Lootboxen: Kein Glücksspiel, sondern noch viel schlimmer?

Lootboxen: Kein Glücksspiel, sondern noch viel schlimmer?

Lootboxen sorgen noch immer für hitzige Debatten. Sind sie Glücksspiel? Oder sind sie noch viel schlimmer, weil sie Regeln von Glücksspielen umgehen?

Spätestens seit Ende 2017 ist um Lootboxen eine heiße Diskussion entbrannt. Auslöser dafür war Star Wars: Battlefront II von EA, das mit seinen Lootboxen bei einem Vollpreis-Titel den Spielern klare Vorteile gewährte, die man nur mit Hunderten Stunden Spielzeit erspielen konnten. Es folgte einer der größten Shitstorms, die je über einen Spieleentwickler niedergegangen sind.

Auf dem YouTube-Channel „The Game Theorists“ gibt es immer wieder spannende und gut ausgearbeitete Theorien. Entweder zu Story-Elementen von bestimmten Spielen oder zu einzelnen Mechaniken und wie sie genau funktionieren. Jetzt hat sich der Channel Lootboxen vorgenommen und geht dabei genauer auf die Psychologie hinter Lootboxen ein.

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Eine Debatte über fast ein Jahrhundert

Allerdings ist die Debatte um „Lootboxen“ nicht neu und schon knapp 80 Jahre alt. Denn wer das Konzept von „Kaufe diese Kiste und erhalte eine zufällige Auswahl an Gegenständen“ nicht mag, der hätte sich schon viel früher aufregen können. „Wundertüten“ im Supermarkt waren Lootboxen in ihrer reinsten Form und selbst Panini-Fußballbilder von den Top-Spielern sind nichts anderes als Lootboxen. Das gleiche gilt natürlich auch für Magic-Karten und andere Kartenspiele.

Wenn all diese Dinge rechtlich als Lootboxen gelten, eben weil man eine zufällige Auswahl an Produkten enthält, dann könnte man diese Diskussion auch noch weiter und ad absurdum führen. Denn dann wäre auch eine Tüte Gummibärchen eine Lootbox, wenn die Verteilung unterschiedlicher Gummibär-Farben nicht ausgeglichen ist.

Gummibaeren
Tüten mit Gummibären. Auch nur eine “Lootbox”?

„Jetzt wird es albern“ könnte man sagen und hätte damit wohl recht. Aber wo liegt denn der exakte Unterschied? Rechtlich könnte das zu einem großen Problem führen und eine sehr, sehr klare Definition erfordern.

Die rechtliche Diskussion

Allerdings gibt es auch einige Aspekte von Lootboxen, die sie deutlich von Glücksspiel unterscheiden. So gibt es in vielen Spielen ein verstecktes Belohnungssystem, das Ausdauer belohnt. Wer zum Beispiel 40 Kartenpackungen in Hearthstone öffnet, der hat darunter garantiert eine legendäre Karte, weil die Chance dafür mit jeder geöffneten Packung steigt – bei der 40. Packung ist es dann sogar garantiert.

Overwatch Lootbox Gambling

Glücksspielautomaten haben das nicht und dürfen das sogar nicht. Einem verlierenden Spieler dürfen nicht plötzlich „bessere“ Gewinnchancen gegeben werden, um ihn wieder zu motivieren, weiterzuspielen. Die Chance ist jedes Mal identisch und so fehlen die „garantierten“ Gewinne zwischendurch.

Auch in Deutschland wird die Diskussion darum, ob Lootboxen rechtlich als Glücksspiel einzuschätzen sind, bereits lange geführt. Dabei gibt es einige unterschiedliche Punkte, wobei der wichtigste wohl die Frage nach einem klaren Gewinn ist. Denn ob die enthaltenen Gegenstände in Lootboxen mit unterschiedlicher Seltenheit wirklich ein „Gewinn“ im rechtlichen Sinne darstellen, das ist nicht klar entschieden.

Einige argumentieren, dass der Inhalt von Lootboxen keine „marktwirtschaftliche Relevanz“ hat, weil allein der Spieler über den Wert entscheidet und dieser ist fast immer ideeller Natur. Demnach wären Lootboxen ganz klar nicht als Glücksspiel zu betrachten.

