Ich hasse es, durch MMOs zu hetzen – Aber mache es trotzdem immer wieder

Ich hasse es, durch MMOs zu hetzen – Aber mache es trotzdem immer wieder

Das Endgame in einem MMO ist für Spieler sehr wichtig. Es ist im Grunde das Ziel, auf das hingearbeitet wird, um dort dann die meiste Zeit zu verbringen. Viele möchten es so schnell wie möglich erreichen. Doch MeinMMO-Autor Andreas Bertits fragt: Ist das überhaupt gut?

Was ist das Endgame in einem MMO? Ist die Story durchgespielt und alle Quests abgehakt – dann sollte ein Onlinespiel natürlich trotzdem noch weiter motivieren. Zumindest so lange, bis neuer Content folgt. Die Spieler wollen langfristig beschäftigt werden. Wer das höchste Level erreicht hat, der möchte trotzdem weiterspielen und Spaß haben – im sogenannten Endgame.

Das Endgame in einem MMO kann dabei sehr vielseitig sein. Es muss Inhalte für unterschiedliche Geschmäcker bieten. Daher gehören zum Endgame unter anderem folgende Dinge:

  • PvP-Schlachten um Territorien wie in The Elder Scrolls Online
  • Gildenkriege
  • Weltenbosse
  • anspruchsvolle Herausforderungen wie Raids
  • Suche nach seltenem, epischem Loot – also den besten Items
wow-legion-tychondrius Dreadlord
Inhalte aus Legion sind auf dem PTR ziemlich hart – die Raids sind unschaffbar schwer.

Warum ist das Endgame wichtig? Endgame ist außerdem eine Art Bestätigung für so manchen, der viel Zeit und Arbeit in seinen Charakter gesteckt hat und nun zeigen will, was er kann. Man möchte die gefundenen seltenen Items präsentieren und sich mit anderen messen – sei es im PvP oder einfach darüber, wie gut man den Endgame-Content im Vergleich zu anderen Spielern meistert.

Andere haben sich so sehr an ihre Helden gewöhnt, dass sie sie immer weiterspielen möchten, anstatt nochmal neu mit einem anderen Charakter anzufangen.

Was ist der Endgame-Rush? Im Endgame eines MMOs tummeln sich die meisten Spieler. Ganz einfach, weil sie den Content bereits durchgespielt haben und das Endgame nun das ist, was sie motiviert, am Ball zu bleiben. Daher finden sich in diesem Spielabschnitt die meisten Mitspieler.

Und viele MMOs leben von einer großen Anzahl an Spielern. Das macht die Inhalte erst richtig interessant und spannend. Da das Endgame also das ist, wo man die meisten Spieler findet und wo spannende Inhalte versprochen werden, wollen Neulinge entsprechend so schnell wie möglich dort hingelangen. Selbst Veteranen, die sich einen neuen Helden in einem MMO erstellen, das sie schon kennen, möchten mit diesem oft schnellstmöglich das Endgame erreichen – der Rest des Spiels ist ja schließlich schon bekannt.

Also hetzen die Spieler durch den vorangehenden Content durch. Dies wird als Endgame-Rush bezeichnet.

Wer schreibt da?

Andreas Bertits ist seit 2003 Spiele-Redakteur und aktuell als freier Autor für MeinMMO tätig. Außer mit Computerspielen verbringt er seine Freizeit vor allem mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Neben MMORPGs spielt er gerne Single-Player-RPGs. Seine bevorzugte Gaming-Plattform ist der PC.

Andreas Bertits

Andreas Bertits
Freier Autor Mein-MMO

Endgame-Rush – Ein notwendiges Übel?

So gehe ich neue MMORPGs an: Spiele ich ein neues MMO(RPG), dann schaue ich direkt auf den Endgame-Content. Schließlich überlege ich mir, ob ich dem Spiel längere Zeit treu bleiben möchte, oder ob ich nur den Story-Content spielen und dann weiterziehen will.

Zeigt sich dann, dass sich das Endgame richtig spannend anhört, dann entwickelt sich in mir der Drang, schnellstmöglich richtig mitspielen zu wollen. Aber eigentlich möchte ich auch den Weg dorthin genießen. Denn ein MMO besteht schließlich aus so viel mehr als nur dem Endgame.

Gerade der Beginn kann richtig Spaß machen. Wenn ich mich erst einarbeiten muss, die Mechaniken und die Welt kennenlerne und mich langsam zu einem echten Helden hocharbeite – auch das macht mir Spaß.

