Amazon verwandelt langweilige Arbeit im Lager angeblich in Grind-MMO

Amazon verwandelt langweilige Arbeit im Lager angeblich in Grind-MMO

Um seine Mitarbeiter zu besseren Leistungen anzuregen, nutzt der Konzern Amazon einen neuen Trick. Die Mitarbeiter spielen ganz nebenbei ein Videospiel, in dem sie arbeiten. Die Gamification der Arbeit erinnert an ein MMO mit viel Grind. Das berichtet die Washington Post.

Der Riesenkonzern Amazon stand in den letzten Monaten und Jahren immer wieder in der Kritik, weil die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter schlecht seien. Jetzt gab es in der Washington Post einen Artikel über die „Gamification“ bei Amazon – also wie die tägliche Arbeit aufgewertet werden kann, indem man damit in einer Art Videospiel voranschreitet. Doch ist das wirklich gut und hilfreich?

So funktionieren die „Spiele“: Im Grunde erledigen die Mitarbeiter ihre Aufgaben wie gewohnt. Sie verpacken also etwa Pakete, damit diese ausgeliefert werden können. Je nachdem, wie effektiv sie bei der Arbeit sind (also etwa die abgefertigten Pakete pro Stunde), wird dies vom Spiel registriert und dort in Punkte umgewandelt. Je nach Leistung gibt es unterschiedliche Medaillen oder Achievements.

Mitarbeiter können gegeneinander antreten: Die Spiele sind dabei so gestaltet, dass Mitarbeiter gegeneinander oder Abteilungen um die Wette „spielen“ können. Eine verpflichtende Teilnahme an diesen Spielen gibt es übrigens nicht. Wer nicht möchte, muss auch nicht mitmachen.

Viele Punkte bringen Boni: Wer besonders effektiv arbeitet und somit viele Punkte einheimsen kann, der kann dadurch übrigens einige Boni bekommen. So kann man etwa seine erspielten Punkte gegen Merchandise eintauschen und hat somit auch einen tatsächlichen Anreiz, mehr Leistung zu bringen.

Screenshots oder andere Belege von den Spielen gibt es übrigens nicht. Amazon veröffentlicht dazu nichts und Mitarbeiter dürfen am Arbeitsplatz nicht filmen oder fotografieren.

Am Ende ist das Zweck des Spiels klar: Bessere Leistung.

Es gibt Sorgen und Bedenken: Doch nicht alles ist gut an dieser Lösung und Bedenken gibt es zahlreiche. So wird angemerkt, dass Mitarbeiter rasch demotiviert und frustriert sind, wenn sie immer wieder zu den Verlierern dieser Spiele hören.

Ebenso könnten diese Spiele für Amazon eine Möglichkeit sein, die erforderliche Leistung heimlich zu erhöhen. Wenn, als Beispiel, aktuell 200 Pakete pro Stunde eine Goldmedaille einbringen, könnten die Firmenchefs das langsam auf 250 oder gar 300 anheben.

Ob die „Gamification“ bei Amazon ein Fluch, ein Segen oder irgendwas dazwischen ist, wird sich wohl erst in den nächsten Monaten zeigen. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen wären im jedem Fall wünschenswert

Was haltet ihr von dieser Sache? Ist das eine coole Aktion, um eintönige Arbeit aufzupeppen und mit besonderen Anreizen zu versehen? Oder ist das nur eine verschleierte Methode, um Mitarbeiter effektiver auszubeuten?

Amazon entwickelt übrigens auch gerade ein richtiges Spiel:

MMO New World schließt im Juni die Alpha-Server – Wie geht es weiter?
Quelle(n): kotaku.com, washingtonpost.com
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Mandrake

Das ist schon ziemlich pervers…so kann man natürlich den Konkurrenzkampf unter Mitarbeitern auch fördern

Haui

Ach da gibts noch viel perversere Dinge, die sich die Geldgeier so ausdenken.

Zum Beispiel Arbeiter in Teams stecken.
Hier werden nicht Einzelpersonen bewertet, sondern das ganze Team. Je nach Teamleistung gibts Bonis/Strafen(meißtens Geld).
Da braucht sich dann der Arbeitgeber, bei schlechter Leistung, nicht mehr die Finger schmutzig machen.
Denn die “Guten” aus den Teams werden schon, aus eigenem Interesse heraus, dafür sogen, dass die “Schlechten” mitziehen, um mehr Bonis zu erhalten.
Und um die Sache noch spannender bzw. profitabler zu machen, werden die Teams auch noch gegenseitig in einer Top Liste bewertet und für alle ersichtlich ausgehangen. Platz 1 bringt nochmal extra Bonis.

Gruppenzwang, Überforderung, Mobbing, Stress, Burnout sind dann deine neuen Freunde ;-/

DerDOn

Zum Glück versucht Amazon erst das maximale von den Angestellten herauszupressen (natürlich zum geringst möglichen Lohn) um diese dann zu entlassen sobald das Vollautomatische Lager läuft.
EIN HOCH AUF DIE FREIE MARKTWIRTSCHAFT.

