World of Warcraft: Verheizt Blizzard seine großen Charaktere?

World of Warcraft: Verheizt Blizzard seine großen Charaktere?
Wenn Legenden fallen

Zweite Chancen – Nur langweiliges Recycling?

Der nächste Punkt, auf den ich eingehen möchte, ist das Recyclen von Charakteren. Wirklich auffällig war es damals bei Kael’thas Sonnenwanderer, den man in der Festung der Stürme vermeintlich tötete, nur um dann Monate später quicklebendig den Sonnenbrunnen zu annektieren und der Legion ein neues Portal nach Azeroth zu öffnen. Schon damals wurden die Stimmen laut, dass Blizzard keine Ideen für neue Widersacher hätte und nur noch am recyceln wäre.

Nur ein Rückschlag - Kael'thas beehrt uns gleich zwei Mal.
Nur ein Rückschlag – Kael’thas beehrt uns gleich zwei Mal.

Die Spieler müssen sich einfach von der Überzeugung verabschieden, dass ein leerer HP-Balken und anschließende Beuteverteilung gleichzusetzen ist mit einem storytechnischen Charaktertod. Ja, das ist inkonsistent. Ja, das hätte man anders kommunizieren sollen. Aber wer will schon immer ein nerviges “Haha! Und jetzt entkomme ich doch noch mal!” am Ende eines Bosskampfes sehen und den Loot aus einer herbeigezauberten Kiste, anstatt der Leiche ziehen?

Die Wahrheit für die Lore ist meistens: Wir wissen nicht, was geschieht. Die eigentlichen “Helden” des Spiels, entscheiden was geschieht. Und das bekommen wir als Spieler oft erst Jahre später mit.

Ein positives Beispiel: Garrosh Höllschrei

Stück für Stück aufgebaut - Garrosh Höllschrei.
Stück für Stück aufgebaut – Garrosh Höllschrei.

Wenn ich ein gutes Beispiel für eine tolle Charakterentwicklung mit würdigem Abschluss aus dem Hut ziehen müsste, dann wäre das auf jeden Fall Garrosh Höllschrei. Auch bei ihm gab es einen großen Aufschrei in der Community, dass man ihn viel zu schnell “verheizt” hätte. Aber auch hier sollte man kritisch hinterfragen: Stimmt das eigentlich?

Kaum ein Spieler weiß heute noch, dass Garrosh bereits vor knapp 8 Jahren vorgestellt wurde. Damals war er Teil einer sehr langen Questreihe in Nagrand, die sogar mit dem Besuch von Thrall endete – Helden tauchten zu der Zeit nur selten in Questreihen auf. Garrosh war gebrochen, ein schwacher Orc, der mit der Schande seines Vaters leben musste und jeden Lebenswillen verloren hatte.

Im Verlauf von Wrath of the Lichking haben die Entwickler ihn langsam aufgebaut: Er lernte die Stärken der Horde kennen, erlebte erste Konflikte mit der Allianz beim Argentumturnier und in Dalaran. Erst mit Cataclysm wurde er der Kriegshäuptling – und brachte die Story ordentlich in Schwung! Er gab Warcraft das “War” im Namen zurück, eroberte aggressiv Allianzgebiete und vernichtete letztendlich sogar Theramore: Die einzige Stadt, die quasi in Frieden mit der Horde lebte.

Selbst die Machinima-Community liebte ihn. Er bekam sogar seine eigene Hymne:

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In Mists of Pandaria gipfelte seine Macht dann in der Wiederbelebung eines alten Gottes – und er fiel der Gier anheim. Eine Gier, die ihn letztlich stürzen sollte.Gebrochen und bezwungen flieht er nach Draenor, nur um dort dann seinen Tod zu finden – an exakt der gleichen Stelle, wo wir ihm vor fast einem Jahrzehnt zum ersten Mal begegnet sind. Garrosh wurde nicht verheizt. Er wurde aufgebaut, Stück für Stück. Wie ein richtiger guter Widersacher, mit dem man lange Zeit sogar sympathisieren konnte.

Selbst in seinem Abschiedvideo dachte ich mir noch “Er hat recht… wir haben ihn zu dem gemacht, was er ist”. Garrosh war ein Feind, wie ich ihn liebe. Ich habe ihn gehasst und dann habe ich mich ein bisschen gehasst, weil ich ihn hasste. Denn er war cool. Ein richtiger Orc, wie die Horde ihn brauchte. Und er war ein Feind, an den ich mich noch lange erinnern werde.

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Larira

Wollen wir wetten? Der allerletzte Raidboss wird Elune sein!

😀

Grüße

Syhlents91

Bei der Garrosh Überschrift. Garrosh Blutschrei? Höllschrei heißt er doch 🙂

Cortyn

Absolut richtig, wird korrigiert.

Gorden858

Bei Themen, die mich begeistern, bin ich immer gerne für ausschweifende Diskussionen zu haben :-D.

Achja, da habe ich die Soldaten durcheinander gebracht. Ich meinte den Typen der ihn dann rettet und am Anfang beim Sturm auf die Normandie dabei ist (Tom Hanks).