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Etwas anders sieht es bei Spielen aus, in denen einige Gegenstände aus Lootboxen auch gezielt im Shop gekauft werden können – etwa bei Star Wars: The Old Republic gibt es solche Fälle. Dann könnte man klar festlegen, was für einen Gegenwert ein einzelner Gegenstand hat und hätte damit einen festen Wert – und somit auch einen tatsächlichen Gewinn.

Verstärkt wird das Problem noch, wenn Spieler ihre Gegenstände an andere Spieler weiterverkaufen können, denn auch dann kann man ihnen einen klaren Wert zuschreiben. Da die Spielehersteller an diesem Handel allerdings nicht beteiligt werden, kann man ihnen den Vermögenswert auch nicht zurechnen.

Entwickler analysieren uns immer stärker

Darüber hinaus beobachten Entwickler immer genauer, wie wir unsere Spiele spielen. Wie viel Zeit verbringen wir durchschnittlich in einem Spiel? Wann kaufen wir Lootboxen?

Inzwischen arbeiten Entwickler sogar mit Analyse-Firmen zusammen, die etwa ein neues Matchmaking-System entwickeln.

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Dadurch sollen Spiele in der Lage sein, herauszufiltern, welche Waffen oder Gegenstände einem Spieler gefallen könnten. Anschließend sorgt die Spielersuche dafür, dass man gegen Spieler mit einem höheren Skillrating antritt, die genau diese Waffen verwenden. Dadurch soll der Gedanke angeregt werden: „Wenn ich diese Waffe hätte, wäre ich auch so gut!“ – und schon ist man einen Schritt näher an der Kaufentscheidung.

Ob diese Mechaniken bisher in großen Spielen aktiv sind, ist natürlich reine Spekulation. Aber alleine die Möglichkeit, dass diese Möglichkeiten entwickelt und genutzt werden, ist besorgniserregend.

Jeder Spieler hat seinen eigenen Preis

Noch weitere Firmen und Geschäftsideen arbeiten an der Optimierung von Lootboxen mit. So arbeiten die großen Publisher zum Beispiel mit „scientific revenue“ zusammen, die Software liefert, die Spielerverhalten genau analysiert und herausfindet, wie viel Geld ein Spieler bereit ist, für Mikrotransaktionen auszugeben. Das Ergebnis ist, dass verschiedene Spieler verschiedene Preise zu sehen bekommen.

Kostet eine Lootbox für Spieler A etwa 1,50€, könnte sie für Spieler B nur 1,30€ und für Spieler C 1,70€ kosten. Da Lootboxen in der direkten „Herstellung“ keine Kosten erschaffen, wenn man vom ursprünglichen Design der enthaltenen Gegenstände absieht, ist es in jedem Fall ein Gewinn für den Entwickler.

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Unterschiedliche Preise für Spieler anzubieten dürfte in einigen Ländern zu rechtlichen Problemen führen, in anderen aber vollkommen legal sein. Auch hier bleibt abzuwarten, wann und ob das auch in großen Titeln wie Overwatch Realität wird.

Cortyn meint: In Anbetracht der beiden Videos und der rechtlichen, verzwickten Lage denkt man schon etwas intensiver über das Thema nach und hadert mit sich, wie viel Geld man überhaupt in Lootboxen stecken will. Fakt ist auf jeden Fall, dass die Spielehersteller immer geschickter darin werden, unser Verhalten als Spieler zu analysieren und uns unbewusst dazu zu verleiten, immer wieder mal Lootboxen zu kaufen.
Ist es verständlich, dass Hersteller so viel Geld von den Spielern wollen, wie nur möglich? Auf jeden Fall.

Doch wo sollte die Grenze erreicht sein?

In dem Augenblick, wo Algorithmen das Matchmaking bestimmen, um mich zum Kauf von Lootboxen anzuregen, ist das Spiel in den Hintergrund getreten und nur noch eine Verkleidung, um den Kauf von Lootboxen zu verschleiern.

Inzwischen hoffe ich, dass Lootboxen und die dahinterliegenden Systeme bald staatliche Auflagen erhalten. Sie müssen nicht zwingend als Glücksspiel deklariert werden, aber irgendeine Form der Regulierung muss stattfinden.

Wie ist eure Meinung zum Thema Lootboxen und Glücksspiel? Wie sollte eine Regulierung aussehen oder braucht es gar keine?

Quelle(n): lto.de
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Stephan

Man könnte generell den Verkauf von Digitalen Gütern(?) erst ab 18 freigeben da man als Eltern schwer nachvollziehen kann, wieviel Geld sein Kind im Netz lässt.

