MMORPG-Weiser rät: Spiele müssen ihre Könige töten!

MMORPG-Weiser rät: Spiele müssen ihre Könige töten!

Ein Weiser der MMORPG-Szene erklärt, warum es clever ist, wenn Spiele ihre Könige töten. Als Beispiel dafür, was passiert, wenn man es nicht macht, nennt er das Profi-Tennis oder Amazon.

Raph Koster gilt als einer der großen MMORPG-Denker der letzten 20 Jahre. Er ist ein Designer von Spielsystemen, war an MMORPG-Meilensteinen wie Ultima Online und Star Wars Galaxies federführend beteiligt.

Aktuell berät Koster das Indie-MMORPG Crowfall und gibt denen Feedback zu ihren Spielsystemen.

Koster erklärt in seinem privaten Blog jetzt, warum MMORPGs ihre Könige töten müssen und warum Spielsysteme nicht auf Stabilität bedacht sein sollten, sondern auf Verfall und Wandel.

Star Wars Galaxies

Profitennis zeigt die Probleme mit „Starke werden immer stärker“

Als Beleg für seine Theorie nimmt Koster einen Artikel über das Profi-Tennis der Seite Medium. 

Im Profitennis ist es heute so, dass die Champions immer älter werden, weil sie sich durch frühere Preisgelder Vorteile und optimale Bedingungen erkaufen können. Junge, finanzschwache Profis können sich diese Vorteile nicht leisten, gewinnen daher keine Turniere und bleiben finanziell schwach.

Daher zeigt die Statistik, dass die Top-100 Tennisspieler der Welt heute viel älter sind als früher.

So waren die 100 besten, männlichen Tennis-Spieler der Welt:

  • 1990 im Schnitt 24.6 Jahre alt – nur 6% der Top-Spieler waren über 30
  • 2017 sind sie 28.6 Jahre alt – 40% der Top-Spieler sind über 30

Das bedeutet: Die Stärksten klettern die Erfolgsleiter bis ganz nach oben und werfen dann die Leiter um, damit ihnen keiner nachfolgen kann.

Roger Federer
Roger Federer, 1981 geboren.

Dadurch dass die Preisgelder im Tennis immer höher wurden und ältere Spieler lange Zeit hatten, um Preisgelder zu sammeln, kann sich die Elite enorme Vorteile erkaufen:

  • Ein Star wie Roger Federer leistet sich einen riesigen Trainerstab, um optimal auf jedes Spiel vorbereitet zu sein.
  • Novak Djokovic schläft in einer hypobarischen Kammer.
  • Andy Murray gönnt sich eine persönliche Diät, bei der er täglich 50 verschiedene Arten von Sushi mampft.

Das alles können sich „junge Profis“ nicht leisten. Für sie wird es immer schwieriger, Turniere zu gewinnen und in die Top 100 der Welt einzubrechen, laut Medium.

Crowfall-Champion

MMORPGs müssen ihre Könige regelmäßig zerstören

Laut Koster haben MMORPG-Systeme dasselbe Probleme: Ein System, in dem die Starken belohnt werden, führt dazu, dass die Starken immer stärker werden. Dadurch wird es für alle anderen schwieriger, zu ihnen aufzuschließen. Die Starken erhöhen den „Preis“, den Neue zahlen müssen, um in den elitären Zirkel einzutreten.

Wenn also ein MMORPG-System den besten PvP-Spielern noch Vorteile gibt, werden die immer stärker und es wird immer schwerer, sie noch zu schlagen oder einzuholen.

Niemand kann so zu den Stärksten aufschließen. Der typische Spieler wird unter den Durchschnitt sinken, der von den Super-Starken nach oben getrieben wird. Das führt zu Stagnation und Rückschritt. An der Spitze entsteht ein Kartell, vielleicht sogar ein Monopol. Das System stirbt.

Das gilt nicht nur für Tennis-Stars oder PvP-Systeme in MMORPGs. Laut Koster gilt es auch für Amazon oder Supermärkte. Es gilt für Facebook oder die MMORPGs an sich: Die größten MMORPGs haben die meisten Einnahmen, können daher am stärksten wachsen und ihre Vormachtstellung ausbauen.

Wenn die Starken immer stärker werden, schalten sie die Konkurrenz aus und das System stirbt.

wow-all-addons-list

Mach kaputt, sonst geht alles kaputt

Laut Koster geht jedes System zugrunde, das nicht regelmäßig seine Könige zerstört.

Koster sagt: Man braucht eine gewisse Ungleichheit, das führt zu Teams und Städten, zu Konkurrenz und Zusammenhalt. Aber zu viel Ungleichheit führt zu Stagnation und Zentralismus, zum Verlust von Freiheit.

Ein Spieledesigner muss dauernd lernen: Baut Eure Systeme so, dass sie gären und brodeln, setzt nicht auf Stabilität und das Unausweichbare.


Das Titelbild ist “Cäsars Tod” von Carl Theodor von Piloty (1865).