Die Fraktion “Geißel der Untoten” ist aber ja gar nicht komplett aus dem Spiel. Wenn man sich das Ende von WotLK mal genau anschaut, merkt man, dass sie sich dort alles offen gehalten haben. Der Lichkönig existiert weiter in der Person von Bolvar. Die Geißel existiert auch weiter unter seiner Kontrolle. Man könnte diese also ohne weiteres wieder auftauchen lassen mit der Erklärung Bolvar wäre ihrem oder einem anderen Einfluss erlegen oder er will sie für einen (vermeintlich) guten Zweck einsetzen. Arthas stirbt zwar, aber erstens tritt sein Vater auch immer wieder auf, obwohl er schon lange tot ist und zweitens wird seine gute Persönlichkeit “Martin Lehner” durch Tirion und den Aschebringer durch die Zerstörung seines Herzens freigesetzt. Auch hier könnte man diese wieder auftauchen lassen indem man zum Beispiel erklärt, dass diese auf den Aschebringer übergegangen ist und dadurch ein Teil von Tirion bzw. dem Schwert geworden ist.

Um das Beispiel mit Vader fortzuführen, wäre es aber doch irgendwann lagnweilig geworden, wenn die Geschichte so wie in Episode 4-6 immer weiter gegangen wäre, er in Ep. 6 wieder geflohen wäre und genauso in Ep. 7, 8 & 9. Dann hätte man das Gefühl gehabt, dass man ihn nie erwischen kann. Alternativ hätte er natürlich in Ep 6 sterben können aber der Imperator wäre geflohen und hätte in Ep. 7 einen neuen Handlanger los geschickt, der wiederum besiegt und durch den nächsten ersetzt worden wäre ohne das jemals der Imperator selbst erwischt wird. Aber das Ergebnis wäre meiner Meinung nach das selbe gewesen, irgendwann würde die Spannung verloren gehen. Darum gehört zu einer guten Charakterentwicklung auch irgendwann ein Ende hinzu. Außer dem Tod sehe ich hier allerdings wenig Möglichkeiten das umzusetzen, eventuell noch eine Gefangennahme oder das Verschwinden in eine andere Zeit bzw. Dimension. Ich kann schließlich schlecht den Lichkönig nach Kanada auswandern lassen, wie GZSZ das gerne macht.

Die Sache mit Gromm sehe ich auch sehr kritisch. Dieser Wandel vom Gegenspieler zum Helden wurde doch arg konstruiert und unglaubwürdig präsentiert. Im großen und ganzen finde ich allerdings nicht, dass die Figuren stereotypisch sind. Wenn man mal wirklich alle bösen Charaktere streicht, die bereits in der RTS-Reihe erschienen sind, bleiben ja nicht viele übrig, im Grunde genommen nur Garrosh. Und wie auch Cortyn in ihrem Artikel schreibt finde ich, ist er eigentlich ein sehr interessanter und ambivalenter Charakter dessen Entwicklung man auch nachvollziehen kann. Neben ihm würde mir höchstens noch Furorion einfallen, der zwar bisher nicht so im Rampenlicht stand aber in der Zukunft sicher noch eine Rolle spielen wird. Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass ein Grund warum die Bindung zu alten Charakteren wie Arthas und Illidan noch größer ist, dass man diese in WC3 selbst gespielt hat. Sie wurden zwar irgendwann zum Gegenspieler, aber ihren Weg dorthin hat man eben nicht nur begleitet sondern selbst gesteuert. Dadurch ist die Identifikation einfach nochmal wesentlich höher.

Was den Kader der Guten angeht, ist der Effekt den du beschreibst auch genau das Problem. Es gibt eine ganze Menge, die dir sicher auch bekannt sind. Alleine die ganzen Fraktionsanführer und ihre jeweiligen obersten Berater und Generäle, nicht nur der Spielerfraktionen, sondern auch von neutralen wie dem Argentumkreuzzug oder dem Cenarischen Zirkel. Und genau bei dieser Anzahl liegt das Problem. Es sind zwar alles interessante Charaktere, Tirion Fordring hat zum Beispiel eine sehr umfangreiche Vorgeschichte, aber dadurch dass es einfach so viele sind bleibt für die meisten einzelnen nur alle paar Addons mal Zeit. Und dadurch wirken sie natürlich austauschbar, nicht unbedingt, weil ihre Geschichte oder ihre Charaktereigenheiten langweilig wären.

Die eigene Charakterentwicklung habe ich ja bereits geschrieben, sehe ich auch als Problem. Ich würde das natürlich nicht so eins zu eins auf das reale Leben übertragen. Natürlich hat man nicht versagt, wenn man nicht immer größer und besser wird, das muss schon jeder selbst entscheiden, was für ein Ziel er mit seinem Leben verfolgt. Aber ein Spiel will ja gerade mehr als das typische Leben sein und wär träumt nicht davon einmal die führende Hand hinter etwas Großem und Wichtigem zu sein. Nur können das eben nur ein paar ausgewählte Einzelne im realen Leben und eigentlich auch in einer Fantasywelt, wenn man realistisch bleiben möchte. Der Zug ist aber schon lange abgefahren, würde ich mal sagen. Bereits in Classic hat der König mich vor der ganzen Stadt angepriesen, wenn ich Onyxia besiegt hatte auch wenn das schon tausende vor mir gemacht haben. Und im Kanon wurde das den Spielern dann sogar ganz genommen.

Abschließend glaube ich übrigens nicht, dass Themepark-MMOs verschwinden werden. Ich hoffe und vermute, dass sich Sandboxen immer mehr etablieren werden, aber die Genres werden wohl weiter nebeneinander her existieren, da beides eben nicht für jedermann geeignet ist. Genauso wie Echtzeitstrategie ja auch nicht dafür gesorgt haben, dass es keinerlei Rundenstrategie mehr gibt. Es hat eben beides, wie so vieles im Leben, seine eigenen Vor- und Nachteile.

