Raph Koster, der ehemalige Lead Designer von Ultima Online, war zu Gast in einem Livestream zu “Find Your Next Game”, geführt von MeinMMO und GameStar. Dabei hat er auch über den Begriff “MMO” gesprochen. Er findet die Abkürzung grässlich und erklärt, was eigentlich dahintersteckt.
Wofür steht MMO? Ursprünglich war das Wort MMO sowas wie eine Abkürzung für MMORPG, also Massively Multiplayer Online Role-Playing Game.
Doch mit der Zeit entwickelte sich der Begriff weiter. Während in Dark Age of Camelot Schlachten mit 300 oder mehr Spielern an der Tagesordnung standen, etablierte WoW kleinere Spielerzahlen bei relevanten Inhalten wie Dungeons, Raids oder PvP-Schlachtfeldern. Es entfernte ein wenig das “Massively” aus dem Wort MMORPG.
Inzwischen ist “MMO” eher ein Etikett für Spiele, die online spielbar sind und ständig weiterentwickelt werden, auch als Games as a service bezeichnet.
Raph Koster, der als Lead Designer von Ultima Online zu den MMORPG-Urvätern zählt, findet die Abkürzung sogar grässlich und erklärt im “Find Your Next Game“-Livestream wieso. Dabei beschreibt er zudem, was zu MMOs gehört und was ihn an Online-Spielen so fasziniert.
Sich in eine andere Welt zu stürzen, das ist das Besondere
Was sagt Koster? Während einer Diskussion darum, wie schwierig es eigentlich ist, Fans von MMOs glücklich zu machen, erklärt Koster, warum der Begriff MMO an sich schon es schon kompliziert macht:
Was macht eigentlich ein Spiel zu einem MMO? Erstmal ist MMO eine fürchterliche Bezeichnung, weil alles, was es aussagt, ist: Massively Multiplayer Online…irgendwas. Es ist wirklich eine grässliche Abkürzung.
Eigentlich begann alles mit MMORPG und dann kamen weitere Begriffe dazu, wie MMORTS, MMOFPS und so weiter. Vorher haben wir sie MUDs (Multi User Dungeons) genannt, aber wir tendierten auch dazu Online Welt oder virtuelle Welt zu sagen.
Raph Koster im Livestream von MeinMMO und GameStar
Was macht ein MMO aus? Für Koster gibt es zwar eine technische Definition von MMO, die für ihn aber keine so große Rolle spielt. Stattdessen möchte er seine Fantasie in einer Welt ausleben können, die es so nicht gibt:
Die technische Definition ist: Es muss Raum simulieren, es muss einen Platz zum Bewegen geben, es muss die Avatare darstellen können, es muss persistent sein, solche Dinge halt.
Ich fasse das gerne damit zusammen: Sei dort, wo du nicht sein kannst. Sei jemand, der du nicht sein kannst. Zusammen mit anderen Spielern. Das ist die eigentliche Vorstellung davon, wenn man in eine Online-Welt geht.
Raph Koster im Livestream von MeinMMO und GameStar
Dabei kritisiert er ein wenig Spiele, die zwar zu MMOs zählen, aber eigentlich eher an einen Sport oder Wettkämpfe erinnern. Für ihn wird dabei zu wenig die Welt erkundet, sondern man geht “gemeinsam in ein Match”.
Dabei greift er Destiny 2 auf:
Das, was am meisten an eine Welt in Destiny 2 erinnert, ist eigentlich die Lobby, die Stadt-Bereiche. Und ihr verbringt nicht viel eurer aktiven Spielzeit dort. Aber das ist der Part im Spiel, der wie ein MMO ist.
Raph Koster im Livestream von MeinMMO und GameStar
Für ihn spricht nichts gegen Instanzen, schließlich hat World of Warcraft diese Kleingruppen-Inhalte sogar populär gemacht. Aber WoW hat “die viel größere Lobby, nämlich einen Großteil des Spiels”.
