The Witcher 3: Wild Hunt im Test

The Witcher 3: Wild Hunt im Test

Die negativen Momente

Kommen wir nun zu den Aspekten des Spiels, die mich gestört haben. Keiner der folgenden Punkte ist wirklich maßgeblich dafür, Witcher 3 als “schlecht” zu bezeichnen, trotzdem möchte ich auch das beleuchten, was mir negativ aufgefallen ist und mitunter richtig gestört hat.

Witcher 3 Bug
Da hat wohl ein Designer vergessen, den Fluss fertigzustellen.

Schlecht geschriebene Passagen

Obwohl mich ein Großteil der Dialoge und Handlungsstränge restlos begeistert hat, so gibt es doch vereinzelte Ausnahmen, die qualitätstechnisch vollkommen aus der Reihe fallen. Das nennenswerteste Beispiel ist wohl eine Questreihe aus der Großstadt Novigrad. Ein Ritualmörder tötet jede Nacht einen Bürger der Stadt und nach kurzer Ermittlung findet Geralt heraus, dass an jeder Leiche ein Papier mit dem Namen des nächsten Opfers versteckt ist. Natürlich dauert es dann nicht lange, bis wir den Mörder fassen und stellen können. Dass der Mörder aber tatsächlich darüber verwundert ist, dass wir erfolgreich der nicht sonderlich subtilen Spur folgten, die er selbst gelegt hat, ließ mich dann doch mit der Stirn runzeln.

Realismus konter Spielspaß

Witcher 3 Bug
Hier hatte die Physik-Engine wohl einen Aussetzer. Solche kleinen Fehler findet man zum Glück nur selten.

Das Spiel versucht in den meisten Dingen einen hohen Realismus zu erzeugen: Städte und Dörfer haben ein durchaus ansehnliches Ausmaß, die Grafik trägt ihr Scherflein dazu bei und alles wirkt ungeheuer lebendig und konsequent. Es passt dann einfach nicht in die Spielwelt, wenn man jeden Witcher-Trank nur ein einziges Mal brauen muss. Sobald man meditiert, werden alle bereits einmal hergestellten Tränke automatisch wieder aufgefüllt (und dafür eine Einheit Alkohol verbraucht). Natürlich ist das nett den Spielern gegenüber, die so nur einmal alles brauen müssen, wirkt aber doch unnatürlich und seltsam, vor allem aber nicht sehr realistisch.

“Skellige” etwas zu eintönig

Witcher 3 Skellige Boat
In “Skellige” sind wir viel mit dem Boot unterwegs. Ein wenig zu viel, finden wir.

Etwas enttäuscht war ich von Skellige, der größten Karte. Anders als Velen ist Skellige kein Festland, sondern eine große Inselgruppe, die wir wie gewohnt relativ frei mit unseren Booten befahren oder zu Fuß erforschen können. Besonders im direkten Vergleich schaut die Inselgruppe ausgesprochen alt aus. Die hohe Dichte an Dingen, die man entdecken kann, fehlt hier. Zwar gibt es auch auf den Inseln die ein oder andere Überraschung, aber rund die Hälfte aller markierten “?”-Punkte auf der Karte sind Schmugglergüter, die im Wasser treiben. Die einzusammeln war ausgesprochen langwierig und vor allem langweilig, hier hatte ich zum ersten Mal das Verlangen, das Spiel für eine Weile auszuschalten. Die Schmuggelwaren liegen nicht nur zahlreich im Wasser, sie enthalten meistens nicht einmal Dinge von besonderem Wert. Ganz im Gegenteil: Oft findet man in ihnen absoluten Schrott. Aus fast jeden Lager habe ich einen oder gar mehrere Sättel gezogen, die zu den schwersten Gegenständen im Spiel gehören. Das bedeutete also auch noch, dass man alle paar Minuten zurückfahren musste, um das volle Inventar zu leeren.

