Südkorea kämpft mit grassierender Online-Gaming-Sucht

Südkorea kämpft mit grassierender Online-Gaming-Sucht

In Südkorea sterben Säuglinge an Unterernährung, weil deren Eltern völlig in den virtuellen Welten von MMOs und MOBAs aufgehen. Die politischen Parteien möchten gegen diese Sucht nun vorgehen.

Bei uns frotzeln Gamer einander gegenseitig mit der vermeintlich zu hohen Spielzeit und wie lange der andere nun schon wieder vor dem PC hängt. In Südkorea ist das Online-Gaming noch verbreiteter und nimmt Dimensionen an, die in der Gesellschaft für Debatten sorgen.

Tragischer Tod von Säuglingen befeuert Debatte

Im April wurde ein 22-jähriger verhaftet, weil er seinen zweijährigen Sohn verhungern ließ. Der arbeitslose Vater hatte eigentlich für das Kind sorgen sollen, während seine Frau in einer weiter entfernten Autofabrik arbeitete, doch verfing sich der Vater so ins Online-Spielen, dass er darüber seinen Sohn vergaß. Im Jahr 2009 ließ ein Ehepaar sein 3-jähriges Kind verhungern, während sie gemeinsam ein Online-Game spielten, in dem sie für ein virtuelles Kind sorgten.

Die Politik möchte die Werbemöglichkeiten der Spiele-Industrie beschränken und sie zudem dazu verpflichten, 1% ihrer Einnahmen in einen Fond zur Bekämpfung der Spielsucht zu stecken. Die Maßnahmen erinnern uns Europäer an die Auflagen gegen die Zigarettenindustrie.

Laut einem Mitglied der demokratischen Partei Südkoreas hinderten Online-Spiele manche Menschen daran, überhaupt lebensfähig zu sein. Die Industrie müsse das akzeptieren und die Probleme anerkennen.

Vertreter der Spieleindustrie protestieren dagegen. Sie berufen sich auf die freie Meinungsäußerung, verbitten sich eine Gängelung und betonen die Notwendigkeit, dass sich Künstler in jedem Medium, auch beim Designen von Videospielen, frei entfalten dürfen müssten.

Warum ist Südkorea so besessen von Online-Spielen?

Das ferne Südkorea gilt heimischen Zockern als Inbegriff höchster Gaming-Künste. In League of Legends zum Beispiel hört man öfter den scherzhaften Ausruf „Best Carry EU“, der mit „Best Carry Korea“ getrumpft wird.

In Dokumentationen zu dem Thema sprechen Experten davon, dass die ständige Bedrohung Südkoreas durch den kommunistischen Norden dafür sorgt, dass die Gesellschaft dazu neigt, sich eskapistischen Tendenzen hinzugeben, sich also aus der bedrohlichen Realität in eine Phantasiewelt zu flüchten. Andere sagen, dass ehrgeizige südkoreanische Volk sehne sich nach sportlichen Erfolgen, glaubt sich aber athletisch benachteiligt und holt sich diese Erfolgserlebnisse im eSport.

Einige der Top-Universitäten des Landes bieten mittlerweile Bachelor-Studien im eSport an. Einige der erfolgreichsten Starcraft und League-of-Legends-Spieler des Landes haben den Status von Pop-Stars.

Titelbild: Chung Sung-Jun/Getty Images

Quelle(n): time.com: Gamer Dad Arrested After Toddler Dies of Neglect, www.craveonline.com: South Korea Debates Gaming Addiction Laws
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