Für Koster spielt eine solche offene Welt eine wichtige Rolle.
Parallele Welten, in die wir flüchten oder in denen wir bessere Menschen sein können
Was fasziniert Koster an MMOs? Im weiteren Verlauf spricht Koster darüber, dass MMOs so etwas wie eine parallele Welt sind, in die Spieler sich flüchten können.
Gerade in der jetzigen Zeit mit Corona, aber auch Protesten und Ungerechtigkeiten sieht Koster das sogar als nützlich an:
Wenn wir in die reale Welt schauen und auf all die Dinge, die gerade passieren, dann hat es einen großen Wert an einen anderen Ort gehen zu können und dort verschiedene Verhaltensweisen auszuprobieren. Wege, um besser zueinander zu sein, Wege um zu verstehen, wie wichtig jeder Mensch ist.
Und das ist ein Grund, warum die sozialen Aspekte eine so wichtige Rolle spielen. Es bringt dir bei zu erkennen, dass all die unterschiedlichen Arten eine Welt zu erkunden berechtigt sind. Das alle anderen Menschen Gefühle und Rechte haben und wichtig sind.
Raph Koster im Livestream von MeinMMO und GameStar
Gordon Walton, der bereits an Mass Effect, SWTOR und Crowfall gearbeitet hat und ebenfalls Teil des Livestreams war, stimmt Koster zu. Er erklärt dabei die Unterschiede zwischen Single- und Multiplayer-Spielen:
Der Unterschied zwischen Single- und Multiplayern liegt darin, wie relevant es sich anfühlt. Das ist das Besondere an Multiplayer-Spielen: Mein Verhalten und mein Streben wird von anderen anerkannt.
In einem Singleplayer-Spiel versucht das Spiel zwar, dich immer relevant zu halten, denn es möchte ja, dass du weiter spielst. Aber du weißt, dass alles nur ein Konstrukt ist.
Du kannst aber dein Hirn austricksen und das Gefühl haben, dass es kein Konstrukt ist, weil andere echte Menschen involviert sind. Mein Freund Jonathan Baron sagt, das menschliche Herz fühlt keinen Unterschied zwischen virtueller Welt und Realität. Es ist das gleiche, für uns und unser Herz. Wir können das nicht trennen.
Gordon Walton im Livestream von MeinMMO und GameStar
Raph Koster ergänzt die Aussage damit, dass Online-Welten noch eine schöne Seite haben: So kann es darum gehen, wie besonders man selbst ist, aber auch wie besonders die anderen Spieler sind. Das ist für ihn eine schönere Definition von Online-Welten.
Neben der Definition von MMO haben die beiden Spiele-Entwickler auch über den Wandel der MMORPGs gesprochen. Dabei stellte Gordon Walton sogar die These auf, dass WoW-Killer fast das MMO-Business gekillt hätten.
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Danke für die Text form
Man kann MMO in MPO Umbenennen
Massively Player Online
Den allein Online bedeutet ja heute Multiplayer, es sei den es sind Singleplayerspiele die Onlinemodus zwingend haben wollen
Man sagt zwar oft MMO aber genau genommen ist das nicht nur die Abkürzung für MMORPG und wars auch noch nie ausschließlich.
Das die Defintion von 1000 Spieler auf mind. mehr als einen gesunken ist stimmt, aber wer hat die Autorität da die genaue Grenze festzulegen, keiner.
Diese Definition mit 1000 Spielern gab es ja auch nie. Wenn man sich mal schlau macht und die ganzen Definitionen von den Urvätern liest, ging es nie um 100 Spieler oder mehr auf einem Bildschirm. Es ging um das Miteinander in einer persistenten, lebendigen Welt und um die Möglichkeit, sich theoretisch mit vielen zu verknüpfen, gemeinsame Geschichten zu erleben. Aber niemals hieß “Massive”, dass du eine massive Anzahl auf einem Bildschirm hast.