Das Ende des Kapitalismus ist Nah und doch so Fern

Kendrick Young

der geringste lohn ist es nicht, aber auch kaum drüber ^^

Haui

“Das Ende des Kapitalismus ist Nah und doch so Fern”

Da gibts doch den Spruch… “Stell dir vor es gibt Krieg und keiner geht hin”
In dem Fall… “Stell dir vor es gibt Geld und keiner will es haben” 😉

Kendrick Young

dafür brauchste doch kein Spiel, mit dem Spiel wird es nur nicht so auffällig. Bei dem Amazon wo ich mal über die Weihnachtsmonate oktober-dezember gearbeitet habe. musste man sowieso eine mindestzahl schaffen. schaffst du die nicht kommt der vorgesetzte, da gibts aber noch weitaus schlimmere dinge dort. ist aber ein anderes Thema 😉 Die Punkte für Merchandise gab es da übrigens auch schon nur das die für die ganze Abteilung gezählt haben.

Erzkanzler

Ist das dann Amazon-Merchandise? Rein aus Interesse. Nichts gegen Firmenbindung, aber im Niedriglohnsektor dann die Angestellten auch noch mit eigenproduziertem Fernost-Tant zu motivieren… macht mir den Laden mal wieder nicht sympathischer.

Vielleicht seh ich das auch falsch und es waren tolle, sinnvolle Sachen aber Freizeit bei gleichem Gehalt, mehr Sozialleistungen oder gar eine Gehaltsanpassung nach oben hätte vielen Angestellten wohl ähnlich gut gefallen wie ein Schlüsselanhänger 😉

Kendrick Young

naja war schonmal dinge dabei die nicht amazon waren. aber halt alles son Billigkram wie iphonekopfhöhrer (die glaub so 7-9 euro ca kosten) aber nun halt nichts worauf man “hinarbeitet”

Logra

Erleichtert die Überwachung der Mitarbeiter und treibt sie ähnlich wie bei Akkord Arbeit zu mehr Leistung an.
Man kann es auch Sklaventreiben nennen. “Wenn du eine extre Ration Essen haben willst, dann muss du mehr schaffen.”
Wenn Amazone wirklich was verbessern will, dann mehr Urlaub und mehr Geld, sowie bessere Arbeitsbedingungen für alle.

old dog

Damit der Glatzkopf ein paar Millionen mehr im jahr verdient und die Aktionäre ihre Dividenden ausbezahlt bekommen. Wenn sie kein brot zum essen haben, gebt ihnen kuchen

Visterface

Ich will dich ja nicht enttäuschen aber Amazon hat noch nie eine Dividende gezahlt. Das ist auch der Grund warum ich dort nicht investiere.

N0ma

Bei dem Aktienkurs war eine Dividende auch unnötig.

Visterface

Îm Nachhinein ist man immer schlauer. Hat trotzdem nicht zu mir gepasst.

Noes1s

Hier wird schnelle/effektive Arbeit -auf kreative weise- zusätzlich honoriert & entlohnt, ist doch ein normales Procedere in der Arbeitswelt.

” So wird angemerkt, dass Mitarbeiter rasch demotiviert und frustriert sind, wenn sie immer wieder zu den Verlierern dieser Spiele hören”

Das liegt wohl in der Natur der Sache. Überall dort, wo sich Menschen mit Ihrer Leistung etwas dazu verdienen können, gibt es Menschen, die dazu nicht in der Lage sind. Das hat aber nichts mit Gewinner und Verlierer zu tun, die spielen ja kein Monopoly.

Was ist die Alternative ? Zu sagen wir stoppen diesen Prozess, weil einige Mitarbeiter nicht so gut und effektiv arbeiten wie andere und dann bedröppelt sind weil Sie weniger verdienen ? Das widerspricht dem Leistungsprinzip.

Ich kenne das Grundgehalt jetzt nicht und bewerte den ganzen Laden Amazon als solches nicht, mir geht’s jetzt nur um diese generelle Handhabe.

Erzkanzler

Sagen wir es mal vorsichtig, von einer sozialen Marktwirtschaft kann man in diesem Zusammenhang wohl kaum noch reden.

In einem Wirtschaftssystem, in welchem die wenigen “Gewinner” ihre exorbitanten Gewinne kaum noch ausgeben können und die “Verlierer” sich von ihrem Vollzeitlohn nicht einmal die ärztliche Absicherung leisten können, muss man den Wettbewerb unter jenen die am untersten Ende arbeiten nicht auch noch vorsätzlich verstärken und aggressiver zur Schau stellen.

In meinen Augen fast schon zynisch.

N0ma

“Soziale Marktwirtschaft” war nur was für den kalten Krieg um zu zeigen wie hübsch der Kapitalismus ist. Ist jetzt aber nicht mehr nötig.
So und jetzt alle bitte zur EuropaWahl…

Erzkanzler

Leider wahr… und nun verpacken wir noch ein paar Jahre moderne Sklaverei als Gamification bis wir auch diese humanistische Hürde genommen haben.

N0ma

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