ESO-PvP-cyrodiil-Belagerung
Das Endgame in The Elder Scrolls Online dreht sich unter anderem um Belagerungen und PvP-Schlachten.

Ich möchte mich also dazu zwingen, mir Zeit zu lassen. Jeden Winkel der Welt zu erkunden, jede Quest zu erledigen und Geheimnisse aufzudecken. Doch das klappt nicht immer.

So endet es meistens: Selbst, wenn ich so starte und mir die ersten Stunden Zeit lasse, so komme ich immer wieder an einen Punkt, an dem ich dann doch bis zum Endgame hetze. Ich will dann so schnell wie möglich mit meinen Freunden den Raid erledigen oder ich höre von einem coolen Weltenboss und muss ihn einfach bald selbst besiegen. Vielleicht drängt mich auch ein Kumpel, mich doch zu beeilen, damit wir gemeinsam eine Belagerung durchführen können.

Und dann finde ich mich schon bald tatsächlich im Endgame wieder und habe ein schlechtes Gewissen. Denn ich möchte ein MMO nicht auf diesen Teil des Spiels reduzieren. Ich möchte das Gesamtpaket erleben und genießen.

Für mich ist der Endgame-Rush zu einem notwendigen Übel geworden. Eigentlich möchte ich nicht mitmachen, doch ertappe mich immer wieder dabei, wie ich es dann doch tue. Denn dort warten meine Freunde und richtig coole, epische Inhalte auf mich.

Muss es so sein?

Seien wir mal ehrlich: Dinge wie Level-Booster oder die Konzentration von Entwicklern auf Endgame-Inhalte tragen einfach mit dazu bei, dass Spieler schnellstmöglich diesen Abschnitt eines MMOs erreichen wollen. Alles hört sich so cool und spannend an, dort wartet für viele “das richtige Spiel” und es gibt ja Möglichkeiten, schnell dorthin zu kommen. Warum sollte man es also nicht tun?

Jeder sollte ein Onlinespiel so genießen können, wie er es möchte. Ist jemand nur auf das Endgame aus, dann braucht er Möglichkeiten, direkt dorthin zu kommen. Allerdings sollten Entwickler ihre Spiele nicht auf eine Weise präsentieren, bei der es augenscheinlich nur ums Endgame geht. Das reduziert ein MMO einfach auf nur einen von vielen coolen Aspekten.

Destiny 2 lockt mit interessanten und spannenden Endgame-Inhalten.

Oft bekomme ich den Eindruck, als sei der Weg zum Endgame nichts weiter als Beschäftigungstherapie und im Grunde nicht wirklich wichtig. Das muss aber nicht so sein. Der Weg sollte ebenso spannend und motivierend präsentiert werden, wie das Endgame an sich.

Ich denke dabei oft an einen Urlaub: Wenn ich mit meiner Familie nach Italien fahre, dann sitzen wir mindestens 10 Stunden im Auto. Der Gedanke, endlich am Strand liegen und im Meer baden zu können, ist wunderschön und eigentlich will man doch am liebsten gleich dort sein.

Doch die Autofahrt kann ebenfalls richtig spannend sein. Wir bekommen die Berge zu sehen, fahren durch Tunnel und machen vielleicht einen kleinen Abstecher zu einem der österreichischen oder italienischen Seen, bevor wir dann das Meer und den Strand erreichen. Das macht richtig Laune und die Vorfreude auf das eigentliche Ziel steigt trotzdem stetig an. Missen möchte ich das nicht und deswegen sage ich mir in Zukunft: Der Weg zum Ziel kann genauso viel Spaß machen, wie das Endgame endlich selbst zu erleben.

Doch wie ist das bei euch? Hetzt ihr ins Endgame eines MMOs oder lasst ihr euch Zeit? Ihr wollt wissen, was die aktuell besten MMOs und MMORPGs 2020 sind? Dann schaut in der Liste nach, die MeinMMO für euch zusammengestellt hat.

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Warum soll ich hetzen ? Ich bin der Heiler man wartet auf mich oder geht dauf ?

