Eine junge Frau erklärt auf YouTube, warum sie die 40-Stunden-Woche für veraltet hält und so auf keinen Fall arbeiten möchte. Vielen spricht das aus der Seele, doch andere reagieren mit wütenden Kommentaren.
Was ist das für eine Aussage? Die 26-jährige Anna, die auf YouTube unter dem Namen anna anderswo aktiv ist, veröffentlichte am 6. Februar 2025 ein Video mit dem Titel „Ich will nicht arbeiten.“ Darin erklärt sie, dass sie das klassische Modell einer Woche mit 40 Stunden Arbeitszeit für nicht mehr zeitgemäß hält.
In manchen Branchen wird bereits auf KI gesetzt, denn die arbeitet immer, ohne sich zu beschweren.
26-Jährige findet die 40-Stunden-Woche überholt
Was genau sagt sie? Anna, die selbst als pädagogische Fachkraft in einer Kinderwohngruppe arbeitet, sagt, sie will nie wieder 40 Stunden pro Woche arbeiten und kritisiert ein System, das Produktivität über alles stellt.
- Die 40-Stunden-Woche sei damals ein großer Fortschritt im Vergleich zu den grausamen Arbeitsbedingungen der Industriellen Revolution gewesen. Heute habe sich die Arbeitswelt jedoch gewandelt – ging es damals vor allem um die physische Belastung, sei heute auch die mentale Belastung ein Problem.
- Viele Menschen könnten ohnehin nur 3 bis 5 Stunden pro Tag produktiv arbeiten.
- Gerade die Arbeit im sozialen Bereich sei so kräftezehrend, dass viele Menschen sie gar nicht bis zum Rentenalter durchhalten würden.
- Die Freizeit gehe laut Anna bei vielen Menschen dafür drauf, sich von der Arbeit zu erholen. Für Hobbys bleibe oft wenig Zeit oder Energie.
Als Konsequenz hat die 26-Jährige die Arbeitsstunden in ihrem Job bereits reduziert. Doch so eine Lösung sei nicht für alle möglich. Hier sei ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich.
Das ganze Video könnt ihr euch hier anschauen:
„Habe zwei Jahre nur für meine Arbeit gelebt. Und reich bin ich nicht geworden“
Wie fallen die Reaktionen aus? Das Video von Anna erhielt in etwas über einer Woche 95.000 Aufrufe, ziemlich viel für einen Kanal mit gerade einmal 4.500 Abonnenten. Viele Menschen erkennen sich in ihren Aussagen wieder. In den Kommentaren heißt es etwa:
- „Du sprichst mir aus der Seele… ich gehe an dieser Art des Lebens kaputt. […]“
- „Dankeschön für diese waren Worte! Ich bin 48 J. und werde auch nie mehr Vollzeit arbeiten. Nach Burnouts und Krankheiten, möchte ich mein Leben lieber mit mehr schönen Dingen anfüllen.[…]“
- „Ich fühle sehr was du sagst… War zwei Jahre lang Fernfahrer. […] Ich bin seit 8 Monaten krankgeschrieben. Ich schaffe nichts mehr, nichtmal mehr die Bude saugen. Ich habe zwei Jahre nur für meine Arbeit gelebt. Keine Freunde, kein Urlaub, nichts… Und wirklich reich bin ich dadurch auch nicht geworden… Kranke Welt.“
Doch andere scheinen sich von dem Video regelrecht persönlich angegriffen zu fühlen. In einem weiteren Video auf YouTube zeigt Anna einige der Kommentare und geht auf die Kritik ein. So finden einige die Vorstellungen der 26-Jährigen „utopisch.“
40 Stunden in der Woche seien machbar – da habe man am Ende des Tages etwas Produktives geleistet und sei „nicht nur auf dem eigenen Egotrip hängen geblieben“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer meint: „Also ich finde auch, diese Frau erzählt totalen Mist.“ Solche Leute sollten mal „in der Realität ankommen.“
Manche meinen auch, wer so denkt, sei „absolut nicht belastbar“ oder suche sich „völlig falsche Jobs aus.“
Und was sagt sie zu der Kritik? Anna geht auf die häufigsten Kritikpunkte kurz ein, stellt teilweise ihre Aussagen aus dem ersten Video noch einmal klar und erklärt auch, wie unsere Gesellschaft ihrer Meinung nach funktionieren sollte.