Kosters Ideen aus dem Artikel findet man im MMORPG Crowfall wieder. Da soll jede Runde neu beginnen – das System soll einen ständigen Neuanfang garantieren. Denn “der Hunger” löscht die Spielwelten nach einer bestimmten  Zeit aus. Der Verfall spielt eine ständige Rolle:

Quelle(n): Raph Koster Blog
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Andy Boultgen

Regelmässig von Vorne anfangen empfinde ich aber eher als Motivationsbremse.Ich muss auch nicht zu Elite gehören,aber die Mmo sind aber zwischenzeitlich so aufgebaut dass ich trotz angeblichem Mittelmaß alles,naja fast,alles vom Spiel sehen und erleben kann.Auf jedenfall wenn es um den PVE Bereich geht.Im PVP mag das wiederum anders aussehen.

Saigun

Was wird denn das nun von den MMO Opas, macht nun jeder einen Artikel was in den Genre schief läuft und zeigt dabei auf sein eigenes MMO, das ja alles soviel besser macht? Der Artikel hier ist doch im grunde nichts anderes als Werbung für Crowfall, das ja durch das Kampagnen-System regelmässig seine Könige stürzt. Es kommen doch nun einige MMO’s die sich sehr spezialisieren, wollen da eventuel auch noch paar Entwickler erklären was so alles schief läuft und gleich mal auf ihr eigenes Game zeigen, das jetzt zur Rettung von uns MMO spielern anrückt?^^

Gerd Schuhmann

Ich weiß nicht – ich denke, das ist die Sache der Medien dann – also unsere Schuld.

Die Leute machen ja so private Blogs schon immer – aktuell ist bei MMORPGs halt so wenig los, dass die News-Seiten dann sagen: Na, berichten wir mal drüber.

Ich bin auch froh, wenn wir mal was über Crowfall oder Pantheon haben, was die Leute interessiert. Weil diese “Updates aus der Pre-Pre-Alpha” und “Wir stellen die 8. Rasse vor”, aber spielen könnt Ihr’s erst 2019 – das ist echt nicht so der Bringer. 🙂

Xurnichgut

Auch wenn ich die Bildauswahl verstehe, muss ich an der Stelle mal den Philologen raushängen lassen und anmerken, dass Cäsar kein König war;)
Ansonsten natürlich ein interessanter Artikel, auch wenn ich die Tennis-Analogie unpassend finde!

Gerd Schuhmann

Also ich hab da mit dem Titelbild auch lange überlegt – das Problem ist immer, es soll dann eins sein, das man kostenlos verwenden kann und ohne Probleme. Und dann war ich beim geschlagenen König aus dem Schach – und ach.

Da fand ich Cäsar bei “Königsmord” noch passender. Aber ja – es ist nicht ideal. Für sowas bräuchten wir echt einen Grafiker … wobei der sich auch bedanken wird, wenn ich ihm Sonntag 14 Uhr sag: Ich brauch mal ein Symbolbild für Königsmord – mach mal hin.

Xurnichgut

Was besseres schafft ein Graphiker nicht, schon gar nicht in der Frequenz, in der ihr ihn mit Wünschen zu Artikeln bombardieren würdet^^

PetraVenjIsHot

Bild passt sehr gut, auch wenn Cäsar “nur” Diktator auf Lebenszeit war, die Transferleistung kann man schon verlangen. Super Artikel, super Bildauswahl.

Corbenian

Gilt interessanterweise für alle Systeme, in denen Menschen sich bewegen – auch für Staaten. Sehen wir ja aktuell. Die Elite sitzt im Elfenbeinturm und bekommt garnichts mehr von den Sorgen, realen Problemen und Ängste der breiten Bevölkerung mit.

WoW setzt die Könige übrigens regelmäßig ab (durch neue Addons). In GW2 oder ESO gibt es keine Itemspirale im herkömmlichen Sinn. Daher sind die Spiele auch verhältnismäßig erfolgreich in ihrer Sparte.

Im Grunde müssen MMOs in puncto PvP von Mobas und Shootern lernen: dort entscheidet das Teamplay und der eigene Skill. Man hat keine besseren Items oder besseren Voraussetzungen.

Klar, ein Casualgamer wird niemals das ambitionierte Training und den Support haben, wie ein E-Sportler der in hoch datierten Ligen teilnimmt – aber das wäre auch Wahnsinn.

Ich messe mich als Läufer doch auch nicht mit Olympiasiegern…

A Guest

Bei ESO gab es schon eine Itemspirale in gewissem sinn.

Es werden gerade die Meister/Mahlstromwaffen stark geschwächt, die waren zuvor BiS und einst extrem schwer zu bekommen.
Bald sind dann alle items/sets mehr oder weniger gleichwertig, nachdem procc sets, die im PvP BiS waren, auch erst vor einiger zeit generfed wurden.

Das ist, finde ich, auch das schöne an ESO:
Man verstärkt seinen individuellen Spielstil durch Sets, nicht anders herum, das set, legendary o.ä. Gibt den spielstil vor.

Wenn sie es jetzt noch schaffen, die schwächeren sets aufzuwerten, wäre alles bestens. Bis auf den lag …

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