[intense_lead ]Blizzards Flaggschiff World of Warcraft ähnelt einem unheimlich erfolgreichen Sportverein, der Jahr für Jahr Meister wird, allen Herausforderern trotzt, bei dem die Unkenrufe dennoch immer lauter werden. Bläst WoW im Jahr 2014 zum Gegenangriff?[/intense_lead]
Im amerikanischen Basketball geht es den Miami Heat seit Jahren so. Mit Superstar LeBron James sind sie in jeder Saison Favorit auf den Titel. Allerdings erscheinen auch jedes Jahre neue Mannschaften, die sogenannten Contender, auf dem Plan. Die sehen jung, fit und agil aus. Zehntausende von Sportjournalisten, die ihr Geld damit verdienen, über Basketball zu schreiben, rufen endgültig eine Wachablösung an der Spitze aus – jedes Jahr.
Die Miami Heat seien alt geworden, heißt es dann. Die Luft sei raus, die Dynamiken hätten sich erschöpft, das Team sei eindeutig über seinen Zenit hinaus. Und auf der Gegenseite: Wie toll Golden State werfen kann, wie dynamisch die Pacers dieses Jahr schon wieder spielen! Und dann – wenn es Zeit für die Finals ist, wird LeBron mit seinen Heat doch wieder Meister.
Bei MMORPGs läuft es seit Jahren ähnlich. Viele in der Branche sind müde davon, dass WoW noch immer auf der Nummer Eins thront. Sie sagen: Die Grafik sei mittlerweile doch wirklich überaltert, das Spielsystem einfach ausgelutscht, die alten Geschichten um Arthas und Illidan auserzählt, es wäre endlich Zeit für etwas Neues. Jeder Rückgang in den Abonnement-Zahlen wird nun als endgültiges Aus für WoW angesehen.
[pull_quote_center]Jedes Spiel erscheint in Vorberichten nun als ultimativer WoW-Killer, als Heilsbringer – und jedes Jahr ist am Ende WoW doch noch eine Spur vorne.[/pull_quote_center]
Nachdem Blizzard mit der etwas verunglückten Expansion Cataclysm reichlich Feder gelassen und viel guten Willen verloren hat, schien man das Ruder mit Mists of Pandaria noch einmal herumzureißen, doch auch diese Euphorie ist mittlerweile verpufft.
Gerade weil für das Jahr 2014 mit TESO, WildStar und Everquest Next wieder eine junge Garde von Contendern in den Startlöchern steht, beäugte man sehr kritisch, was Blizzard für das Jahr 2014 im Köcher haben würde.
Die Antwort: Natürlich eine Menge.
Dieses Jahr will man die Spielermodelle der alten Rassen auf das Niveau der Pandaren, Goblins und Worgen heben – bereits Ende Januar soll es einen Vorgeschmack darauf geben. Außerdem besinnt sich Blizzard auf seine Stärken im Story-Telling zurück. Mit Warlords of Draenor, der neuen Expansion, geht es erneut in die Scherbenwelt. Dieser Content wurde schon in Burning Crusade behandelt und jene Zeit gilt im Rückblick bei vielen Fans als Glanzzeit von WoW.
Weitere Schmankerl, die für das neue Jahr geplant sind, liegen in einer konsequenten Weiterentwicklung bestehender Inhalte. So hat man mit Mists of Pandaria dem Spieler mit seiner eigenen Farm bereits einen Vorgeschmack auf Housing gegeben. In Warlords of Draenor bekommt der Spieler nun die eigene Festung. Das Konzept erinnert an Baldur’s Gate 2 und andere Spiele.
Zudem setzt man natürlich auf Bewährtes: Das Level-Cap wird erneut ansteigen, diesmal auf Stufe 100. Neue Raids sind geplant, neue Inis, neue Items, neue Quests. Im Laufe der letzten Expansion hat man sich zudem ordentlich bei frischen Konzepten von Guild Wars 2 bedient, wodurch das Massenquesten in neuen Zone leichter zu bewerkstelligen war.
World of Warcraft und Blizzard scheinen auch in diesem Jahr eine Politik zu verfolgen, die auch den Miami Heat gute Dienste geleistet hat. Statt auf spektakuläre Neuerungen oder Transfers zu setzen, poliert man die eigenen Stärken, schaut sich an, was die Verfolger tun, analysiert das und nimmt genau die Neuerungen ins eigene System auf, die sich als vorteilhaft erweisen.
Für die Journalisten gibt es dann relativ wenig zu berichten, die Fans anderer Teams sind ab und an ein bisschen gelangweilt, aber am Ende reicht es dann doch wieder für den Titel. Ob das Jahr 2014 für Blizzard wieder mit der Krone enden wird, bleibt abzuwarten. Die Konkurrenz ist in diesem Jahr stark und richtige Killer-Ideen hat Blizzard bisher nicht angekündigt. Aber es ist genau so klar, dass WoW den Thron nicht kampflos herschenken wird.
Je nachdem, wie man zu den Miami Heat und WoW steht, kann man entweder von einem Evergreen sprechen, der mittlerweile den dritten und vierten Frühling erlebt, oder von einem Zombie, der einfach immer wieder kommt und nicht totzukriegen ist, egal was man ihm auch entgegenwirft.
So oder so: Man muss beiden Respekt zollen … so wie einem Duracell-Häschen. Oder wie die Fans von LeBron James seit Jahren sagen: Hail to the King, Baby.
Das war übrigens auch das Motto von Blizzards zweiter Expansion Wrath of the Lich King.
Und da sage noch einer, unsere Vergleiche seien weit hergeholt!
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