Die 26-Jährige gibt aber auch zu, keine Wirtschafts-Expertin zu sein und auch keine „perfekte Lösung“ parat zu haben. Für sie ist es jedoch ein Fakt, dass sich etwas ändern müsse, um als Gesellschaft ein Stück weit glücklicher zu werden – und wenn es nur so etwas sei wie die 4-Tage-Woche. Die soll in einem Land in Europa sogar dauerhaft eingeführt werden.



In den Kommentaren von Anna zeigt sich auch immer wieder das Vorurteil, dass junge Menschen einfach nicht richtig arbeiten wollen. Doch viele finden: Die Arbeit lohnt sich einfach viel weniger als früher. So schreibt eine Nutzerin: „[…] Früher konnte man sich mit einem Job, der verhältnismäßig schlecht bezahlt war, ein Haus leisten und konnte somit auf etwas hinarbeiten.“
Heutzutage sei so ein Wunsch unrealistisch. Man frage sich, wofür man das Ganze überhaupt machen solle. So ergeht es auch vielen anderen jüngeren Menschen: Die Generation Z hat es satt, als faule Arbeiter bezeichnet zu werden, ist überzeugt: Boomer hatten es einfacher
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Ich finde es sehr abhängig vom Beruf. Ich arbeite sicher auch nicht 8 Stunden “produktiv” im Sinne davon, dass ich nicht 8 Stunden am Stück schreiben kann.
Aber ich hab viele Möglichkeiten, mit den Tag so einzuteilen, wie ich das will, und mir selbst Ruhepausen zu gönnen.
Ich hab aber auch ein Job, wo ich unter der Dusche oder beim Dösen im Bett eine Idee haben kann, die “effektiv mir und meinem Arbeitgeber mehr bringt” als 8 Stunden harte Arbeit. Das ist halt so.
Für mich sind 40 Stunden Arbeit, die ich mir selbst einteile, völlig okay.
Wenn ich aber “fremdbestimmt” wäre und mir vorstelle, ich würde 40 Stunden auf andere Menschen und deren Bedürfnisse reagieren müssen, etwa als Pfleger/Therapeut – dann könnte ich nicht sagen, dass ich damit umgehen kann.
Ich denke, die heutige Arbeitswelt ist schwer mit der früheren zu vergleichen. Mit einigen Jobs unter heutigen Bedingungen hätten die Leute auch vor 30 Jahren große Probleme gehabt.
Ich mein … wir kennen sicher alle Beispiele von Männern, die mit Mitte 40 tot umgefallen sind. Denen hat “zähne zusammenbeißen und Maul halten” halt auch nicht geholfen.
Sie hat vollkommen Recht, warum arbeiten wir eigentlich noch immer 40 Stunden obwohl wird schon sehr viele automatisiert haben? Robotik in z.B. Produktionsanlagen haben viele Menschen überflüssig gemacht, wurden aber die “restlichen” deswegen besser bezahlt? Nein!
Genau da ist dann auch das Problem, der Wohlstand der heute “geschaffen” wird bleibt eben nicht bei den “ganz” unten sondern verteilt sich schön nach “oben”.
Deutschland hat seinen “Reichtum” auch nur auf dem Rücken ärmerer Länder erhalten. Bei uns ist die Kinderarbeit verboten aber wenn wir billiges Zeug aus Indien brauchen finden wir Kinderarbeit super geil.
Ich kann mir niemals ein Eigenheim leisten dabei habe ich eine eigene Firma und Angestellte, ich weiß aber jetzt schon das ich sowas wie ein Eigenheim nie besitzen werde und ich mach 80 – 100 Std. Wochen.