Ich meine Sammelkarten liegen dann im Kinderzimmer rum aber welches Elternteil kann schon den Wert eines Steam-inventars einschätzen und wieviel Geld man ausgeben muss um solches zu bekommen.

slimenator

Teilweise interessant…aber die Einleitung…

“Auslöser dafür war Star Wars: Battlefront II von EA, das mit seinen Lootboxen bei einem Vollpreis-Titel den Spielern klare Vorteile gewährte, die man nur mit Hunderten Stunden Spielzeit erspielen konnten.”

Das war zwar der Auslöser, aber auch schon damals falsch. Prima, setzt in die Köpfe der Leute das es so war/ist. Meine Fresse…

MvR Richthofen

Da gebe ich dir recht. Der König bei Lootboxen ist und bleibt Fifa.

Elias

Interresant das keiner League of Legends erwähnt haha

Dachlatte

Naja dort kann man aber auch direkt “alles” kaufen…

Da ist man halt selbst blöd, wen man die Kisten kauft und auf seinen Lucky-Moment hofft!

Nyo

Lootboxen stören mich eigentlich nur wenn man dadurch eindeutige spielerische Vorteile bekommt, wie es in BF2 der Fall ist (oder war? kA).

Was mich viel mehr stört sind nicht die Lootboxen sondern die künstliche Limitierung die zum Kauf bewegen soll. Das kann Taschen- oder Lagerplatz sein der so knapp ist das man alle 15 Minuten in die Stadt zum verkaufen muss (z.B. bei GW2). Dungeonpässe damit man mehr als 5 mal die Woche in einen Dungeon kommt (das war glaube ich mal bei SWTOR der Fall oder ist es immer noch und bei Devillian) oder schnellere Mounts um sich einfach schneller von A nach B bewegen zu können (Neverwinter Online) etc.

All das bringt keine spielerischen Vorteile aber nervt mich persönlich am meisten.

Gerd Schuhmann

Das seh ich genauso.

Wenn ich das Gefühle haben: Das hätte man einfach lösen können, aber das Spiel schikaniert mich hier, damit ich was kaufen soll – das nervt mich echt.

Und das ist verbreitet bei F2P-Spielen: Diese Quality-of-Life-Schikanen.

v AmNesiA v

Für mich gehören diese ganzen Lootboxen mit zufälligem Inhalt in einem Spiel abgeschafft.
Einfach einen In-Game Shop integrieren, bei dem man all seine gewünschten Items direkt kaufen kann (z.B. ein komplettes Rüstungsset oder ein Raumschiff, was dann 10€ kostet oder so was) und was es nur im Shop gibt. Allerdings sollten diese Items nur kosmetischer Natur sein, damit es kein Pay-2-Win wird.
Klar wäre das eventuell nicht so ertragreich wie ein zufälliges Lootboxen System, aber würde bestimmt trotzdem eine gute Einnahmequelle darstellen.
Lootboxen kommen doch nur daher, dass die Geldgeilheit im Vordergrund steht. Klar sollen Firmen auch ihr Geld verdienen, aber es gibt bestimmt einen Mittelweg, der für Firmen und Spieler gleichzeitig akzeptabel ist und womit beide Parteien leben können.

Manuel

Wenn ich bei Aldi 60 € Eintritt bezahlen muss um eine Wundertüte oder Gummibärchen kaufen zu können, dann kann ich das mit Lootboxen vergleichen.

ItzOlii

Haha ein treffender Vergleich^^

DarokPhoenix

Immer schön Shitstormen wie bei BF2, dass bringt mehr als man vermutet. Wenn alle mitmachen können sie so viel abzockscheisse entwickeln wie sie wollen.

Vielleicht gibt es ja sogar einmal ein Prüfsiegel oder ähnliches, da steht dann auf der Webseite des Publishers “hier keine Abzocke” “Abzockfrei” “Wir zocken nicht ab” “heute schon abgezockt worden? hier nicht” “jetzt neu, ohne Lootboxen!” “EA zockt ab, wir nicht” “Abzockfreie Zone” “kostenlose Lootboxen, nur hier” “Sie haben die Nase voll von Mobas und Battle Royal? wir auch!”

