Gegen den EX-CEO von Funcom ist das Verfahren eröffnet. Es geht um einen Finanzskandal rund um den Verkaufsflop des MMORPG The Secret World.
In Oslo, Norwegen, beginnt heute am Dienstag das Verfahren gegen Trond Arne Aas, den Ex-Chef des MMO-Spezialisten Funcom. Der ist in 2012 von seinem Posten zurückgetreten. Auch drei andere Ex-Funcom-Granden werden angeklagt für Insider-Handel. Aas wird zusätzlich noch Manipulation des Marktes vorgeworfen.
Es ist eine ziemlich verworrene Justiz-Angelegenheit. Im Wesentlichen geht es darum, dass der Ex-Ceo seine Anteile an der Firma verkauft hat, gerade als das teure und für die Firma wichtige MMORPG The Secret World startet und zu einem Verkaufsflop wurde.
Alle vier Angeklagten beharren auf ihrer Unschuld. Für das Verfahren sind 10 Wochen Verhandlungsdauer angesetzt.
Beim finanziellen Gewinn der Angeklagten, spricht die norwegische Seite e24 etwa, von 19 Millionen norwegischen Kronen – das wären je nach Kursstand so zwei, zweieinhalb Millionen Euro.
Der Vorwurf: Er wusste zu viel
Die Idee hinter der Anklage, vereinfacht dargestellt: Da hat jemand, der mehr wusste als alle anderen, noch mal einen Reibach gemacht, bevor der Flop veröffentlicht wurde. Während der Rest der Marktteilnehmer vielleicht noch glaubte, The Secret World könnte ein Hit werden und eine Menge Geld einspielen – hätte der Angeklagte schon gewusst, dass es floppt und die Anteile abgestoßen, solange die Firma in den Augen des Markts noch ordentlich was wert war – auch weil Funcom viele positive und optimistische Verlautbarungen und Forecasts von sich gab.
Man nennt so eine Methode wohl “Pump and Dump” – also etwas nach oben bringen und dann abstoßen.
Aas verteidigt sich, auch das stark vereinfacht wiedergegeben, mit: Ich wusste doch nicht, dass The Secret World floppen wird. Wir hatten eine Menge positives Feedback.
The Secret World: Tolles Spiel, trotzdem böse gefloppt
Allgemein wird The Secret World in der Tat von Kritikern als ein Spiel mit außergewöhnlich guter Atmosphäre und tollen Stories gesehen, das vieles anders macht als der Einheitsbrei aus Fantasy-MMORPGs, die gerade in jener Zeit aus dem Boden sprossen.
Für den Flop macht man ein zähes Gameplay, verwirrende Spielmechaniken und ein ungünstiges Release-Datum verantwortlich. The Secret World erschien 2012 zwischen Diablo 3 und Guild Wars 2. Und das waren bekanntlich beides Hits. Weder der damalige ArenaNet- noch der Blizzard-Chef stehen wegen der Spiele vor Gericht.
Der ganze Skandal ist für die Firma Funcom selbst übrigens mittlerweile zu den Akten gelegt. Man hat da eine Strafe aufgebrummt bekommen und bezahlt – Funcom hat mit der Sache also nichts mehr zu tun. Mittlerweile ist Funcom nach einigen schweren Jahren wieder in ruhigere Fahrwasser gekommen wie es aussieht und offiziell “gerettet.” Funcom setzt jetzt auf eine neue Stratgie, geht eher weg von MMORPGs, und probiert was anderes, etwa mit dem Survival-Titel “Conan Exiles” – bislang fährt man damit wohl recht gut.
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Rechtlich kenn ich mich da nicht aus, aber kann ich meine Aktien nicht verkaufen wann immer ich will? Klar er hätte nicht vorsätzlich das Spiel schlecht umsetzen dürfen… davon hätte er aber ja auch keinen Gewinn. Aber warum sollte er denn nicht verkaufen? Sieht natürlich nicht gut aus wenn der CEO nicht hinterm Produkt steht… aber ob das verhandlungswürdig ist?!
Der Umkehrschluss wäre ja, du darfst deine Aktien nur verkaufen wenn dein Spiel ein Erfolg wird… Warum sollte man dann verkaufen?!
Die waren ja direkt dafür verantwortlich, dass der Kurs hochging, indem sie diese sehr positiven Forecasts rausgegeben haben.
Also wenn du der Wettermann bist und sagst: Morgen wird es regnen wie Sau. Du weißt aber, dass es 35° grad haben wird und hortest vorher Eiscreme, während Leute, die sich auf dich verlassen, Regenschirme kaufen- dann ist das schon irgendwie schwierig.
Ich denke schon, dass man über so einen Fall streiten kann. Das tun die ja in dem Fall auch. Die Angeklagten sagen im Prinzip das, was du sagst: Woher sollen wir das denn gewusst haben? Wir können doch verkaufen, wann wir wollen. Das ist doch kein Insider-Handel. Und die Ankläger sehen das ganz anders.
Wenn die Lage aussichtslos wäre, hätten die sich ja schon lange schuldig bekannt – machen sie aber nicht.
Kurzum: Arglistige Täuschung.
Du weißt von den Abgas-Skandalen und willst als Kronzeuge fein raus sein. Verscherbelst vorher Deine Anteile während diese noch was Wert sind. Informierst die Behörden. Aktie fällt ins bodenlose. Fertig.