Also deine Aussage im 2ten Absatz finde ich schon etwas fragwürdig. Deutschland ist bestimmt nicht reich geworden auf dem Ruecken andrer Länder, sondern hat sich auf die Stärken berufen, unterstützt, gefördert und eine globale Marke erschaffen.
Auch dein Beitrag zur Kinderarbeit: Wir finden diese bestimmt nicht “geil” – es sind leider die Nachteile einer zunehmenden Globalisierung! Deswegen lege ich persönlich den Fokus auf regionale Produkte – aber dennoch beziehe ich auch Dinge aus dem Ausland. Aber gleichzeitig zu sagen, wir finden Kinderarbeit geil ist schon seeehr weit hergeholt.
Zum letzten Absatz: 1. würde ich gewisse Dinge nie ausschließen, nur weil es aktuell ggf. nicht so läuft, wie es sein sollte…
…und wenn du 80-100 Std. die Woche arbeitest (was ich jetzt auf keinen Fall anzweifeln möchte) dann muss dir das auch in irgendeiner Art und Weise Spaß und Freude machen. Ebenso darfst du stolz sein – eigene Firma und die Verantwortung für Mitarbeiter.
Deutschlands Wohlstand der letzten Jahrzehnte geht zu einem nicht unerheblichen Teil auf die direkte und indirekte Ausbeutung anderer Länder zurück – sei es die ehemalige DDR oder “billige 3.Welt-Länder” und Entwicklungsländer.
Wir haben in Deutschland immer so ein bisschen das ‘Märchen’, dass die Deutschen den Fleiß mit dem Löffel gegessen haben und einfach mehr arbeiten als andere Länder (über die man sich gerne mal lustig macht, wenn die mal wieder für Arbeiterrechte streiken).
Wir waren ein Hochlohnland mit Billigimporten und das hat sich zu einem großen Teil einfach gewandelt.
Jetzt bröckelt uns der Wohlstand gerade (meiner Meinung nach) wegen zu wenig Investitionen in die Zukunft weg – aber das würde dann jetzt zu politisch werden.
Um da mal ein altes Zitat von Volker Pispers zu bringen: “Deutschland kann froh sein, dass es einen Marshallplan im Hintern stecken hatte.”
Wo diese Menschen ihre Weisheiten herhaben, das man sich früher mit einen eher schlecht bezahlten Job, ein Haus leisten konnte? Wer erzählt solch Märchen, dass früher alles VIEL einfacher war? Es gibt diverse Länder wo die 12 Stunden Tage nichts ungewöhnliches sind. Wir haben 30 Jahre an unserem Haus bezahlt, und haben uns mit 2 Kindern öfter einschränken müssen, aber heute bin ich froh, nicht von anderen Menschen abhängig zu sein. Was wir haben, das haben wir erarbeitet, wer aber nicht arbeitet, der hat irgendwann garnichts, besonders im 3ten Drittel des Lebens, aber das lernt diese Dame auch noch. Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Das klingt abgedroschen, ist aber die reine Wahrheit. Wer nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wird, der muss sich sein Auskommen und Glück selbst erarbeiten, ein Anderer tut es nämlich nicht.
Es sagt doch keiner das man sich mit einem schlecht bezahlten Job früher ein Haus leisten konnte. Aber die Relation ist heute eine ganz andere als früher. Nehmen wir mal an du hast zu D-Mark Zeiten einen Bauplatz gekauft, aufm Land war das je nach Region zwischen 10.000 und 30.000 Euro für 500 bis 700 qm. Wenn du dir dann da ein Einfamilienhaus mit 120 bis 140 qm drauf gestellt hast waren die Preise bei 120.000 bis 170.000 Mark.
Also in Summe sagen wir mal 200.000 Mark.
Nun zum Einkommen: normaler Job, 1.000 bis 2.000 Mark Netto.