Gert-Joachim Weyer

Vieles (im realen leben) schmeckt am nächsten Tag besser.Also aufgewärmt.Sauerkraut,Rotkohl,Grünkohl…

Aber Hand aufs Herz,bei Blizz kann ich es nicht mehr sehen.Die Geschichte rund um das Spiel wird nur noch durch aufgewärmtes,völlig wirres Zeugs beherrscht.

Abgesehen von den ganzen Makeln die das Game mittlerweile hat,ist die Story schlechter als jeder Groschenroman.

Xerang Zane

Genau. Letztlich hat Blizzard nicht einfach nur die großen Charaktere verheizt, sie haben die großen Geschichten verheizt. Als ich einst von Warcraft 3 nach WoW kam, war die Welt noch viel tiefgründiger. Es hätte alles so schön werden können, aber leider kochte das Warcraft-Universum storytechnisch seither nur noch auf Sparflamme. Die Leute, die Rollenspiele lieben, wollen nicht nur Teil einer Welt sein, sie wollen Teil einer Geschichte sein.
Aber Blizzard hat sich lieber an den Trittbrettfahrern und den Heuschrecken orientiert, denn das waren letztlich die Massen, die den Mainstream ausmachten, die Mc Donalds-Konsumierer und Bildzeitungsleser des Rollenspiels. Die wollen die Dinge möglichst simpel und ohne viel Drumherum. Opportunismus ist ihre große Stärke, aber am allerwichtigsten von allem ist: Sie müssen stets den Längsten haben. Klar, in den anderen Mmorpgs gibt es diese Leute auch, aber längst nicht in so einer Penetranz. Außerdem will ich nicht sagen, dass die Geschichten in anderen Mmorpgs jetzt um Längen besser und tiefgründiger sind, aber diese Spiele haben auch nicht mal einen Bruchteil der Community von WoW.

Ich denke, dass mittlerweile der Großteil der kreativen und anspruchsvollen Leute aus dem Spiel verschwunden sind. Dass, was wir jetzt sehen, ist die Abwanderung der Opportunisten. Die tritt natürlich ein wenig zeitversetzt ein, weil diese Leute ja erstmal merken müssen, dass Visionen und dementsprechend an der Gemeinschaft ausgerichtetes Verhalten nicht von allein entstehten. Wie aber können gemeinschaftliche Strukturen schließlich langfristig überleben, wenn jeder nur die Länge des eigenen Schwertes und das Rumposen vorm AH im Kopf hat?
Die guten Leute sind jetzt übrigens in Spielen, wie Final Fantasy 14 oder Secret World unterwegs, bestimmt auch woanders, aber das sind die Games, die ich zur Zeit am Wickel habe.

doc

Ich finde es schlimmer, dass Blizzard zu sehr an seinen alten Charakteren klammert und keine gute und markanten Nachfolger schafft. Die alten schaffen es immer sehr merkwürdig wieder zurück an die Bildoberfläche. Wobei ich Kael’thas Rückkehr in den Terrassen(?) sogar noch logisch und cool fand, weil er auch nur noch als Schatten seiner selbst zurückkehrte, um ein wenig noch einmal herum zu rebellieren.

…aber andere Charaktere wie Onyxia oder Nefarian kamen so oft wieder, welche auch Lore-Technisch (zumindest der WoW-Lore) besiegt wurden. Onyxia kam ja am Schluß als quasi-Zombie zurück.

Illidan im nächsten AddOn, das letzte AddOn war ein reines Charakter Remake.
Mit Gul´dan etc hatte ich storytechnisch schon abgeschlossen, ein neuer Fiesling an dieser Stelle hätte ich besser gefunden.

Gorden858

Wenn du es wirklich verraten haben möchtest (wobei das natürlich auch alles nur Vermutungen auf Basis von Andeutungen sind, aber ich bin mir ziemlich sicher):

Wer es nicht will hört spätestens hier auf zu lesen.

Seine Eltern sind Lyanna und Rhaegar. Als Ned sie damals aus diesem Turm rettet hat sie ihn gerade geboren und stirbt dabei. Rhaegar war da schon tot. Daher hat Ned ihn als den seinen angenommen und Lyanna versprochen niemandem davon zu erzählen, da alle anderen Targaryan Nachkommen umgebracht wurden (oder es wurde zumindest angenommen).

Gorden858

L+R 😉

Zord

Meiner Meinung nach ist das Problem von WoW nicht unbedingt das soviele große Charaktere verheitzt werden, sondern das kein gleichwertiger Ersatz erschaffen wird. Man darf nicht vergessen das so ziemlich alle bedeutenden Charaktere in Warcraft 3 dort auch ihren ersten Auftritt hatten. Die Geschichte von Arthas oder Ilidan war einfach episch. Wieviele Charaktere sind in WoW dazu gekommen die Addon übergreifende Bedeutung haben? Außer Garrosh fällt mir da auf Anhieb keiner ein, dafür werden immer noch die großen Charaktere der Vergangenheit wiederbelebt, wie im nächsten Addon Illidan. Im Übernächsten Addon sehen wir dann bestimmt Arthas wieder. Auch sind die Helden inzwischen ZU mächtig geworden, man kann wohl sagen das es nach den bisherigen Gegnern eigentlich im Universum nur noch eine Handvoll Wesen geben dürft die überhaupt eine Chance gegen die Charaktere hätten. Trotzdem sammelt man in einem neuen Addon Eberherzen und tötet irgendwelche Tiere die angeblich eine Gefahr für Helden sein sollen die gegen Titanten, Alte Götter und Drachen gesiegt haben. Um mein wirres geschreibsel wieder zurück zum Thema zu bringen, es wird eigentlich Zeit für einen Story Technischen Neubeginn um dem Warcraft Universum wieder neues Leben einzuhauchen. Neue in Erinnerung bleibende Bössewichte und Helden braucht das Spiel. Leider wird wohl eher weiter von Blizzard Nekromantie betrieben und die Story immer konfusser.

