World of Warcraft: Spiele-Accounts als Denkmal der Unsterblichkeit

World of Warcraft: Spiele-Accounts als Denkmal der Unsterblichkeit

Niemand ist unsterblich, keiner kann dem Tod entrinnen. Doch was bleibt zurück, wenn wir für immer gehen? Eine trauernde Familie, Menschen, die wir lieb gewonnen haben, und zu guter Letzt unser World of Warcraft Account.

Unverhofft kommt oft und der Tod holt einen schneller ein, als uns lieb ist. Leider können wir nicht mal eben von einem 100 Kilometer entfernten Spawn-Punkt zu unserem Kadaver laufen und stehen wieder auf. Was uns nach dem Tod erwartet, kann uns niemand sagen. Fakt ist aber, dass wir unsere Spiele-Accounts gegenwärtig auf der Erde zurücklassen.

Zumindest habe ich noch keinen zockenden Toten in einem Computerspiel angetroffen. Wie denn auch? Ich glaube kaum, dass das Wlan-Signal meiner FritzBox, trotz Repeater im Hausflur, bis zum Himmel reicht. Selbst eine 10 Gigabyte-Standleitung sollte der gigantischen Menschen-Masse da oben nicht gewachsen sein.

Problem nach dem Ableben: Wir hinterlassen nicht nur unsere Identität im Netz zurück, wie Facebook- und Twitter-Profil, sondern auch unsere Spiele-Accounts und abgeschlossenen Abonnements. Natürlich könnte man beim Notar ein Testament hinterlassen, indem wir niederschreiben, was mit unseren Nutzerprofilen geschieht. Aber wer macht das schon? Am Ende zerfallen die mit 5000 Spielstunden hochgezockten und full-equippten Level 100 Charaktere. Natürlich nur wenn das Abonnement erlischt.

Der Tod selbst kann ein Abo nicht stoppen

World of Warcraft tot - Grabstein

Wir sterben irgendwann von ganz allein, es sei denn unsere geliebte Frau bekommt Wind von der abgeschlossenen Lebensversicherung. Ein Spiele-Account stirbt allerdings nicht so schnell, vor allem wenn er Free-to-Play ist.

[pullquote]Ein Spiele-Account stirbt nicht so schnell[/pullquote]

Es gibt zwei Möglichkeiten für die verbliebenen Angehörigen dem ein Ende zu setzen: Entweder sie bitten bei dem entsprechenden Hersteller-Support darum, den Account zu löschen oder er erlischt spätestens bei der Abschaltung der Spielserver. Dazu muss allerding der Publisher pleitegehen oder das Spiel – sagen wir – nicht gut ankommen und das kann gegebenenfalls dauern.

Bei einem Account, der ein Abonnement erfordert, wie beispielsweise es bei World of Warcraft der Fall ist, sieht die Sache ein bisschen anders aus. So lange die Zahlen auf dem Konto im Plus sind und das Abonnement nicht gekündigt wird, laufen die monatlichen Kosten weiter. Hier wendet man sich auch wieder an den Support des Spiels. Falls jedoch unsere Lebensgefährtin oder Ehefrau nach unserem Ableben das gemeinsame Konto plündert, um mit einem 26-Jährigen Latino-Lover durchzubrennen, beendet sich das Abonnement früher oder später von selbst.

Jedoch bringt manchmal so ein WoW-Abo wirklich ungewöhnliche Überraschungen mit sich. So wie bei der WoW-Spielerin Mortisana

Die Geschichte von Mortisana

World of Warcraft Orc Statue

Blizzard hat im Januar 2015 begonnen, allen Spielern die volle zehn Jahre lang ohne Unterbrechung ein Abonnement für “World of Warcraft” abgeschlossen haben, mit einer ganz speziellen Orc-Statue zu beschenken. Die WoW-Spielerin Mortisana erzählte im offiziellen US-Forum von World of Warcraft ihre ganz persönliche Geschichte. Ihr Vater hat, obwohl er bereits verstorben ist, eine solche Statue erhalten.