Oliver

Ich spiele ein Spiel und genieße dabei das Setting, Story, Quests, Verbesserung meiner Skills sowie Ausrüstung, Dialoge, Cut-Sceens, den immer besser werdenden Loot und was sonst noch ein Spiel zu einem besonderen Erlebnis macht. Der sich entwickelnde Content, das Mehr an Möglichkeiten und neue Aktivitäten in einem MMO zähle ich ebenso dazu.
Hier durchzuhetzen widerspricht demnach immens meiner persönlichen Motivation des Spielens. Wenn ich bloße Mechaniken abarbeiten möchte, suche ich mir einen Job am Fließband. Spielen dagegen ist Immersion, Kreativität, Genuss und alles andere als Hast und Eile.

Will ich der Erste und Beste sein? Ne, die Challenge im Beruf, wo mir das tatsächlich wichtig und lohnend ist, reicht mir vollauf. Darum ist es ja auch Arbeit und in meiner Freizeit spiele ich eben.

Und wie mache ich das, wenn tatsächlich die Zeit zu knapp ist, all die tollen Spiele – so wie beschrieben – zu genießen? Ich konzentriere mich inzwischen auf wenige Spiele, zocke diese dafür umso intensiver. Der Verlust des Verpassens eines großartigen Spiels wird mehr als aufgewiegt, ein anderes großartiges Spiel richtig genießen zu dürfen.
Oder treffender ausgedrückt: Zwei Spiele wirklich zu spielen ist befriedigender als durch fünf Games durchzurushen. Ich durfte das auch erst lernen .. probiert es aus!

Xhnnas

Als Familienvater “Casualgamer” und nur ein paar Stunden Zeit die Woche, habe ich mich schon recht früh daran gewöhnt, dass ich nicht die Zeit und Chance habe ganz oben mit zu spielen. Ich spiele z.B. seit 2014 ESO, habe bisher noch nicht einen Raid gesehen und nur ganz wenige Veteranendungeons.

Mir geht es nicht darum der erste zu sein, weil dahin werde ich nie kommen. Ich will, wenn ich mich einlogge, spaß haben, bzw. mich von der Arbeit erholen und entspannen. Und seien wir mal ehrlich, gezwungener Maßen abends 4 Stunden Raiden, mehrmals die Woche, für Items XYZ – Macht das wirklich spaß?

Holzhaut

Ja macht es, aber Zeiten ändern sich und bei mir siehts heute auch viel entspannter aus, ich will die Zeit auch nicht zurück, aber ja es macht Spaß. Eine Menge Spaß

Daniel

Ich bin jetzt auch Familienvater und einer der Casuals. Früher haben wir Progress bei WoW geraidet und haben ab und an auch einen Server First Kill geschafft. Glaub mir, das macht Spaß. Für mich war es nicht die Jagd nach Item xy. Für mich (uns) war es Riesending einen Boss vor allen anderen zu legen. Da waren als der lag auch richtig Emotionen im Spiel und man hat zusammen im TS gefeiert.

Klasse Gefühl, tolle Zeit, aber Zeiten ändern sich.

Nico Saborowski

“Der Weg ist das Ziel ” – so sollte es sein. Ist es, wie du beschreibst, aber mittlerweile eher seltener.
Das einzige MMO an das ich mich aktiv erinnern kann und bei dem ich mir wirklich viel Zeit gelassen habe, war WoW Vanilla. Das liegt aber vielleicht auch dadran, dass es damals eben noch keine Guides, keine Tutorials auf YouTube etc. gab… zumindest nicht in einer Fülle wie heutzutage.

Heutzutage ertappe ich mich dann oft dabei, dass ich, bevor ich mir ein Spiel zulege, bei Google/YouTube/Reddit “Game XYZ Worth 2020?” eingebe … Bei sowas wird dann auch primär nur auf das Endgame eingegangen.

Das ist irgendwie eine Zwickmühle: Gerade wenn man tief im Studium hängt, arbeitet oder sich mittlerweile um seine Kinder kümmern muss darf, hat man das Gefühl seine Freizeit so effektiv wie möglich gestalten zu müssen. Das führt wohl zu diesem Phänomen schnell und effektiv (!) alles in einem Spiel erreichen zu wollen. In einem größeren Kontext passt es aber gut zur Konditionierung durch unser aktuelles Wirtschaftssystem, dass darauf ausgelegt ist, dass man konsumiert, konsumiert und konsumiert. Die Jagd nach dem nächsten Dopamin-Ausstoß ist dadurch wohl attraktiver als das Genießen des Moments.