Gorden858

Varian
Anduin
Furorion
Velen
Genn
MoiraZul

Richtig angefangen haben sie mit dem Thema erst mit WotLK und Cata, aber ich denke, dass sie diese Richtung beibehalten werden und es in Zukunft noch besser wird.

Ansonsten stimme ich mit deinen Punkten überein (wie an meinem Roman weiter oben zu erkennen, wenn man Zeit hat 😀 ).

Gerd Schuhmann

Auch wieder GoT-Spoiler: Robb war z.B. nie PoV-Charakter in den Romanen. Genauso wenig wie Joffrey/Robert übrigens auch nicht. Das sind nicht im literarischen Sinne die Nachfolger. Robb war in den Romanen eine klare Nebenfigur, wurde aus der Sicht seiner Mutter beschrieben.

Der Nachfolger von Eddard ist viel mehr Jon Snow eigentlich.

Das eigentliche Game of Thrones lief bislang immer an dem vorbei, der da auf dem Thron saß. Und die Chefs der großen Häuser (bzw. die Denker dort) waren die eigentlich Mächtigen wie Tywin Lannister, die alte Tyrell oder der Prinz von Dorne. Oder in der zweiten Reihe dann Leute wie Tyrion, Roose Bolton oder Littlefinger, die im Chaos nach oben wollten.

Das ist ja auch so ein erzählerischer Trick, dass man die wirklich Mächtigen (vielleicht bis auf Dany), nie denken hört, sondern nur die Figuren um sie herum. Da gibt man Littlefinger extra Sansa mit, weil’s alle Spannung ruinieren würde, wenn man Littlefinger denken hören könnte.

Ich find Game of Thrones auch radikal und großartig, aber aus anderen Gründen. Dieses “Jeder kann immer sterben”, was viele propagieren, das täuscht. Es ist schon theoretisch möglich, aber das wird auch sehr selten eingesetzt.

Was hingegen häufig kommt, sind diese Schockmomente, die gegen Lese-Konventionen verstoßen. Dass kleine Kinder verkrüppelt werden (Bran), dass Helden verstümmelt werden (Jaime), dass Sex so deutlich beschrieben wird.

Und Martin setzt natürlich, im Gegensatz zu klassischen Autoren, voll auf Bad-Ass-Momente, auf “larger than life”-Höhepunkte. Das ist das Großartige, wie fein er alles auf einen Moment hinbaut und dann packt er das Florett weg und holt die ganz, ganz grobe Keule raus und gibt’s mal richtig derbe. Der ganze Roman wimmelt ja von absoluten Bad-Ass-Figuren und ihren Momenten – und vor allem großartigen Schurken.

Das Feine ist in der Figurenzeichnung, dass Sympathieträger extrem dunkle Seiten oder deutliche Schwächen haben (Arya, Tyrion, Jaime z.B.), dass eigentliche Antagonisten auch durchaus gute Seiten haben und tragische Elemente (Stannis, Littlefinger, Tywin).
Das ist großartig gemacht. Dass die Liebe in dieser Welt die großen Schurken erschaffen hat (Tywin und Littlefinger) und nicht eine Macht des Guten ist, sondern ein Chaos-Element, das dort tausende Leute umgebracht hat (Roberts Rebellion kam, weil sich der Prinz in die Schwester von Ned verguckte).

Das ist das Revolutionäre an Game of Thrones. Dass man gezielt und mit Absicht, diese Lesererwartungen bricht. Im ersten Roman raubt man ja den naiven Charaktern wie Arya, Bran, Sansa oder auch Eddard Stark knallhart ihre Unschuld – zusammen mit dem Leser, der denkt hier gelten Fantasy/Märchen-Regeln. Während es (wie unser Mittelalter auch) eine Welt des Pragmatismus ist.

Die große Lehre von Game of Thrones ist eigentlich, dass man nicht davon ausgehen sollte, dass alle nach den eigenen Regeln spielen. Das wird wieder und wieder gezeigt und ist eigentlich das zentrale, wiederkehrende Motiv der Serie. (Bron gegen den Ritter, Ned und Littlefinger, Dany und die Sklavenhalter, Red Wedding, Cersei und der Septon, usw.)

M00nty

Fetter Spoiler:
Wie erklärst du dann den Tod von John Snow?
Wenn das kein Hauptcharakter war, dann weiß ich auch nicht weiter!

Gerd Schuhmann

Spoiler: Der ist nicht tot. Der ist in seinen Wolf gewargt. Der Roman fängt damit an, dass ausgiebig vorgestellt wird, wie der andere Gestaltwandler Varamyr dann nach seinem Tod in seinen Tieren weiterlebt. Das Konzept wurde auch vorher schon mal erklärt. Man kann wohl davon ausgehen, dass es bei Jon Snow genau so war. Der hat wohl neben Bran diese Fähigkeit am ausgeprägtesten (während Sansa, die wohl gar nicht entwickelt und der Wolf ja auch schon früh stirbt).

Das kommt ja immer, wenn er träumt, geht er in Ghost über und durchstreift da die Wildnis. Jon Snow hat wohl, sowohl Stark-Blut als auch Targaryen-Blut drin … und es scheint so, als wären in dieser Welt, in der Magie erwacht, beide Familie zu so einem Gestaltwandel fähig, die noch mal über das “Normale” hinausgehen, was so ein Wildling hinkriegt. 🙂

Übrigens: Wenn man sich mal mit beschäftigt, wie und warum Cäsar gestorben ist und dann die Stelle liest, kann man sehen, wie Martin arbeitet. Das sind überall literarische und historische Anspielungen.