Mortisana hatte WoW gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrem Vater vom ersten Tag an gespielt. Das Ehepaar legte jedoch immer mal wieder eine Pause ein, zum Beispiel während der Schwangerschaft. Ihr Vater hingegen war dauerhaft und mit viel Begeisterung in Azeroth unterwegs. Nach einem Schlaganfall war er nämlich körperlich stark beeinträchtigt: “Er verließ das Haus nicht sehr oft, er konnte kaum laufen. WoW war seine Welt, seine Zuflucht. Das Spiel war eines der wenigen Dinge, die ihm Glück bescherten”, schreibt Mortisana.

Als ihr Vater im März 2014 starb, kündigte Mortisana nicht nur sein Abonnement sondern auch ihr eigenes: „Ich konnte mich nicht mehr einloggen, ohne an ihn zu denken”. Die Erinnerungen an die gemeinsamen Stunden in WoW ließen den schmerzhaften Verlust ihres Vaters immer wieder neu aufkochen. Als ihr mittlerweile 8-jähriger Sohn im Dezember selbst mal WoW spielen wollte, reaktivierte sie jedoch den Account ihres Vaters: “Nun spiele ich mit meinem Sohn auf dem Account, den mein Vater so viel gespielt hat. Er würde es lieben, dass sein Enkel das Spiel so genießt.”

Im Januar dieses Jahres rief die Mutter von Mortisana an und erzählte das ein Paket von Blizzard gekommen sei. Jetzt dürft ihr dreimal raten was da wohl drinnen war:

World of Warcraft Mortisana

Danke Blizzard, ich werde immer diese Statue anschauen und mich daran erinnern, wie viel Freude ihr meinem Vater und mir gegeben habt.

Wir haben uns ein Denkmal erzockt

Unsterblichkeit ist ein Ziel, nach dem schon alte Könige und Pharaonen gestrebt haben – wurde leider nix, die liegen jetzt auch in einer Pyramide rum. Nichtsdestotrotz erinnert man sich an Berühmtheiten noch Jahrzehnte zurück, da sie Musikhits, mathematische Gleichungen oder fette Skulpturen in der Landschaft hinterlassen haben – ein Denkmal eben. Verbringen wir nicht irgendwelche Supertaten, hinterlassen wir nur unser Nutzerprofil in Computerspielen. Und die 50.000 Gold in kleinen nicht-nummerierten Münzen auf der Bank in Orgrimmar.

Aber wie wir am Beispiel von Mortisana gesehen haben, ist so ein verbliebener Account immer wieder für eine Überraschung gut. Jetzt bleibt nur die Frage offen, ob ich meine Login-Daten in meinem Testament erwähnen soll? Zumal die meisten meiner erstellten Charaktere in all meinen MMOs weiblich, blond und vollbusig sind. Ich will ja kein schlechtes Bild von mir hinterlassen. Schwierig…

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Gorden858

Aber sie sagt doch, sie hätte seinen Account zwischenzeitlich gekündigt. Warum hat er denn trotzdem eine Statue bekommen? (Will jetzt gehässig sein, ist natürlich trotzdem eine schöne Geschichte 😉 )

Dawid

Sie sagt ja nicht wann. Kann gut sein, dass sie den Account nach den 10 Jahren gekündigt hat, so Ende November rum. Andere Möglichkeit: Die hatten ein Jahres-Abo und haben die automatische Verlängerung gekündigt, sodass der Account erst vor kurzem richtig inaktiv wurde?

Alastor Lakiska Lines

Ich habe ein informelles Schreiben vorbereitet, für den Fall meines Ablebens in dem ich die Aufteilung meines virtuellen Nachlasses genau beschreibe (zusammen mit den Passwörtern, die halt auch immer aktualisiere). Es ist verwahrt in einer Stahlkasette, die Teil meines reelen Nachlasses ist und sicher verwahrt wird. Etwas unnötig eventuell, aber ich will nicht, dass all das Zeug verschwindet (und eventuell errichten sie mir zu Ehren ein Denkmal, wenn sie das in Foren posten).

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