200.000 Kosten zu 2.000 Mark Einkommen. Das war absehbar es in 30 Jahren locker zu bezahlen.
So nehmen wir die selben Angaben für die Größe in qm für die heutige Zeit.
Bauplatz: 200.000 bis 250.000 Euro
Einfamilenhaus: 400.000 bis 450.000 Euro
Sagen wir in Summe 650.000 Euro
Wie sieht das Einkommen heute aus? 2.500 Euro netto.
650.000 zu 2.500 Euro.
Das ist dann nicht unbedingt absehbar es in 30 Jahren zu bezahlen.
Und genau wegen solchen Milchmädchen Rechnungen glauben die Leute auch so einen Quatsch.
Einfamilienhaus für 400.000 EUR aber damals für 120.000 DM? Klar wenn ich die krasseste Luxusbude haben will, dann zahle ich halt auch. Es gibt aber Fertighäuser (gab es damals nicht) und die gibt es schon ab 120.000 EUR. So und jetzt rechne nochmal und du hast 200.000 DM gegen 320.000 EUR und einen Verdienst von 2.000 DM zu 2.500 EUR.
Selbst die Fertighäuser haben eine bessere Qualität als so ein Boomerbau. Den der Boomerbau wurde größtenteils (Anfangs) aus Kriegsschutt gebaut. Dazu kommt noch die extrem hohe Sicherheit der heutigen Bauweise zu der damals, als Kabel z.b. auch direkt in die Wand gelegt wurden. Heute landen sie in Kabelkanälen. Dazu kommt noch alles andere an Extras das es damals einfach nicht gab.
Und nur damit ich es gesagt habe: Es stimmt, dass heute alles teurer ist, aber die Vergleiche die teilweise gemacht werden sind komplett falsch und verzerren die Situation komplett.
Na da bin ich froh das du mir jetzt keine Milchmädchenrechnung präsentiert hast, sondern mit soliden Fakten arbeitest.
Die Häuser wurden mit Kriegsschutt gebaut? Du meinst Fachwerkhäuser? Nein selbst die nicht unbedingt, aber wenn wir von diesen Häusern reden, dann sind wir 1965 nicht bei 200.000 Mark sondern bei maximal 80.000 Mark.
Du willst mir also sagen das die Preise für Häuser sich nicht teilweise verfünffacht haben wohin gegen der Lohn sich etwas mehr als verdoppelt hat?
Nur als kleines Beispiel, meine Mutter hatte sich 1998 eine Echtholz Küche für 10.000 Mark gekauft, die selbe Küche gibt es tatsächlich noch vom selben Anbieter etwas leicht abgewandelt heute noch, allerdings für 80.000 Euro.
Aber du wirst schon recht haben… alles Milchmädchenrechnungen. Der Häuserbau boomt wie verrückt.
Ich kann mir auch gar nicht erklären warum ich letztes Jahr von fünf unterschiedlichen Leuten die fünf unterschiedliche Bauträger hatten, alle fünf Bauträger insolvent gegangen sind. P.S. Auch Fertighaus Hersteller. Das sind nur die von denen ich selbst gehört habe. Wieviele Bauträger letztes Jahr insgesamt insolvent gegangen sind weiß ich nicht.
Aber schon komisch wenn man bedenkt das der Bau weiterhin boomt wie verrückt.
Edit: um dir nochmal konkrete Zahlen zu nennen. Meine Eltern haben 1992 beim Opa aufgestockt, 120qm Wohnung für 80.000 Mark. Dafür wurde ein Bauplatz von 500qm verkauft für 15.000 Mark.
Der Bauplatz existiert heute noch, kostet allerdings 230.000 Euro.
Die Wohnung bei meinen Eltern kostet Stand 2024 350.000 Euro. Wurde niedrig geschätzt da wir ein kleines Erbschaftsproblem haben. Niedriger konnte es leider nicht geschätzt werden.
Ich will da jetzt mal überhaupt keine Rechnung draus machen. Nur das du mal Zahlen dazu hast.