Plus: Die größere Auswahl an (guten) Spielen im Vergleich von vor 15-20 Jahren setzt einen unter Druck. Also mir geht es so zumindest: Bei CoD läuft gerade der Battle Pass, dann läuft bei Dauntless der Haunt Pass, dann hab ich noch ein Abo bei Albion und irgendwie will ich noch die Destiny 2 Inhalte bis zum nächsten DLC durchspielen … wah, Hilfe !

Also prinzipiell ja, ich würde mir gerne mehr Zeit in Spielen außerhalb des Endgames lassen, aber das Gefühl meine Freizeit effektiv gestalten zu müssen und der Gedanke, dass ich bei anderen Spielen etwas verpasse, zwingen mich dazu durchzuhetzen… leider.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren von Nico Saborowski
SapiusDC

sehe ich genauso wie du. Mein Problem ist dass ich egal welches Setting/Gameplay fast alles mag und daran interessiert bin, was meinen stapel an spielen wachsen lässt, und wachsen, und wachsen,… ?

chack

Das Endgame in MMOs ist das eigentliche Spiel, es ist der Content der die Spieler bindet, welcher beschäftigt und unterhält. Das Spiel beginnt erst richtig im Endgame, wenn man richtig in den Loops drinne ist. 10 Hamster töten oder Briefbote spielen, da kann man auch gleich richtige Singleplayer RPGs zocken und bekommt davon in den meisten Fällen auch noch bessere Qualität bei den Quests und Story. Wer auf spannende Geschichten steht, kann auch einfach ein Buch lesen oder hören. Das ganze Leveln und Questen ist ausserdem einfach nur unnötig, einfach weil es langweilig ist, schlecht inszeniert und Null herausfordernd ist. Demnach ist es doch logisch das die Leute dort so schnell wie möglich raus wollen und das richtige SPiel spielen wollen so schnell es nur geht.

Nico Saborowski

Wer auf spannende Geschichten steht, kann auch einfach ein Buch lesen oder hören. Das ganze Leveln und Questen ist ausserdem einfach nur unnötig, einfach weil es langweilig ist, schlecht inszeniert und Null herausfordernd ist.”

Das mag zwar bei einzelnen Spielen so sein, ist ja aber nicht unbedingt die Regel. Zumal man mal schauen muss, wie ein Spieler die Early und Midgame spielen. Gerade im Bereich MMORPGs gibt es ja immer noch tatsächliche Rollenspieler, die den Weg zum Endgame eher als Reise, denn als Pflicht sehen und ihre Geschichten quasi selber schreiben.

Dahingehend würde mich interessieren, welche Spiele du gespielt hast um eine solch… starke … Meinung zu MMOs und ihren Stories zu haben?

chack

Die Story in MMOs sind für mich deshalb völlig uninteressant und unwichtig, weil man im Endgame und damit der Hauptzeit des Spiels, man dann sowieso nix mehr mit den Charackteren, der Welt und dem ganzen Rest zu tun hat. Ganz egal was in der Story passiert oder wenn sie noch so gut geschrieben ist, es spielt einfach absolut keine Rolle mehr. Ich spiele MMOs nicht um eine Geschichte zu erleben, sondern um Endgamecontent mit anderen zusammen zu spielen. Und weil MMOs eben um Endgame herum desgined sind, werden sie niemals eine für akzeptable Qualität in Story und Quests bieten können. Wenn ich an dieser Art Inhalt interessiert wäre, würde ich Skyrim, Witcher, DOS oder whatever spielen, aber kein MMO.

Ahennys

Lange genug gemacht.Bis ich dann erkannte..alles Blödsinn.irgendwann lag der letzte Boss.Man maschierte jede Woche rein.Irgendwann war das letzte Teil gefarmt.Und dann?Rumgammeln und auf das neue Addon warten.Oder man macht die Quest die man hat liegen lassen.Mit dem Ergebnis…langweilig.Keine Herausforderung wenn man alles Legis ausgerüstet ist(damals noch).Also dümpelte alles dem neuen Addon entgegen.Zwar hatte man seine Gilde,seinen xTen Twink.Aber die Luft war einfach raus.
Ich hab damit aufgehört.Ich hab mir ein Spiel gekauft.Stress hab ich im RL genug.Also spiele ich.Und das gerne.Das Ende erreiche ich immer noch.Nur eben etwas später.
Mittlerweile hat sich die Einstellung der Gilde auch in dieser Richtung geändert.
Jetzt macht das Spielen wieder Spaß.

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