Marco Schulz

Nun, wenn ich im PvP in Destiny 2 mehrmals von der Waffe Uriels Geschenk abgeschossen werde und es diese Waffe nur über bezahlte Lootboxen geben würde, dann verleitet das System natürlich zum Kauf.

Ich suggeriere mir dann nämlich, dass ich mit dieser Waffe auch gewinnen würde.

Gut, dass es das nicht gibt.

Aber das System ist schon sehr intelligent vom Entwickler. Ich finde aber auch, dass so etwas in einem Vollpreistitel nicht vorhanden sein sollte.

In F2P gern, damit das Spiel damit finanziert wird.

Ectheltawar

Über Lootboxen brauch ich nicht mehr viel sagen, ich kaufe sie einfach nicht und das ist auch schon alles was ich als Kunde dagegen tun kann.

Was hingegen solche Analysetools und Co angeht, kann ich nur den Kopf schütteln. Es wundert mich das sich über solche Dinge jemand aufregt. Ein Großteil der Wählerschaft zeigt doch immer deutlich das solche Dinge gewünscht sind. Wer sich für eine freie Marktwirtschaft sowie dem Kapitalismus stark macht, darf sich nicht wundern das solche Dinge Einzug halten. Auch wenn die “guten” Amerikaner es dem Rest der Welt anders verkaufen wollen, hat eben auch der Kapitalismus seine unschönen Seiten. Das ist eben eine davon.

Spiele sind unlängst nicht mehr einfach nur eine Freizeitbeschäftigung für irgendwelche Nerds, es ist ein Produkt das auf dem Massenmarkt angekommen ist und dementsprechend ist der Gedanke wie man maximal Profit daraus schlagen kann, nunmehr fester Bestandteil jeglicher Spieleproduktion.

Theoretisch war der Grundgedanke hinter dem Kapitalismus ja das sich solche Dinge von alleine Regeln, was nicht gekauft wird, verschwindet vom Markt, sowie etwas für das die Menschen kein Geld haben, eben auch nicht verkauft werden kann. Um ersteres zu umgehen hat sich unlängst ein ganzer Wissenschaftszeig gebildet, der nur damit beschäftigt ist zu erforschen, wie man am Besten alles so anbieten kann, das wir es im Grunde sogar “gegen” unseren Willen kaufen und für zweiteres haben wir Kredite, Ratenkauf und Co.

Lootboxen sind lediglich ein logischer Schritt um noch mehr Profit aus etwas zu schlagen. Was das Konzept dahinter angeht sind die benannten Beispiele mit Panini-Bildern und Wundertüten durchaus passend gewählt. Beides funktioniert wunderbar, warum also nicht auch innerhalb von Spielen einsetzen. Aktuell befinden wir uns aber da noch in der Phase des austesten wie weit die Entwickler gehen können. EA hat es nun einmal übertrieben, aber das Konzept wird bleiben und andere werden sicherlich vorerst etwas niedriger ansetzen, aber auf lange Sicht wird es Einzug halten.

Dachlatte

^^ Also die Paladins Truhen finde ich nicht schlecht… ist nur Grind! Wen eine Card komplett aufgewertet ist, kommt Sie nicht mehr… Wie es bei den Kosmetischen Truhen ist, kein Plan…

Naja PayToLuck meets PayToWin

ParaDox

Ich habe mich bereits mehrfach öffentlich gegen Lootboxen und ähnlichem ausgesprochen. Auch bin ich persönlich für ein Verbot von dem ganzen Zeug.
Es ist jedoch irgendwie ein auswegloser Kampf bzw. Krampf dagegen.
Das Zeug wird gekauft ohne Ende und warum sollte die Indistrie davon abweichen wenn es in deren Kasse so richtig klingelt.

Es sieht wirklich so aus als ob ein Großteil der Spielerschaft bereit ist für derartige Monetarisierungskonzepte die Scheine rauszuholen, ansonsten würde es solche Sachen nicht mehr geben und die Akzeptanz scheint auch immer größer zu werden.
Naja vielleicht lässt sich der Fortschritt hier auch nich aufhalten wie man es bei Battlefront 2 sieht, denn das hat sich auch millionenfach verkauft.