Und jetzt sag mir nochmal dass es heutzutage alles nur Milchmädchenrechnungen sind und die Leute sich wie früher easy alles bezahlen und finanzieren können.
Das ist schon stark verallgemeinert, aber ein Märchen ist es auch nicht.
In meinem Umkreis sind die Immobilienpreise über die Jahre stark gestiegen.
Da trifft diese Aussage tatsächlich zu, das wird für andere Orte gewiss auch gelten und für wieder andere eben nicht.
Keine Ahnung, was der Vergleich mit anderen Ländern bezwecken soll oder die Aussage, dass man nichts hätte, wenn man nicht arbeite.
Davon war hier nie die Rede.
Sie äußert doch nur ihre Meinung und kritisiert das System.
Was sollen diese Belehrungen?
Du hast aber schon mitgekriegt, dass die Kosten für Wohnraum(-schaffung), im Vergleich zu den Einkommen, überproportional gestiegen sind, oder? Das vor allem, weil in den späten 2000er/ den 2010er Jahren Immobilien als “Anlagevermögen” entdeckt und gehyped, unterstützt von äußerst niedrigen Zinsniveaus über einen dafür aussergewöhlich langen Zeitraum.
Muss jeder für sich abwägen wieviel er arbeitet. Der eine will mehr Geld und der andere mehr Ruhe. Gibt ja keine Vorschrift du musst 40h, gibt ja zb Teilzeit. Btw arbeitet man heute schon weitaus weniger als früher.
“Die Arbeit lohnt sich einfach viel weniger als früher.” das ist nicht evidenz basiert. Ein Haus war schon immer nicht billig im Verhältnis zum Angestellten Lohn. Die Leute haben ihr Leben lang abbezahlt und sich dafür den A… aufgerissen.
Das Problem heutzutage ist möglicherweise wenn man auf den sozialen Medien sieht wie einige mit ein bisschen just talking und ein paar hübschen Fotos teils ziemlich viel Geld verdienen. Das gabs früher nicht. Da musstest du schon mit dem goldenen Löffel geboren sein um so viel zu kriegen.
Was ich nicht verstehe ist: die Diskussion dreht sich häufig darum, ob ein Land seinen Wohlstand erhalten kann oder nicht.
Allerdings fehlt mir vorher die Frage ob man das überhaupt möchte.
Es könnte auch gut sein, dass ein größerer Teil der Bevölkerung gerne auf “Wohlstand” verzichten und dafür ihr Leben mit mehr anderen Inhalten füllen möchte.
Wer hat festgelegt, dass diese Nation an die Spitze irgend welcher Charts möchte? Eventuell wollen die Leute, dass Deutschland ein Land der Teilzeit-Jobber wird, die nebenbei Bücher schreiben, Bilder malen, Jogger oder Eltern werden oder womit auch immer sie ihre Zeit füllen wollen.
Was wohl schwierig wird ist mehr Kohle für weniger Leistung. Ich denke aber, das die meisten Menschen das schon begreifen und zu einem Trade off bereit sind.
Ich finde es richtig interessant, wie Du zwei Teile trennst, von denen eines vom anderen abhängt. Du weißt schon, dass Teilzeit Jobber, Bücher schreiben und Bilder malen und Joggen davon abhängen, dass das Land ein gewisses Maß an Wohlstand hat? Sein Leben kann man nur mit anderen Inhalten füllen, wenn es einem gut geht.
Wie soll man denn ohne Wohlstand seine Familie durchbringen? Schule, Studium, Essen,… Oder, wenn man alleine ist und sich beim Joggen das Bein gebrochen hat, aber keine Krankenversicherung da ist wegen fehlendem Wohlstand? Wenn Du älter bist, es aber keine Rente gibt und Du keine Vorsorge für das Alter zurücklegen konntest wegen der anderen Inhalte?