M00nty

Wow!
Die Theorie mit dem Targaryen-Blut kenne ich, aber die Warg-Story ist mir neu.

Das würde aber doch nichts daran ändern, dass sein Fleisch tot, und er somit mehr oder weniger aus dem Spiel ist, oder?

Du meinst, dass Cäsar von allen Freunden/Senatoren mit 40 Messerstichen getötet wurde?
Et[iam] tu, Sam!? ;P

Gorden858

Ja, ganz klar. Aber meinst du, dass er Jon die Geschichte wirklich aus den Augen seines Wolfs weiter erleben lässt? Oder lässt er ihn wohl einen menschlichen Körper wiederfinden? Bran konnte es bei Hodor ja auch. Vielleicht teilt sich jemand freiwillig mit ihm einen Körper. Oder er belebt sogar (s)eine Leiche wieder. Eventuell durch die Hilfe des “einen wahren Gottes”. Melisandre schien ja auch einen Narren an ihm gefressen zu haben.

Gorden858

Wie nicht anders zu erwarten genau meine Meinung, auch wenn ich mir noch nicht zu allen genannten Punkten bisher so detailliert Gedanken gemacht habe.

Besonders dieses “an die Hand” nehmen gefällt mir. Man wird nicht einfach in eine Fantasywelt geworfen und direkt mit völlig fremden Kulturen, ausgefallenen Namen und Magiesystemen konfrontiert, sondern landet erst mal in einer zwar fremden aber dennoch nachvollziehbaren Welt, die man aus Perspektiven betrachtet, mit denen man sich leicht identifizieren kann. Erst nach und nach kommen dann die Fantasyelemente, der Pragmatismus und die wirklich ambivalenten Charaktere in den Mittelpunkt. Dann zwar gerne überraschend und schockierend, aber nie zu viel auf einmal.

Der von dir genannte Punkt der Helden mit Schwächen und Gegenspieler mit guten Seiten, ich auch eine große Stärke der Bücher. Man fängt an jede Figur zu hinterfragen. Niemand wird eigentlich wirklich als automatisch gut oder einfach nur böse, weil ist so, hingenommen. Die Motive der Gegenspieler wird man selten gut heißen, aber man kann sie immer nachvollziehen. Und wenn man mal über die Taten und Entscheidungen der eigentlich Guten nachdenkt, wird einem klar, dass sie die Welt mit ihren eigentlich guten Absichten oft nicht gerade positiv beeinflusst haben. Und das wird mit einer Subtilität getan, die den Leser auch fordert und solche Diskussionen erst möglich macht.

Gerd Schuhmann

Wer halt böse ist, wirklich böse, sind diese “Monster” – der reitende Berg, Rorge, Beißer, der blutige Mummenschanz, die Ziege, auch Ramsay Snow, Craster oder Joffrey. Das sind ja wirklich Monster. Dann diese total verrohten Soldaten – der Kitzler usw.

Und dass halt jemand wie Tywin Lannister, der so klug und so vernünftig ist, kein Problem damit hat, solche Monster wie den reitenden Berg zu entfesseln, solange das nicht auf ihn direkt zurückfällt, wenn er damit sein Ziel erreicht – das ist eigentlich das Erschreckende. Der Hund kann das ja erkennen und kommt mit dieser Rolle nicht klar. Oder Bronn ist clever genug, aus dieser Rolle mit dem für ihn Maximalen rauszukommen.

Auch Roose Bolton … der so ganz leise und distanziert ist, gibt’s dann eine Stelle, wo er erzählt, wie sein lieber Sohn von seinem bösen Bastard umgebracht wurde … moah.

Dass so durch und durch ziviliserte Menschen solche grausamen Methoden anwenden, um “den Job zu machen. Littlefinger ist ja auch zu allem fähig. Und dass das die netten, zivilisierten Lords und Ladys sind, an denen kein Dreck bleibt.

DAs ist ein großes Thema von Martin. Wie das BIld von jemandem ist und wie derjenige dann wirklich ist – dass das nichts miteinander zu tun haben muss. Dass der spröde, harsche und unangenehme Stannis z.B. ein tausend Mal besserer König wäre als der leutselige König Robert oder hier die andere Pfeife von seinem Bruder Renly … das wird ja jedem Leser irgendwann klar. Und dass es am besten fürs Land und die Leute wäre, man würde Tywin machen lassen, weil er’s gebacken kriegt … das ist ja auch eine ganz bittere Ironie. Das passt halt nicht zu unserem Bild von Fantasy-Romanen oder Märchen, dass ein pragmatischer, skrupelloser König, der alles im Griff hat, für sein Land viel besser wäre als ein guter und gerechter König, den das Regieren so langweilt, dass er sich eine Wampe anfrisst und ständig voll ist.

Mit diesem Bild von den Figuren selbst und ihrem öffentlichen Ruf sieht man wunderbar an Tyrion. Der Leser weiß, dass es ein Guter ist, ein Held, der wirklich als einer der wenigen das Wohl des Volks im Auge hat. Und die Leute hassen ihn.
Während Littlefinger, von dem der Leser weiß, dass ihm die Leute scheißegal sind und der nur an sich denkt, irgendwie als klug, weise und gerecht gilt. 🙂

Gorden858

Jamie ist tatsächlich der einzige Charakter, den ich nicht nachvollziehen kann. Da ging mir die Entwicklung von skrupellos und eingebildet zu eigentlich nur unverstanden und selbstlos doch irgendwie zu schnell.