Was nicht niet- und nagelfest ist…

… das nehme ich mit. Den Einwohnern der Städte ist es vollkommen egal, ob man ihre Wohnungen plündert. Man kann die Schränke leerräumen, in denen sie gerade selber herumwühlen, man darf ihre Bücher auf unbefristete Zeit ausleihen und sich an der Waffenkammer gütlich tun. All das stört die Bewohner nicht, es passiert für sie schlicht und ergreifend nicht. Stadtwachen drehen sich sofort drohend um, sobald ich auch nur eine Kiste in ihrer Sichtweite anschaue und prügeln Geralt schneller ins Grab, als ich “Letzten Spielstand laden” anklicken kann. Warum ist es den Bewohnern egal, wenn ich ihre Häuser betrete und sie komplett ausnehme, den Wachen aber nicht? Diese Mechanik wirkt halbfertig, nicht zuende gedacht und nimmt der Welt doch eine Menge Konfliktpotential.

Bugs – Dialogschleifen, halbe Flüsse und fliegende Köpfe

Witcher 3 Bug
“Nur nicht den Kopf verlieren” wurde hier leider nicht wörtlich genommen.

Zusätzlich gibt es eine Reihe von Fehlern im Spiel, die zumindest zum Zeitpunkt des Schreibens noch vorhanden waren (Version 1.04). So fehlen an einigen Stellen die Texturen, wie etwa im Startgebiet, wo ein Fluss mitten im Verlauf abgeschnitten ist. Besonders am Rand der Spielwelt entspricht die Minimap auch nicht immer der Realität. Wenn man laut der Karte eigentlich auf einer grünen Wiese stehen sollte, aber neben einem die Fische über den Bildschirm schwimmen, dann scheint etwas nicht zu passen. Das schlimmste sind allerdings die sehr seltenen Fehler, die das Spiel komplett zum Einfrieren bringen. Insgesamt zwei Mal wurde ich in der Endlosschleife eines Dialoges gefangen und einmal bin ich beim Verlassen eines Bootes durch die Welt gefallen. Auf 100 Stunden verteilt sind solche Fehler natürlich nicht schrecklich, jedoch klare Belege dafür, dass auch Witcher 3 kein “perfektes” Spiel ist.

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KingK

Hab W3 erst dieses Jahr durchgespielt und platiniert und bin aktuell noch im ersten DLC, welches ich aufgrund meiner Leidenschaft MP FPS aktuell etwas vernachlässigt habe.

W3 ist eines der besten, wenn nicht sogar das beste RPG, dass ich jemals gezockt habe. Es hat sich direkt in meinen persönlichen Olymp mit Toptiteln wie Baldur’s gate oder Fallout 2 eingereiht.

Gorden858

Bin auch wie erwartet sehr begeistert von dem Spiel. Die Story, das Questdesign, die Atmosphäre und die Stimmigkeit der Welt sind einfach auf einem wahnsinnig hohen Level.

Das Alchemiesystem finde ich übrigens einen guten Kompromiss zwischen Realismus und Spielspaß. Klar ist das irgendwie unlogisch, dass ich plötzlich nur noch eine Flasche Schnaps brauche, um zehn Tränke wieder aufzufüllen, obwohl ich für die erste Erstellung zig verschiedene Zutaten gebraucht habe. In Spielen, in denen ich Tränke einzeln erstellen muss produziere ich sie entweder in Maßen und kippe sie reihenweise runter, wenn sie unkompliziert herzustellen sind oder gar nicht und ignoriere das System komplett, wenn es aufwendiger ist. Ist ja kein Oldschool MMO, wo ich erstmal ewig farmen will, bevor ich mich in den Kampf mit dem Greifen wagen kann.

Was mich allerdings etwas stört, ist das Balancing. Ich stoße ständig auf einzelne Monster oder erhalte Quests, die weit über meinem Level sind. Wenn in der Nähe des Startgebiets ein Greif sein Lager hat, den ich erst mit späterer Stufe besiegen kann, oder auf einer Insel schon von weitem ersichtlich ist, dass sie von Untoten nur so wimmelt ist es tatsächlich glaubwürdig und ich habe eine Motivation später nochmal zurück zu kommen. Wenn ich allerdings direkt neben der Hauptstraße zur nächsten Hauptquest ein Banditenlager oder eine Wasserhexe finde, die genauso aussehen, wie zig andere Gegner, die ich bereits besiegt habe, aber plötzlich zehn Stufen über mir sind, ist es irgendwie nervig. Vor allem, wenn man die Lebensbalken standardmäßig ausgeblendet hat und sich wundert, warum die einen plötzlich mit einem Schlag aus den Latschen hauen. Finde es auch merkwürdig, wenn ich Quests erhalte und nur den Hinweis habe, dass irgendwo jemand getötet wurde/verschwunden ist/ein Monster gewichtet wurde ich aber bevor ich überhaupt weiß, was überhaupt dahinter steckt, schon weiß, dass die Quest für Stufe 30 ist und ich sie noch erst zurückhalten sollte. Warum kriege ich so eine Quest überhaupt schon direkt am Anfang? Zusätzlich habe ich das Gefühl, dass ich auch schon einige Quests hätte erhalten sollen, die aber einfach nicht in meinem Log eingetragen wurden (eventuell, weil das Level viel zu hoch gewesen wäre?).