Es geht nicht darum, dass man an die Spitze irgendwelcher Charts möchte, es geht ganz einfach darum, dass die Sachen, die Du als andere Inhalte bezeichnest, Wohlstand sind. Und der ist nur mit einem gewissen Maße an Aufwand, auch persönlichem, zu halten.
Ich plädiere hier nicht für die 40 Stunden Woche. Ich glaube, dass man mit einem gewissen Maße an Organisation auch mit einer 35 oder sogar 30 Stunden Woche hinkommen könnte. Aber ohne Arbeit geht es auf gar keinen Fall.
Ich glaube du hast meinen Punkt nicht verstanden.
Ich kann mich auch entscheiden in einer Pappschachtel zu leben und am Tag eine Schüssel Reis zur Verfügung zu haben. Das kann eine Bewusste Entscheidung sein.
Ich trenne da garnichts. Da steht doch sogar: Mehr Kohle für weniger Leistung – nein. Weniger Kohle für weniger Leistung – ja.
“Durchbringen” ist für dich etwas völlig anderes als das “Durchbringen” für mich. Für den einen gehört ein Auto dazu, für den anderen nicht. Für den einen gehört ein Auslandsurlaub dazu, für den anderen nicht. Für den einen gehört eine 5080 dazu, für den anderen nicht. Für den einen gehört eine Zahnversicherung dazu, für den anderen nicht.
Ich kenne Menschen persönlich, die Stand 2022 Lebenshaltungskosten von ca. 300 € pro Monat haben. Da ist Strom etc. schon dabei und das ist ein selbst gewähltes Schicksal. Die müssten das so nicht machen. Sie wollen es aber so.
Ok, verstanden. Wie viele sind das und schätzt Du die jetzige junge Generation so ein, dass sie weniger Arbeit gegen weniger Wohlstand eintauschen wollen?
Keiner der jüngeren Menschen, die ich kenne, will das.
Ich kenne allerdings EINEN, der vor 20 Jahren entschieden hat, dass er mit dem, was er für 50% bekommt zufrieden ist. Er war immer ein Optimierer und es war schon bewundernswert, wie er klar kam.
Allerdings würde er jetzt in der Rente fast auf dem Trocknen sitzen, wenn er nicht sehr viel Geld und eine Eigentumswohnung geerbt hätte… .
Ok, mit der Rente kann man den jungen Menschen heute nicht kommen, da ist viel zu ungewiss, wie das in 40 Jahren aussieht.
Eigentlich gibt es nur die Wahl zwischen dem Anhäufen von Rücklagen, mit der Hoffnung, dass das nicht viel später wertlos ist oder im Hier und Jetzt leben, genießen, so lange man kann und schauen was kommt. 😉
Das weiß ich nicht. Darum schrieb ich ja, die erste Frage sollte lauten: wollen wir das – wo solls hingehen?
Früher war Geld für mich extrem wichtig, die Arbeit war extrem wichtig. Seit dem ich weiß, dass mein Verfallsdatum sehr viel früher ablaufen wird als angenommen und ich eine Familie habe, seit dem die Arbeit und Geld sehr tief ans untere Ende der Prioritätenliste gesunken.
Die “Rente” ist für die meisten sowieso eine Umlagefinanzierung von der unklar ist ob sie in 40 Jahren überhaupt noch existiert oder wie viel Prozent vom Verdienst sie noch abwirft. Und selbst heute hat ca. eine halbe Million Renter eine so geringe Rente, dass auf Grundsicherung aufgestockt wird. Vermutlich wächst dieser Prozentsatz weiter stetig an.
Das heißt für viele ist es so oder so ein: schauen was da kommt.
Ich behaupte nicht, dass die Mehrheit bereit ist ihren Lebensstandard zu senken um ihr Leben anderweitig zu füllen. Das weiß ich überhaupt nicht. Aber ich behaupte, dass es auch nicht wenig sind. Aber diese Debatte kommt gefühlt überhaupt nicht vor. Es gibt scheinbar immer nur einen Kurs, den nach Vorne und nach Oben. Mehr für mehr.
