Um Kinder und Jugendliche mit sozialen Problemen zu erreichen, nutzen immer mehr Leute eine ungewöhnliche Methode: Pen&Paper-Rollenspiele.
Rollenspiele können auf viele Menschen einige ziemlich heilsame Wirkungen entfalten. Für ein paar Stunden kann man dem trostlosen Alltag entfliehen und einfach in die Rolle eines anderen Charakters schlüpfen. Sei es ein mächtiger Zwergenbarbar, der sich durch die Goblins schlachtet oder die anmutige Elfenpriesterin, die Zuversicht und Mut in ihren Verbündeten erweckt.
Besonders im Bereich der Pen&Paper-Rollenspiele ist die Identifikation mit dem eigenen Charakter besonders groß – kein Wunder, bis ins kleinste Detail werden hier Hintergrund, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen festgelegt. Und genau damit kann Kindern und Jugendlichen geholfen werden, bei denen andere Therapie-Ansätze sang- und klanglos scheitern.
In Seattle gibt es etwa den „Wheelhouse Workshop“, der Spielgruppen aus dem Dungeons&Dragons-Universum anbietet und sich dabei vornehmlich an Kinder und Jugendliche mit sozialen Problemen richtet. Und der Erfolg gibt ihnen recht.
Introvertierte Kinder blühen im Rollenspiel auf
So erzählt Davis, einer der Betreiber vom Wheelhouse Workshop, von Kindern, die im Unterricht etwa dadurch auffallen, dass sie komplett verschlossen und verschüchtert sind. Im Rollenspiel blühen sie dann aber auf und haben die Gelegenheit, andere Rollen auszuprobieren und sich im besten Fall ein paar Scheiben davon abzuschneiden.
Dabei braucht eine solche Spielgruppe mit „Therapie“-Gedanken nur ein wenig Planung mehr als jede andere Spielrunde. Davis lässt die Spieler etwa viel öfter die Auswirkungen ihrer Handlungen spüren. Wenn die Jugendlichen entscheiden, dass sie einen Außenposten mit schlafenden Orcs überfallen wollen, lässt er sie durch die Beschreibung der Situation spüren, wie sich etwa die Kinder und Frauen der Orcs dabei fühlen.
In einem anderen Fall gab es einen verschlossenen Jungen, der immer zusammengekauert an seinem Platz saß. Im Rollenspiel wollte er aber einen lauten Barbaren spielen – also ließ Davis ihn auch wie diesen Barbaren am Tisch sitzen: Breitbeinig und viel Platz einnehmend.
In diesem Umfeld lassen sich die Konsequenzen von Handlungen erforschen, ohne dass jemand physisch verletzt wird.
Probleme im Rollenspiel ähneln denen im echten Leben
Auf der PAX East sprachen die Betreiber solcher Spielgruppen ebenfalls über besonders erfolgreiche Fälle. Die Kunst bestehe darin, die Jugendlichen vor Probleme zu stellen, die den Problematiken in ihrem echten Leben ähneln und sie dazu zwingen, andere Lösungsansätze auszuprobieren.
Anderen Spielern genügt es schon, wenn sie auf diese Art und Weise Anerkennung erfahren. Wer im Alltag bisher ohne viele Freunde und aufmunternde Worte zurechtkam, dem kann es viel bedeuten, wenn der Junge von nebenan einen plötzlich braucht, um eine magische Rune entziffern zu können oder ein Schloss zu knacken.
Das Potenzial von Rollenspielen für heilsame und sozial-förderliche Möglichkeiten ist in jedem Fall groß.
Auch in Deutschland gibt es bereits ähnliche Organisationen und Vereine, welche auf die bildende und heilsame Wirkung von Rollenspielen vertrauen, wie etwa die Waldritter. Da will man doch gerne nochmal Kind sein.
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Das kann ich auf jeden Fall bestätigen das P&P die sozialen Kompetenzen fördert.
Es ist einfach wie eine sozialer Sandkasten wo man vieles ausprobieren kann, was man sonst nur in einem viel längeren Zeitraum hätte lernen können.
Gibt es sowas auch für Erwachsenekinder 🙂 ?!
Haha Daay dann musst du mal zu uns kommen, ich spiele das regelmäßig mit meinen Freunden ^^
Komm nach Hamburg Jung haha!Ok weis bescheid! 😉
Klar gibts Pen&Paper für Erwachsene 🙂
Die Auswahl an Rollenspielen ist seit Jahrzehnten immens: Alles von Sci-Fi (Star Wars zB) über Horror (Ravenloft) bis hin zum High-Fantasy (D&D, DSA, Pathfinder).
In den letzten 15 Jahren ist das normale Pen&Paper allerdings etwas dem LARP gewichen. Gut zu beobachten auf der Spiele Messe in Essen: vor 20 Jahren waren die meisten Aussteller in der Rollenspielhalle Pen&Paper Hersteller, Würfel Lieferanten und kleinere RPG Shops, sind es heute vorwiegend Stände mit Rüstungen und Waffen für LARP.
Letztendlich ist es für den Einstieg ratsam sich auf ebay umzusehen, dort gibt es immer wieder Leute, die Sammlungen aufläsen oder mit dem Hobby aufhäen und so lässt sich das ein oder andere Schnäppchen (auch für Sammler machen).
Gerade hat du den deutschen Gratis-Rollenspiel-Tag verpasst. Dort kann man in verschiedenen Buchläden etc. kostenlose Schnellstartregeln für verschiedene Settings und Systeme bekommen.
In vielen Läden kann man auch direkt eine Probe-Runde bei erfahrenen Spielleitern spielen. Am 17. Juno ist dieses Jahr der internationale Free RPG Day. Dann holen die Händler in der Regel die alten Bestände nochmal raus.
Ansonsten gibt es auch vielerorts Vereine, z.B. rollenspielinitiative.de, mit Mitgliedern jenseits der 30 oder 40 ( teilweise sogar noch älter)…
Wenn du Englisch nicht scheust, kannst du dich auch auf drivethrurpg.com mal umsehen, dort gibt es jede Menge Pen&Paper Systeme und Quellenbücher, teilweise sogar kostenlos (gibt auch deutsche, aber die englische Auswahl ist ungleich größer).
Die armen Pathfinder Goblins… Es wird dringend Zeit für eine Nichtregierungsorganisationen die sich um die Rechte der armen Gobbos kümmert!