Psycheater

Krass. Wirklich heftig an was für Mechaniken und Algorithmen schon gearbeitet wird

Jesko

Gebt den Leuten direkt die kosmetischen Gegenstände für einen besagten Preis und alle sind zufrieden aber solange die lootboxen einen gewissen % Satz aufweisen wo man Glück haben muss um etwas bestimmtes daraus zu bekommen ist es Glückspiel

TheCatalyyyst

“„Wuntertüten“ im Supermarkt waren Lootboxen in ihrer reinsten Form und selbst Panini-Fußballbilder von den Top-Spielern sind nichts anderes als Lootboxen.”
Kurzer Hinweis: da hat sich bei den “Wundertüten” wohl ein kleiner Fehler eingeschlichen.^^

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Zur Thematik: Ich finde es richtig, dass solche “Analyse- und Steuerungsmechanismen”, wie sie scientific revenue entwickelt, in letzter Zeit kritischer beleuchtet werden. Ökonomisch gesehen ist das aber eben der “next-step”: die meisten User werden von Facebook, Google und co auf ihr Verhalten analysiert und bekommen dementsprechend Werbung und Angebote. Das man das ganze jetzt innerhalb bestimmter digitaler Services macht, ist der logische nächste Schritt.

Mich persönlich stört an den Lootboxen weniger die Monetarisierung, sondern eher die (meines Erachtens nach schädlichen) Einflüsse auf das Gameplay.
– Das fängt damit an, das in manchen Spielen nicht mehr alle Items mit normaler Spieldauer zu erspielen sind (siehe Battlefront 2). Da sagen natürlich viele: man muss ja auch nicht alles haben. Ich aber hätte gerne die Möglichkeit, genau das zu tun. Und zwar ohne Geld ausgeben oder 5000 Stunden Spielzeit. Ich habe in Fallout New Vegas auf einem Charakter gut 250 Stunden Spielzeit und mit dem so gut wie jede Verfügbare Quest gemacht, Collectibles gesammelt und seltene Waffen aufgespürt. Und das hat immens Spaß gemacht. Für mich ist das unter anderem eine wichtige Motivation (und eigentlich noch viel mehr bei PvP Spielen). Über klar abgesteckte Ziele Belohnungen zu erhalten, und das mit einem verhältnismäßigen Zeitaufwand, ist für mich ein wichtiger Teil von Spielen wie eben Battlefront oder Destiny.
Die Lootbox als solche streicht das in den meisten Spielen völlig. Keine “100 Kills” für Skin XY mehr, sondern stumpfes Grinden für die nächste Box und dann HOFFEN HOFFEN HOFFEN, dass der gewünschte Skin drin ist. Und wenn er es nicht ist: Geld ausgeben – was keine Option für mich ist – oder stumpf weiter grinden.

– Zweitens geht es mir zunehmend auf die Nerven, dass die ganze Sache auch Einfluss darauf hat, wie Loot in Singleplayer Spielen funktioniert. Klar, Random Rewards gab es schon immer, aber in manchen Fällen ist der Einfluss der Lootbox klar zu erkennen. Offensichtliches Beispiel ist Middle Earth: Shadow of War 2, in dem die Kisten ja sogar mit Echtgeld zu erwerben sind. Zweites Beispiel ist Horizon Zero Dawn. Hier gibt es keine Monetarisierung, trotzdem bekommt der Spieler einen großen Teil seines Lootes über Beutekisten, was mir persönlich sehr befremdlich war. Schließt man Herausforderungen in den Kampf-Arenen des Spiels ab, bekommt man nicht (direkt) eine coole Waffe, sondern: Lootboxen! Natürlich enthalten die dann allerlei gute Items und geizen damit auch nicht; ich glaube sogar, dass bestimmte Boxen, die nur von bestimmten Quests o.ä. erhaltbar sind garantiert bestimmte Items erhalten. Aber dennoch: ein Spiel wie The Witcher 3 hat auch super ohne Boxen funktioniert. Warum braucht Horizon Zero Dawn welche?

– Drittens: das Argument des spielerischen Vorteils. Den geben die Lootboxen in den meisten Fällen nicht. Dabei verkennt man aber die Bedeutung, die kosmetische Items (wieder-?)erlangt haben. Wir leben in einer Gesellschaft, die sich zunehmend ausdifferenziert. Und Videospiele sind für viele schon länger auch eine Form des individuellen Ausdrucks (Stichwort RPGs): wer bin ich, was gefällt mir, wie will ich aussehen? Den eigenen Charakter individuell gestalten zu können ist für viele ein wichtiger Aspekt – auch weil “nur kosmetische” Items in den meisten Fällen sehr viel besser aussehen als die “Standard-Rüstung”. Deswegen läuft das auf Monetarisierung von kosmetischen Items beruhende Modell ja so gut. Meines Erachtens nach haben kosmetische Items, die heutzutage eben oft in Lootboxen enthalten sind, auf jeden Fall eine Bedeutung für den Spieler – auch wenn sie keinen spielerischen Vorteil geben. Die Debatte darum, ob und wie Spieler ihre kosmetischen Items außerhalb von Lootboxen erhalten können oder diese wenigstens gezielt kaufen können ist deswegen sehr wohl relevant.