Sie hat eigentlich recht, ich kenne keinen im Büro der wirklich 8 Stunden durcharbeitet, es wird sich locker 1 – 2 Stunden am Tag irgendwie unterhalten. Und die die so überwacht werden, dass dafür gesorgt wird, dass sie 8 Stunden durchackern, tun mir sehr leid. Ich will nichts abwerten, es gibt Jobs, da ist es sehr wichtig diese Leistung abzurufen. Aber das sollte man sich dann auch aussuchen und wie sie schreibt – am Ende des Tages sieht man dass die Renten nicht sehr hoch sind, man muss privat vorsorgen – kann auch nicht jeder machen, wenn er noch sein Leben irgendwie genießen will.
Daher reichen in den meisten Fällen auch 6 Stunden am Tag locker aus + evtl. überstunden, wenn es mal was Wichtiges zu erledigen gibt.
Sie hat recht, nur wollen die Arbeitgeber und die Politik das nicht. Die Gier kennt keine Grenze. Bei weniger Arbeitszeiten würde es weniger Arbeitslose geben, weil man dann mehr Personal braucht über den Tag, die würden wiederum den Konsum steigern.
Ich arbeite in der Pflege und fange um 6.30 Uhr an, und ehrlich gesagt: Nach 11.30 Uhr ist Schluss, jeder macht nur noch Dienst nach Vorschrift, und ich bin sicher, auf der Baustelle, in Büros und im Transportgewerbe ist es nicht anders. 5–6 Stunden die Woche sollten ausreichen. Aber zurzeit ticken die Uhren rückwärts mit den ganzen Rechtspopulisten, die möchten, dass die Arbeiter noch mehr arbeiten und weniger Sozialleistungen bekommen, und die Arbeiter klatschen noch mit Beifall, Hauptsache nach unten treten und nach oben buckeln.
Früher arbeitete man um zu Leben, heute geht man arbeiten um zu Überleben.
Nicht wirklich. Auch früher hatte das Geld nicht gereicht.Nostalgie kann täuschen.
So eine Aussage ist doch Quatsch. Wenn man Arbeit rein als Belastung betrachtet wird’s nicht besser – das gejammere ist sowas von nervig. Arbeit hat sooo viele Vorteile – viele erkennen diese nicht und sehen darin wie gesagt nur Belastung und Zeitverschwendung. 40h die Woche arbeiten ist wirklich nicht zu viel – da sollte man beginnen, die Probleme lieber bei sich selber zu suchen.
Aber auch viele Nachteile, zumal nicht jeder das Privilig hat im Traumjob zu arbeiten. So traurig das klingt, ist das vermutlich auch gut so, da manche Jobs kaum besetzt wären, das ist ja jetzt schon ein großes Problem je nach Bereich.
Was jedem zu viel oder nicht zu viel ist unterscheidet sich eben, ebenso das, was der eine oder andere als Vor- oder Nachteil sieht – sooo viele Vorteile würden mir persönlich jetzt auch nicht einfallen. Ich finde es gut, dass über sowas gesprochen wird und verstehe offen gesagt nicht, was daran nervig sein soll.
Ich bin weit davon entfernt in meinem Traumjob zu arbeiten – wirklich! Ich denke auch, dass es etwas wie einen „Traumjob“ nicht gibt, da man immer Fehler und Mängel sucht und finden wird.
Natürlich hängt es von Individuum ab, was die Belastung betrifft – das hab ja ich ja auch damit gemeint, die Fehler bei sich zu suchen.
Wo ich dir widerspreche: einer Arbeit nachzugehen hat ausschließlich Vorteile aus meiner Sicht! Wenn man schlechte Arbeitsbedingungen erduldet, dann ist das kein Nachteil an sich – das kann nicht der Anlass sein, es als Nachteil zu definieren.
Das ist deine Sichtweise, das würde ich somit nicht als Widerspruch einordnen.
Dass es dazu unterschiedliche Sichtweisen und darunter eben auch extreme Ansichten in beide Richtungen gibt ist klar.