Gerd Schuhmann

Sein ganzes Leben drehte sich um Cersei. Und dann hat er gemerkt, was für ein arschiges Biest das ist. 🙂

Der war bis er die Hand verlor, einfach ein verliebter, verwöhnter Killer. Und erst als er die Hand verlor, musste er sich wirklich mal mit sich selbst auseinandersetzen, denke ich.

Jaime ist eine großartige Figur, deren moralisch falsche Taten immer vertuscht wurden und dessen einzige wirklich gute Tat ihn als Schurken berühmt machte (Der Kingslayer).

Gorden858

Die Idee dahinter habe ich schon verstanden und finde Sie auch genauso großartig, aber sie hätte meiner Meinung nach noch besser rübergrebracht werden können.

Gerd Schuhmann

Sakrileg!

Also ja …, ich glaube Game of Thrones ist ein Meisterwerk, aber auch da hätte man bestimmte Sachen “noch langsamer, noch ausführlicher” darstellen können.

Es ist halt bei Jaime etwa auch: Wie er dargestellt wird und wie er dann selbst tickt – da sind schon mehrere Lagen dazwischen.

Ich glaub, mittlerweile denken auch viele: Genie hin oder her, diesen ganzen Wikinger-Kram hätte Martin sich lieber verkneifen sollen. 🙂

Gorden858

Diese Differenzen zwischen dem wie Charaktere von anderen in deren Kapitel wahrgenommen werden und wie sie sich selbst und ihre Umwelt in den eigenen Kapiteln wahrnehmen, finde ich auch eine der zentralen Stärken. Das fällt besonders bei Cersei auf (wenn man ihre Kapitel liest fängt man tatsächlich selbst an ein bischen paranoid zu werden) oder bei den ersten Kapiteln der Kinder, die viele Anzeichen in ihrer Umwelt noch nicht verstehen (“er muss ihr wohl irgendwie weh getan haben, denn sie war laut am stöhnen”).

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was du mit “Wikinger-Kram” meinst. Den Glauben an die alten Götter und die Bräuche im Norden? Oder die der Bewohner der Eisen Inseln? Finde eigentlich nichts davon überflüssig. Gerade die Konflikte, die aus der Konfrontation der verschiedenen Glaubensrichtungen entstanden sind und sich sicher noch weiter zuspitzen werden, sind doch ein wichtiges Element.

Gerd Schuhmann

So viele sterben da gar nicht. Das wird auch immer so radikal hingestellt.

Heftiger Spoiler: Was passiert, wodurch dass so wirkt, ist, dass es im ersten Roman lauter “Träger-Charaktere” gibt, die eigentlich ungeeignete Figuren dorthin bringen, wo sie sein müssen, damit die Handlung spannend wird: Eddard Stark, King Robert, Khal Drogo, Danys Bruder.

Das sind “klassische Figuren/Heldenfiguren”, die dann dafür sorgen, dass ungeeignete Figuren in solche Heldenrollen hineinkommen (Dany z.B. oder Arya, die für so Rollen gar nicht geeignet/vorgesehen wären). Und diese Generation, die Generation des letzten Kriegs, die muss abtreten, damit die eigentlichen Helden Verantwortung bekommen. Deshalb müssen dann später auch Figuren wie Tywin Lannister, der alte Mormont oder der uralte Maester an der Mauer weg, damit ihre Lehrlinge, die neue Generation, den Platz einnehmen kann. Aber da hat man nie so getan, als wären das Hauptfiguren, die waren von Anfang an in der zweiten Reihe.

Die “eigentlichen” Helden oder geliebten Charaktere im Lied von Eis und Feuer haben genau dieselbe Helden-Unverwundbarkeit mit Rückkehr-Chance wie anderswo. Wenn das so hart wäre, hätten viele Figuren nie überlebt: Grad die Fanlieblinge Arya, Tyrion. Aber auch Sansa oder Sam Tarly.

Martin killt gerne Henchman und Figuren aus der zweiten Reihe, die er gerade für diesen Zweck aufgebaut hat. Und weil er so gut darin ist, Nebencharaktere aufzubauen wirken dann solche “Nebenfigur-Tode” ganz beeindruckend. Wie Martin über Romane hinweg, Nebenfiguren langsam aufbaut und ihnen dann ganz kurz das Rampenlicht gibt, ist schon wirklich vorbildlich. Der Fechtlehrer von Arya hat vielleicht 2 oder 3 Szene im Roman und mehr Persönlichkeit als die Hautpfiguren aus anderen Fantasy-Welten. Das ist natürlich einfach saugut gemacht.

Gorden858

Machen wir mit den SPOILERN (letztes Buch) mal direkt weiter:
Wie du meinst Jon ist gar nicht tot? 😉

Aber der wichtigste Faktor dafür war wohl Neds tot, weil er erstens im ersten Band der Hauptidentifikationscharakter war. Jedes zweite Kapitel wurde ja aus seiner POV beschrieben. Und weil er einfach die ganzen Tugenden verkörpert hat, die der Leser von einem Helden erwartet, der die gesamte weitere Handlung trägt und am Ende gegen alles Böse triumphiert. Wenn man vorher nicht gewarnt wurde, hat man einfach bis zum Ende der Szene gewartet, dass irgendjemand zur Rettung in letzter Sekunde in diesen Raum stürmt (zum Beispiel Aragorn mit einer Geisterarmee 😉 ). Und mit der Red Wedding hat er es dann noch einmal famos wiederholt, weil man ja nun wusste, dass das nicht zwingend gut ausgeht.