Viertens: Die Analogie mit der Wundertüte. Puhh. Ja. Nein. Wenn ich ein Gummibärchen möchte, was kaufe ich dann? Richtig, eine Tüte Gummibärchen. Und keine Wundertüte. Auf dem “normalen Markt” habe ich die Möglichkeit, mich für das Produkt gezielt zu entscheiden – oder den “Reiz des Zufalls” mit einer Wundertüte zu erleben. Aber ich habe beides. Viele Spiele heutzutage haben hingegen NUR die Wundertüte. Natürlich gibt es bei vielen noch die später hinzugekommene Möglichkeit, die Items dann mit einer besonderen Währung u.U. direkt zu kaufen. Doch diese ist wiederum nur durch das Zerlegen von Items erhältlich, die ich vorher aus Lootboxen bekommen habe.
Um bei den Gummis zu bleiben: ich kaufe eine Wundertüte, zerlege allen Süßkram in “Glanzzucker”, und damit kann ich dann zu dem Händler gehen und gezielt ein Gummibärchen kaufen.
What?

So, das ist es erstmal. Wenn irgendwas nicht ganz schlüssig ist, tut es mir leid. Ich schreibe selten solche Monsterkommentare, deswegen kann es sein, dass der rote Faden zwischendurch etwas verloren gegangen ist….

ItzOlii

Ein äusserst guter “Monsterkommentar”;-)
Bin da voll und ganz deiner Meinung!

Sturmius S

Mir würde es schob reichen das
a. keine spielentscheidende Inhalte drin sind. und
b. der mögliche Inhalt klar definiert und das Chancenverhältnis exakt angegeben wird.

Zerberus

Lootboxen, sind für mich solange kein Problem, wie sie keinen spielerischen Vorteil verschaffen.
Overwatch hat das für mich ganz gut gelöst.

Aber das Leute die These vertreten, dass Lootboxen keinen definierbaren gegenwert haben halte ich für Schwachsinn. Hätten sie keinen kalkulierbaren Gegenwert würden Spieleunternehmen diese nicht als Gewinnoption ansehen…

Spielehersteller verdienen oftmal, anders als im Artikel behauptet, auch am Weiterverkauf.
Wenn ich bei Steam einen Gegenstand verkaufe, verdient z.B Valve direkt über die Provision nochmal mit. Somit erhält der Gegenstand einen zuzuordnenden Gegenwert.
Den kann man dann auch als Leitwert für Verkäufe auf anderen Plattform heranziehen.

Cortyn

Das stimmt für Dinge wie den Steam-Marketplace, ja. Aber nicht für die erwähnten Beispiele, wie etwa bei Overwatch, wo es keinen Handel gibt. (abgesehen von illegalem Verkauf der Accounts auf eBay oder so)

Zerberus

Tatsächlich generiert der Account damit trotzdem einen messbaren Realwert. Auch wenn es nur ein indirekter ist, den man mit dem Niedrigstpreis von Overwatch und dem Account ansetzen kann.

Cortyn

Dieser Wert kann aber nicht Blizzard zugeschrieben werden, weil die an dem Handeln absolut keinen Gewinn mehr hätten (was rechtlich wohl einen großen Unterschied ausmacht).

Zerberus

Wer hat denn die 30 € für den Kauf von Overwatch bekommen, richtig Blizzard. Das ist der Wert den der Account schon generiert hat. Klar, was danach kommt kriegt Blizzard nicht. Aber selbst das werden die kalkulieren und abschätzen können.

Blizzard wird schon wissen was ein Account genau Wert ist. Würden die nicht nah an der Realität kalkulieren und analysieren, wären die finanziell nicht so erfolgreich 😉

Cortyn

Das ist aber unwichtig für die rechtliche Einordung. Klar hat der Kauf des Spiels Geld gekostet. Aber an dem Weiterverkauf verdient Blizzard nichts. Darum geht es dabei.

