ein einfaches hallo bekomme ich raus, da passiert was innerlich was direkt Stopp sagt in mir, direkt mit unwohl sein und Herzrasen. In real kann ich keine Busse oder Bahnen betreten und Einkaufsläden warte ich bis kurz vor Schluss wenn nur noch wenige drin sind. Alles im Bezug auf fremde Leute fällt mir extrem schwer und bin auch in Behandlung.
Dieser Unge hat überhaupt keine Anzeichen von Sozialphobie, Depression kann sein, aber niemals eine ausgeprägte Sozialphobie, eher gar keine oder nur ganz wenig sonst wäre das alles von ihm was er die letzten Jahre gemacht hat, niemals möglich gewesen.
Das hat sicherlich andere Gründe, für seinen Entscheidungen jetzt.
Und genau deswegen fällt es vielen so schwer über ihre Probleme zu sprechen, weil immer irgendjemand um die Ecke und sagt:”Das kann doch gar nicht stimmen!” Ein Psychologe, der sich intensiv mit seinem Patienten beschäftigt, der wird das besser beurteilen können. Zudem hat er mit seinen Streams seinen Lebensunterhalt bestritten. Manche können einfach nicht von angesicht zu angesicht mit Menschen sprechen, jedoch über Discord etc. schon. Psychische Krankheiten sind zu komplex, als dass man jetzt einfach so sagen kann “Der leidet doch gar nicht daran.” Manche treiben es halt soweit, bis es nicht mehr anders geht.
Ich will hier jetzt niemanden in Schutz nehmen, aber ich finde solche Aussagen einfach unpassend. Denk mal darüber nach, was wäre, wenn jeder zu dir sagen würde, dass du dir das nur einbildest und dich einfach nicht so anstellen sollst. Und falls es dir sowas jemand an den Kopf geworfen hat, dann weißt du ja, wie es ist, dann ist deine Aussage hier umso schlimmer.
OK Dr. Don77
Als aller erstes solltest du als selbst betroffener einwas lernen, nimm es dir nie, auch nur eine Sekunde heraus anderen ihre Leiden abzusprechen, kleinzureden oder sie sonst wie nicht ernst zu nehmen, denn du mein lieber möchtest sicher auch nicht das man so mit dir umspringt, psychische Erkrankungen haben extrem unterschiedliche Ausprägungen, gerade sozialphobien können sich extrem unterschiedlich ausdrücken, du bist ein Extremfall, schlimm für dich und ich wünsche dir alles erdenklich gute um das zu überstehen. Du bist deswegen aber kein Beispiel für eine Sozialphobie, sondern lediglich ein Beispiel für eine extreme Ausprägung.
Simpel hör auf von dir auf andere zu schließen, denn das mein Lieber haben alle vorher die deine Probleme nicht ernst genommen haben auch getan und wie hat sich das angefühlt? War das fair? Ne oder?
Überlasse urteile denen mit entsprechender Qualifikation, gerade als betroffener ist das dass mindeste was du anderen betroffenen gegenüber entgegen bringen solltest, egal wie diese sich nach außen während eines streams zeigen du kannst nicht in deren Köpfe schauen und bewerten was da wirklich abgeht.
Wie der Rest hier schon sagt: Einem anderen Menschen seine Leiden absprechen zu wollen, nur weil man selbst andere Erfahrungen gemacht hat oder anders leidet, ist nicht cool und verstärkt die Angst, dass die eigenen Probleme nicht ernst genommen werden.
Bitte denk in Zukunft über solche Aussagen nach, bevor du sie tätigst.
Ich bin eigentlich kein Fan von “so ist es bei mir, also …”
Aber fühl dich trotzdem Mal unbekannterweise virtuell gedrückt (wenn es okay ist)
Ich bin Autistin und kann das so nachvollziehen. Ich leide unter selektiven Mutismus und bin oft nonverbal. Wie oft wollte ich mit Leuten spielen oder jemand meinte in einer kleinen Streamrunde mal: Hey, komm doch mal zu uns in den Discord, du kannst gern mitspielen und quatschen!
Und…Man kann es nicht.
Ich bin schon in der Lage irgendwann mit Leuten auch beim Zocken zu reden. Aber das braucht sehr viel Zeit und Vertrauen. Und darauf hat natürlich keiner wirklich Bock.
Ach er kann sein Leben ausnutzen. Nutze es aus. Alles richtig gemacht 👍
Ich persönlich fand den von Anfang an eher unsympathisch und anstrengend. Hab aber auch seit bestimmt mindestens 3 Jahren nix mehr von dem groß gesehen oder gehört.
Wenn man durch die Streams krank wird, hätte man viel eher die Reißleine ziehen müssen.
So sieht das eher aus wie ne Marketing Kampagne für ne Konzeptänderung, um nicht völlig in der Bedeutungslosigkeit des Internets zu versinken. Das hat nix mit Empathielosigkeit zu tun, wenn er selber sowas in der Öffentlichkeit ausbreitet. Ich mag solche Menschen nicht, die Probleme an die große Glocke hängen, statt sich einfach nur Hilfe zu holen.
Gerade, wenn man in der Öffentlichkeit steht und eine “Community” hat, von der man als eine Art “Vorbild” gesehen wird, ist es richtig und wichtig, zu zeigen, dass man auch, wenn man “erfolgreich” ist, psychische Probleme haben kann und sich nicht dafür schämen muss, nicht “perfekt zu funktionieren”. Also alleine wegen der Vorbildfunktion, ist es gut, dass nicht heimlich im stillen Kämmerlein abzuhandeln und nach außen den perfekten Schein zu wahren.
Ja, ich find das auch sehr wichtig.
Letztlich: Man kann in die Leute nicht reinschauen.
Zu unterstellen, “der macht das nur, weil er noch mehr Zuschauer haben will” – weiß ich nicht. Ich glaube, die Unterstellung, jeder will immer noch weiter wachsen und noch größer werden und noch mehr Geld und alles ist berechnend, entspricht nicht der Realität.
Was ich so beobachte, ist bei Influencern, die sehr lange im Rampenlicht stehen, dann auch nach 10, 15 Jahren einfach ein Punkt erreicht, wo sie merken, dass andere Sachen im Leben wichtig sind.
Gronlh hat auch mal einen harten Break gemacht, als ihm das mit “Jeder will was von ihm und ich muss allen einen Gefallen tun” zu viel wurde. Sodapoppin, shroud, Ninja, Amsongold – die machen gefühlt alle ihr Ding und sind dann auf die Bremse getreten, nachdem sie lange ganz oben waren.
Ich glaube, das ist so mit Mitte 30 auch ein ganz natürlicher Vorgang. Die Entscheidung treffen in dem Alter auch viele, die keine Influencer sind. Weniger Karriere, mehr Privatleben … ist nachvollziehbar.
Hm… also nach dem Motto:”Was ich selber nicht kenne, das kann keiner haben und ist nur eine billige Ausrede, außerdem kann ich ihn ja sowieso nicht leiden.” Das genau ist unempathisch. Es würde schon völlig ausreichen, solche Aussagen einfach für sich zu behalten. 2023 sollten die Menschen langsam kognitiv weit genug entwickelt sein, um zu kapieren, dass man psychische Erkrankungen nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte.
Vielen sieht man es einfach nicht an, weil sie es eben nicht an die große Glocke hängen, weil sie keine Lust haben, genau solche Kommentare an den Kopf geschmissen zu bekommen. Unfassbar…