Wieso sollten schlechte Arbeitsbedingungen kein Nachteil sein? Und weshalb sollte es kein Anlass sein können, es als solchen zu definieren?
Es gäbe sicherlich bessere Worte, falls du das meinst, aber es ist eben geläufig von Vor- und Nachteilen zu sprechen.
Dann mal weg von Vor-und Nachteilen: was wäre dir lieber: ein Job mit 40h Woche mit teils schwierigen Bedingungen (wenn man das überhaupt definieren kann) oder Arbeitslosigkeit mit ungewisser Prognose?
Weiß ich nicht, kommt auf die Bedingungen an.
Worauf willst du damit hinaus und warum antwortest du nicht auf die Fragen?
Wieso gibt es nur 40h oder Arbeitslos? Es gibt inzwischen so viele Modelle die sinnvoller sind als 40h. Und ehrlicherweise sollte man auch sagen das die meisten arbeiten damit ein paar wenige immer reicher werden und selber gerade so über die Runden kommen.
Keine Nachteile ist ein sehr wilder Take, dazu sollte man mal alle mit Berufskrankheiten wie kaputten Knochen oder psychischen Krankheiten befragen.
Ich hab deine Fragen tatsächlich überlesen: grundsätzlich: meine Aussagen beziehen sich auf die obere Aussage „man arbeitet nur noch fürs überleben“ – diese Aussage halte ich für völlig falsch.
Ich rudere zurück: natürlich sind schlechte Arbeitsbedingungen als Nachteile zu sehen, aber wenn man nur noch das Negative an einem Job sieht dann erkennt man die vielen Vorteile eines Jobs nicht. Man sollte positiver, optimistischer die Arbeit betrachten und nicht grundsätzlich als Negatives abstempeln – das ist in Deutschland mittlerweile der Fall.
Ich stimme dir zu, was die Aussage von Andy angeht; das trifft garantiert auf manche zu, ist jedoch viel zu sehr verallgemeinert.
Das gleiche gilt jedoch auch für deinen letzten Satz
Ich denke, die Betrachtungsweise sollte einfach jedem selbst überlassen werden.
Es sei auch mal dahingestellt, ob ein Job per se wirklich so viele Vorteile hat.
Interessehalber, was sind für dich denn hierbei alles Vorteile?
Ja ich stimme dir zu – Verallgemeinerungen helfen hier wenig weiter.
Die Vorteile?
Nur um die 2 wichtigsten (für mich) zu nennen:
Man hat eine Aufgabe! Unabhängig was ich mache – und sei es nur die Reinigungskraft – man hat eine Aufgabe, die motiviert/motivieren sollte.
und aus meiner Sicht wichtiger: Man pflegt soziale Kontakte, man lernt und pflegt den Umgang untereinander. Hat man keine Arbeit bzw. verliert man seinen Job, gehen gleichzeitig auch viele soziale Kontakte verloren.
Das sind auch 2 Gründe, wieso der Eintritt ins Rentenalter für viele Menschen nicht ganz so einfach und erstrebenswert ist, wie es sich manch einer vorstellt und darf man aus meiner Sicht nicht unterschätzen.
Ich finde es blauäugig zu sagen “ich arbeite nur noch auf die Rente hin” – denn mit der Rente geht auch einiges verloren.
Mir persönlich ist das zumindest wichtig.
Natürlich muss das jeder für sich selbst definieren – ich spreche hier nur von meinen Erfahrungen (bin nicht mehr der jüngste):
Ich habe nicht meinen Traumjob – hab diesen aber auch nicht wirklich gesucht – ich bin aber trotzdem sehr zufrieden, obwohl der Bereich in dem ich arbeite sehr verrufen ist. Ich habe ein tolles Team wo es mal ernst, aber eben auch mal weniger ernst und eher lustig zugeht. Das zu verlieren wäre für mich das Schlimmste, das mir aktuell passieren kann.