Das hat mir tatsächlich in Skyrim besser gefallen, dass ich wirklich jede Höhle erkunden konnte und immer wusste, dass ich nirgends vor eine Herausforderung gestellt werden würde, die ich aufgrund meines Levels gar nicht schaffen kann. Das ist aber eine von wirklich sehr wenigen Sachen, die mich stören (eine weitere ist das Questtracking: Warum muss ich durch alle meine Quests durchschalten, wenn ich wissen will, ob eine davon in meiner Nähe erledigt werden kann. Warum kann ich sie nicht gleichzeitig auf der Karte anzeigen lassen?) Naja, und die Inszenierung könnte teilweise etwas epischer sein. Habe mich zum Beispiel für die zweite Option bei dem Baum entschieden, was du auch als Screenshot im Artikel hast und die Darstellung war irgendwie enttäuschend.

F2P-Nerd

Da der Preis der RU-Version bei GOG.com mittlerweile unter 10 Euro gefallen ist, habe ichs mir nun auch erst mal ertauscht. Bin schon gespannt, das Ding muss ja einiges drauf haben 🙂

Gorden858

Du Pfennigfuchser ;-P

Mike

Habs gestern mal angespielt (auf der PS4) und finde die steuerung ein bisschen gewöhnungsbedürftig! Auch die vielzahl der Items erdrücken einen und die Erklärungen sind eher mangelware :/ Muss mich noch erst an das ganze gewöhnen^^

Gorden858

Einfach möglichst schnell eine große Satteltasche organisieren und dann alles mitnehmen, was nicht niet und nagelfest ist. Den Reiter “Handwerksmaterialien” ignorieren und voll laufen lassen und alles andere was man nicht braucht möglichst schnell verkaufen. Dadurch habe ich eigentlich fast immer alles was ich zum craften brauche, auch wenn ich keine Ahnung habe, was wofür ist 😉

Mike

Danke für den Tipp 🙂

Kashmo

ich schein wohl einer der wenigen zu sein der von Witcher 3 sehr enttäuscht wurde und das als großer Witcher-Reihe Fan 🙁

Gorden858

Wie schade, wie kommts?

Caljinar

The Witcher 3 ist eine absolute RPG Perle. Ich habe aktuell +80h auf der Uhr und stehe kurz vor dem Abschluss der Hauptgeschichte. Danach gibt es dann noch unzählige Nebenquests, Monsteraufträge, etc. zu erledigen. Auch ich kann dieses Spiel jedem Rollenspiel Fan nur wärmstens ans Herz legen. CDPR hat hier ein mega Produkt auf den Markt gebracht welches jeden Cent wert ist!

Cortyn Wirklich nett geschriebener Artikel / Test. Finde es toll, dass selbst Spieler mit geringem Vorwissen gut in die “Witcher-Welt” einfinden und du auch in deinem Artikel darauf eingehst.

Chris Utirons

Für mich ein super Spiel und vieles im Review sehe ich genauso. Wer ein wenig Hintergrundwissen aufbauen möchte dem empfehle ich auch dieses Hörbuch (Der letzte Wunsch) von einem privaten Youtuber nachgelesen und das sehr gut. Da gibt es im Spiel viele Anspielungen ;).

https://www.youtube.com/wat

Fly

Les ich selbst grade wieder um mein Gedächtnis aufzufrischen. Kann man auch nur empfehlen 😀

Parzivall

Ausführliches Review. Danke dafür! Und auch ich werde es noch spielen, ohne Teil 1 und 2 wirklich zu kennen. Gut zu wissen, dass man trotzdem Spaß daran hat obwohl das Hintergrundwissen fehlt.