Gorden858

Da das ein Thema ist, was mich auch sehr interessiert und welches ich nun auch schon einige Jahre begleite, möchte ich hierzu auch gerne noch meine Meinung ausführen.

Ich habe das Gefühl, dass du einfach an den Charakteren hängst, die du in den Anfängen der Geschichte lieben gelernt hast, was ja auch gut und beabsichtigt ist. Wenn der Tod eines Charakters bei den Fans Wut und Trauer auslöst, haben die Autoren auf jeden Fall etwas richtig gemacht. Das ganze sollte aber natürlich entsprechend zelebriert werden. Es ist unbefriedigend, wenn der große Charakter (egal ob nun Held oder Gegenspieler) einen unbefriedigenden oder unwichtigen Tod stirbt. Allerdings kann auch das als Stilmittel genutzt werden. Ich habe mir zum Beispiel immer vorgestellt, wie schockierend es gewesen wäre, wenn der Soldat James Ryan nach der kurzen Vorstellung seiner Person und Identifikation durch den Zuschauer einfach beim Sturm auf die Normandie gestorben und der Film mit einem anderen Hauptcharakter weiter gegangen wäre :-D.

Auf der anderen Seite müssen Charaktere aber auch irgendwann anderen weichen, wenn ihre Geschichte zu Ende erzählt ist und man alle ihre Seiten erfahren hat. Natürlich wäre es ärgerlich gewesen, wenn Vader am Ende von Episode 4 bereits gestorben wäre. Aber es wäre genauso nervig gewesen, wenn er über alle sechs Episoden hinweg der Gegenspieler geblieben wäre und niemand ihn dauerhaft besiegen könnte, wenn er permanent zum Greifen nah aber doch unerreichbar erscheinen würde.

Sicher ist bei WoW bei einigen Charakteren der eine oder andere Fehler in diese Richtung gemacht worden. Aber ich finde Sie haben sich im Laufe der Jahre wirklich erheblich verbessert.

Classic merkt man meiner Meinung nach stark an, dass sie sich nicht getraut haben, die in WC3 und FT gerade aktuellen Storyfäden in WoW weiterzuerzählen. Vermutlich wollten sie sich die Möglichkeit offen halten die Geschichte parallel in WoW und der RTS-Reihe weiterzuerzählen ohne Spieler des einen dazu zu drängen das andere zu spielen. Wichtige Charaktere kommen, wenn überhaupt ja nur als Statisten in den Städten vor.

Nachdem sich dann wohl abgezeichnet hat, dass das RTS-Genre immer bedeutungsloser wird und WoW sich zum Hit entwickelt, wurde dann in Burning Crusade die Geschichte um Illidan einen der immer noch absoluten Favoriten weitererzählt. Das Storytelling war aber noch nicht wirklich ausgereift. Er und seine Leutnants Kaelthas und Vashj treten quasi nirgends in Erscheinung und werden am Ende nach wenigen Dialogzeilen als Boss umgeklatscht.

WotLK schaffte es dann alle Gegenspieler und ganz besonders Arthas immer wieder auftreten zu lassen, sodass man wirklich eine Antipathie gegen sie entwickelt, wodurch die Genugtuung sie am Ende zu besiegen nur noch stieg. Klar war es immer noch irgendwie traurig, dass es mit ihm nun zu Ende war. Aber genauso traurig bin ich wenn ein gutes Buch oder eine gute Serie zu Ende sind und trotzdem ist es gut, wenn diese nicht über ihre Haltbarkeit hinaus gestreckt werden. Insgesamt hat Arthas nun wirklich eine epische und herausragende Geschichte und Entwicklung mit einem befriedigenden Ende durchlebt. (Wobei ich vermute, dass es noch nicht mal das Ende weder vom Lichkönig noch von Arthas war.)

Neben den Feinden wurden aber auch die Helden besser und entwickelt und erstmals wirklich wichtige neue Charaktere etabliert, was sich dann mit Cataclysm fortsetzte. Seit dem habe ich das Gefühl, dass es eine einzige fortlaufende Geschichte ist, die in einzelne Kapitel mit eigenem Auftakt und Finale eingeteilt ist, aber auch viele Storyfäden über deren Grenzen hinaus die Gesamtgeschichte zusammenhalten.

Es gibt allerdings auch noch Luft noch oben, denn sie haben sich meiner Meinung nach im Laufe der Zeit auf der seite der Guten einen viel zu großen Kader an wirklich wichtigen Charakteren angehäuft, sodass dieses von dir beschriebene Gefühl eintritt, dass Charaktere immer mal wieder im Rampenlicht stehen und dann für lange Zeit komplett aus der Geschichte verschwinden. Sie könnten auch von diesen gerne ab und zu mal jemanden dauerhaft verschwinden lassen, auch wenn es natürlich noch mehr schmerzt einen geliebten Charakter zu verlieren als einen innig gehassten. Aber auch dafür gibt es ja Andeutungen, dass sie dies mit der nächsten Erweiterung planen.

Bei den Bösen bin ich allerdings auch der Meinung, dass sie es mit dem “wiederauftauchen” das eine oder andere Mal etwas übertrieben haben. Illidan taucht nun schon das zweite Mal nach seinem vermeintlichen Tod wieder auf und auch Gul’dan müsste eigentlich schon lange Geschichte sein, auch wenn er natürlich durch die Zeitreisegeschichte strenggenommen nicht der gleiche Charakter ist. Es ist ja ok, wenn totgeglaubte wieder auftauchen, aber es sollte erstens eine Ausnahme sein und zweitens auch gewisse Hinweise darauf geben, der Charakter zum Beispiel in ein Portal geschleudert wird und für den Betrachter ungewiss ist, was danach passiert. Wenn für die Spieler die einzige Information ist, dass das Model reglos auf dem Boden liegt, 0 HP hat und als “Leiche” deklariert wird, ist es wirklich blöd, wenn der dann irgendwann wieder auftaucht und einfach nur so getan wird, als ob er damals nur schwer verletzt wurde. Ansonsten fängt man an an jedem Tot zu zweifeln, wodurch wieder etwas von dem Endgültigen verloren geht.

