Der Twitch-Streamer Asmongold hat sich jetzt zu politischen Angelegenheiten in Deutschland geäußert und dabei ein Bild von Deutschland gezeichnet, das nicht der Wahrheit entspricht. Er suggeriert: In Deutschland sei es strafbar, übergewichtige Menschen „dick“ zu nennen. 5 Jahre Gefängnis drohen. Da freut er sich in den USA zu leben, wo es die Meinungsfreiheit gibt.
Was erzählt Asmongold da? In einem YouTube-Clip „Fat Jokes are illegal now”, der aus seinem Live-Stream von Twitch stammt, erzählt Gaming-Streamer Asmongold seinen Zuschauern:
Die deutsche Polizei untersuche einen Fall: Jemand habe die Grünen-Politikern Ricarda Lang online „dick“ genannt. Das Bundeskriminalamt wollte die Daten der Person herausfinden, um die Person rechtlich zu belangen und haben bei einer US-Firma nach den persönlichen Daten gefragt.
Er zeigt dann ein Statement des US-Social-Netzwerks „Gab“, in dem behauptet wird, die deutsche Regierung ermittle gegen einen User der Plattform, weil er eine deutsche Politikerin „dick“ genannt habe. Gab solle die Daten des Nutzers herausrücken – dem drohten 5 Jahre Haft.
Im Video macht man sich dann ausgiebig über Ricarda Lang lustig. Und fragt, warum es problematisch sei, eine Politikerin übergewichtig zu nennen, wenn man sich in Karnevalsumzügen offen über Donald Trump lustig mache.
Asmongold dankt Gott, dass er in Land mit Meinungsfreiheit lebt und nicht in Deutschland
Das sagt Asmongold dazu: Der Streamer sagt:
Wenn alles, was sie gemacht haben, daraus besteht, sie dick zu nennen, dann sollten sie eine Untersuchung in Deutschland einleiten, warum sie dick ist, was sie isst, warum das passiert. […] Ich denke, Amerikaner begreifen nicht, was für ein riesiges Privileg es ist, das Recht auf freie Meinungsäußerung in unserem Land zu haben. Ich denke so viele von uns nehmen das als selbstverständlich an.
Ich sage: Gott sei es gedankt, dass ich nicht unter der Knute von irgendeinem Typen leben muss, der mich ins Gefängnis steckt für etwas, das er als beleidigend empfinden. Die Idee, dass Ideen gefährlich sind, ist für mich sehr beängstigend.
BKA ermittelt wegen „ehrverletzender und sexualisierter Darstellung“; nicht weil jemand Ricarda Lang dick nannte
Was ist der Fehler? Asmongold sitzt hier einer falschen Darstellung der Ereignisse auf, die von dem sozialen Netzwerk selbst geteilt wird und von einigen Medien aufgenommen wurde.
Wenn man sich die Anfrage des BKA an die Plattform Gab durchliest, erkennt man rasch: Es geh nicht darum, dass Ricarda Lang „dick“ genannt wird, sondern der Nutzer hat sie in einem Fake-Bild sexualisiert und entwürdigend dargestellt – in einer ehrverletzenden Art und Weise.
Die „Sexualisierung“ und „entwürdigende Darstellung“ blendet Asmongold in seiner Darstellung jedoch völlig aus und macht daraus: „Da hat sie einer dick genannt – und jetzt ist der ganze deutsche Staatsapparat mit der Aufklärung beschäftigt und verschwendet seine Ressourcen für so einen Quatsch.“
Der Chef des sozialen Netzwerks Gab zeigt das Schreiben des BKA:
Der Post, um den es geht, stammt vom 12.02.2022 und zeigt eine nackte, übergewichtige Frau mit dem Titel „Ricarda Lang bearbeitet jetzt auch persönlich Asylanträge“.
Es geht bei der Strafverfolgung also nicht darum, dass Ricarda Lang als übergewichtig dargestellt wurde, sondern vor allem um die Sexualisierung und Ehrverletzung.
So ein Bild darauf zu reduzieren, „Jemand hat Ricard Lang dick genannt und soll dafür 5 Jahre ins Gefängnis“, ist einfach nicht das, was da passiert.
Dennoch bleibt das Video so unwidersprochen im Netz, löst heftige Kommentare aus und die Leute scheinen ernsthaft zu glauben, dass in Deutschland nicht die Meinungsfreiheit gilt. Das Video hat mittlerweile 410.000 Aufrufe erhalten – in nur 9 Stunden.
Asmongold ist in letzter Zeit immer wieder im Fokus der Diskussion um Gaming. Er hat eine große Reichweite auf YouTube und Personen, mit denen er sich kritisch beschäftigt, geraten immer wieder in den Fokus seiner Zuschauer: Konflikt um Black Myth: Wukong eskaliert – Asmongold stellt freien Mitarbeiter von IGN an den Pranger