Atom

Hättest du ihn leben lassen hättest du mehr erfahren

Atom

Das spiel ist wirklich einsame klasse. Aber die quest due du erwähnt hast mit dem mörder in novigrad und den zetteln die er hinterlassen hat. Dieser depp der die hure gefoltert hat war nicht der mörder. So viel sei gesagt

Cortyn

Das weiß ich – ich habe den Täter gefunden, was die Quest trotzdem nicht besser gemacht hat ^.~

Bodicore

Witcher 3 ist unerreicht mein Lieblingsspiel naja Mass Effect gehört auf dieselbe Stufe aber das ist ja ein anderes Setting

Rico

Für mich ist The Witcher 3 das beste Spiel, was ich je gespielt habe, auch bin gerade am Roman Zeit des Sturms dran und kann nicht genug bekommen, wie sehr wünsche ich mir ein MMO The Witcher Online, auch wenn viele denken, dass es nicht funktionieren kann, glaube ich mit den richtigen Entwicklern, könnte sowas gehen.

Ps. Schöner Test.

Fly

Ein MMO im Witcher Universum würde ich persönlich nicht wollen. Ich kann mir da auch gar nix gutes vorstellen. Rein lore-technisch schon nicht. Normale Soldaten haben keine Silberwaffen, Stahlwaffen töten keine Monster. Es gibt auch immer weniger Hexer und für mich wäre es nicht mehr The Witcher, wenn plötzlich tausende andere Hexer durch die Welt streifen.
Ist natürlich nur meine Meinung, aber ich wünsche mir Temerien weiterhin alleine zu durchstreifen. Und am liebsten weiterhin mit Geralt… <3

Caljinar

Ich bin absolut Deiner Meinung. Bitte, bitte kein Witcher MMO. Dies wäre eine absolute Katastrophe. The Witcher lebt von seiner Geschichte, was man nie in ein MMO unterbringen könnte. TESO ist bereits ein Beweis dafür, dass man mit solchen Dinge vorsichtig sein sollte.

Rico

Also rein Lore-technisch könnte man die 6 Roman als Story Vorlage nehmen.Geweihte Waffen könnten Monster töten, Klassen könnte ich mir vorstellen, Hexer, Druide, Hexenjäger, Jäger, Schurke/Dieb, Priester, Krieger/Templer, Zauberer, Hexenmeister, die Rassen wären Gnome, Zwerge, Elfen, Menschen..
Die Atmosphäre, Flora, Fauna, einfach alles was The Witcher 3 richtig macht, dazu ein wenig Black Desert, Teso, Age Of Conan und Herr der Ringe Online, bissel schütteln und fertig ist The Witcher Online.

Caljinar

Natürlich könnte man aus dem Universum ein MMO basteln, ob dies jedoch der Serie gut tun würde steht halt auf einem anderen Blatt Papier. Ich persönlich denke halt, dass es nicht gut wäre, da das Franchise nun einmal von seiner Geschichte und vor allem seinen Charakteren lebt. The Witcher wäre niemals so erfolgreich geworden, wenn man einen eigenen Charakter erstellt hätte anstelle von Geralt.

Kurt W.

Ein hervorragender Artikel! Bis auf eine Kleinigkeit!
“Mein MMO – Dein Magazin für ONLINEspiele” – Thema verfehlt, Setzen, 6!
In “Mein schöner Garten” lese ich auch keine Artikel zum Thema “Wandern im Wald”. Bei der Gamestar ist der Artikel schon besser aufgehoben.

Forwayn

Ich finde, man sollte auch mal über den Tellerrand schauen. Nennen wir es doch einfach einen Exkurs…

Gorden858

Du scheinst ihn aber ja gelesen zu haben und fandes ihn sogar “hervorragend”. Wem wurde also damit einen Schaden zugefügt? Lass die Leute doch auch mal machen, wozu sie Lust haben. Wenn du dann mit dem Ergebnis nichts anfangen kannst, such die halt eine andere Seite…

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