Auch dein Gefühl, die Spieler würden zu wichtig werden, kann ich nachvollziehen. Es besteht eben das Problem, dass man sich auf der einen Seite entwickeln will und der eigene Charakter stärker und wichtiger werden soll und zwar nicht nur, indem er größere Zahlen ausspuckt. Auf der anderen Seite soll er aber auch nicht zu wichtig werden, da die Geschichte von anderen getragen wird, weil es sonst wieder andere Probleme geben würde. Man müsste dann mehr Entscheidungen treffen können und es wäre dann komplett unlogisch, wenn es tausende Anführer der Allianz gäbe. Meiner Meinung nach wird eigentlich bald ein Reset nötig, bei dem jeder mit einem neuen Charakter anfangen müsste, um die Geschichte noch glaubhaft zu halten. SWTOR macht das mit KOTFE ganz geschickt.

Der Punkt mit der statischen Spielwelt ist einfach den Genen als Themepark MMO geschuldet. Und klar wäre eine Welt, in der ich so Einfluss auf die Geschichte nehmen könnte sehr reizvoll. Aber wenn ein Boss oder Anführer tot bleibt, sobald DER ERSTE SPIELER ihn tötet, müsste auch das gesamte Spiel drumherum anders aufgebaut sein. Geschichten würden eher in kleinem Rahmen zwischen den Spielern geschehen und oft würde man große Ereignisse einfach gar nicht miterleben. Auch wenn so ein Spiel wohl aus ganz anderen Gründen faszinieren würde, wäre es in solch einem Umfeld wesentlich schwieriger für den einzelnen eine packende Geschichte zu erzählen.

Cortyn

“Zu dem “Nur weil man im Spiel einen hohen Charakter tötet, muss er nicht
gleich in der Lore tot sein” Argument: Du hast damit sicherlich recht,
WoW ist eine extrem statische Welt und es stirbt nur das, was Blizzard
auch sterben lassen möchte. Aber findest du dieses Argument auch gut,
oder ist das nicht eher unbefriedigend?”

Es ist sicher nicht die beste Lösung, aber ich bin damit zufrieden. Bei anderen Spielen haben wir uns auch daran gewöhnt, dass man zwar während des Verlaufs Entscheidungen fällen kann, später aber eine ganz bestimmte Handlungsart als “Lore” angesehen wird.

brazzul

Schöner Artikel, nur habe ich bisher nie gehört Blizz würde die wichtigen Charaktere verheizen. Klar, von recyclen hat man gehört, und hier und da war es meiner Meinung nach ein Problem. Dies war allerdings nie ein storyrelevantes Problem, vielmehr ein spielmechanisches Problem.
Ich will nicht sagen dass der Artikel nur erstellt wurde, um erstellt worden zu sein. Allerdings, wenn man gegen Gegenstimmen anreden will, hilft es immer Beispiele für eben diese Gegenstimmen zu nennen.
Aber wie gesagt: Schöner Artikel und ich gebe dir vollkommen Recht. Allgemein kann ich keine niedrigere Qualität bei der aktuellen Lore von Warcraft erkennen. Ein super Universum, zu dem ich mir herzlichst storybasierte Rollen- und/oder Abenteuerspiele wünschen würde

Cortyn

Aber… aber… ich hab doch extra jeweils ein Beispiel für beide Seiten angeführt

… :<

Corbenian

Wie fast immer ein super Artikel, der die Dinge ordentlich beschreibt.

Ich muss hier übrigens einfach mal einen Lob an dich aussprechen, Cortyn. Es wird ja oft gemeckert und kritisiert, aber Lob fällt meistens sehr klein und schwach aus.

Deine Artikel sind in meinen Augen tatsächlich einer DER Grundpfeiler überhaupt, warum ich täglich auf mein-mmo.de bin. Sie sind lesenswert, informativ und unterhaltsam. Mach weiter so!

Cortyn

Uh, vielen Dank! Sowas zu lesen freut mich natürlich sehr!

Larira

Definitiv. Sind interessante Schlussfolgerungen und vor allem ist es kein “Die-ersten-1,5-Sekunden-angespielt–König-der-Bessesenen”-Destiny-Spam. ^^

Grüße

Wolf

Kann mich dem Lob uneingeschränkt anschließen. Sie und Schuhmann sind der einzige Grund warum ich überhaupt Artikel über Online Spiele lese. Und das obwohl mich Computerspiele gar nicht interessieren. Sie könnten auch über etwas völlig anderes schreiben und ich würde es lesen weil sie so unterhaltsam sind und trotzdem so tiefgründig.

Butterbohne

Naja ist doch in Ordnung 🙂 Kennt jemand Kephess bei SWTOR? Der Inbegriff von recycling… Demnach habe ich kein Problem mit recycling, wenn die Mechaniken interessant sind.
In meiner kurzen Zeit bei WoW (vielleicht 1 Jahr wenn man es zusammenrechnet) hat es mich auch nicht gestört wenn ein vermeintlich toter Raidboss irgendwann wieder im content auftauchte.

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