Koronus

Blizzard hat es ehrlich gesagt mit Hearthstone Semigut und mit HotS und Overwatch sehr gut umgesetzt.

Gast

Blizzard Zockt euch auch nur ab 😉

Namma

Was muss man da debattieren?
Was soll es sonst sein außer Glücksspiel? Man zahlt Geld für etwas wo man hofft was wertvolles zu gewinnen. Oder sind lose ziehen kein Glücksspiel?

Es ist an einem Punkt wo man einfach die Gehälter der ganzen Chefpositionen und der Inhaber selber mal in frage stellen muss. Müssen die Millionen verdienen?

Ich gönne es Ihnen ja, CD Projekt soll wegen mir im Geld schwimmen, aber Nintendo Blizzard Ubisoft EA usw haben alle mit gezogen und einer hat es schlimmer wie der andere umgesetzt. Hauptsache der Hahn geht nur noch auf.
Ich unterstütze immer weniger , hier und da schöne Offline Games sonst bevorzuge ich gerade eher ein paar Klassiker.
Aber solange Menschen 30€ für Pubg ausgeben braucht mann nicht auf Besserung hoffen.

Alastor Lakiska Lines

Wiederum hat man bei einer Lootbox immer einen Gewinn. Dieser muss einen nicht zufrieden stellen, aber er ist in jedem Fall “>0”.

Koronus

Könntest du mir bitte sagen, wo Nintendo da mitgezogen ist?

Namma

Ja, wenn man auf dem 3ds in letzter zeit und die Smartphone App Politik bei Nintendo verfolgt hat , merkt man es schnell, f2p mit etlichen absolut überteuerten shoppreisen.

Lars PLL

Was für überteuerten Shoppreisen – bei Mario Run?
Ich finde 10€ für das Spiel (habs im Angebot für 5€) gekauft nicht überteuert. Das einzige was man sich da kaufen kann sind Ralley Tickets. Und die raucht man absolut nicht zu kaufen, da es wirklich etliche Wege gibt, diese so zu bekommen.

Namma

Karpardor , Animal crossing , auf dem 3ds dieses Kirby spiel , greifhaken spiel usw. gibt genug.

Lars PLL

Ich habe jetzt auch nur von Mario Run geredet – habe keinen Nintendo oder sonstiges Gerät davon.

Namma

Animal crossing sowie das Karpador spiel sind fürs Smartphone, gibt noch eins miioto oder so.

Koronus

Hier geht es allerdings um Lootboxen und nicht um überteuerte InGame oder Apppreise. Wobei du eigentlich schon Recht hast sie hatten da etwas beim 3DS Hintergrund mit Marken welches ich ganz verdrängt habe.

Namma

Ja das war auch nicht auf die Lootboxen bezogen sondern auf die Entwicklung, wo ich Nintendo lange als sehr fair gesehen habe, aber dieses haben sie schnell über Bord geworfen, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis zu den Lootboxen

Daniel Vahtaric

Gier, Sponsored by capitalism.
Ich denke wenn die Entwickler weiter uns stur ausbeuten wollen, haben sie bald tatsächlich einen Grund sich über unsere dauernde unzufriedenheit mit ihnen zu beschweren. Man hat den Zenit der Gier im Videospielbusiness überschritten. Battlefront 2 war ein klarer Hinweis darauf

Bodicore

Mir wäre es lieber wenn die Entwickler wieder ihre Spiele statt uns Spieler analysieren würden.
Vielleicht würde man auch etwas mehr verdienen wenn die Games wieder mehr Spielspassfokus hätten.

.Pinky

Lootboxen sollten verboten werden, man sollte selbst entscheiden was man für sein Geld kauft und nicht hoffen das man die richtige Box mit dem Wunschinhalt bekommt durch Zufall…!

Bodicore

Lootboxen sind halt eher was für Leute die keinen Plan haben was sie wollen, denen wird da halt die Entscheidung abgenommen.

Namma

Das ist war, aber Trostpreise machen doch Glücksspiel nicht zu Nichte , oder? Sonst könnten Buchmacher auf ihre Wetten ja einfach 0,10€ Trostpreise verteilen und es ist kein Glücksspiel mehr? Mhh bin mit da nicht so sicher ob es so klappt .

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