Aus dem Fehlschlag “Titan” wird Overwatch und es entsteht ein Hype. Wie hat Blizzard das geschafft?
Zwei Spiele im Wandel der Zeit
Gestern, am 28. Dezember 2015, hat die Los Angeles Times einen umfangreichen Artikel zum Thema “Titan” und “Overwatch” veröffentlicht, in dem sie zahlreiche Informationen zusammengetragen hat. Dabei konzentrierte sich die Times vor allem darauf, wie Blizzard mit dem Scheitern von Titan umgegangen ist und wie daraus das neue Projekt Overwatch entstehen konnte, auf das sich nun weltweit viele Spieler freuen.
Wie ein Phönix aus der Asche
Es ist selten, dass ein Spielestudio ein wirklich großes Projekt gnadenlos begräbt. Genau so ist es aber Blizzards “Titan” ergangen, welches sich mehrere Jahre in der Entwicklung befand, bis die Entwickler zu dem Schluss kamen: Es wird nichts, das macht keinen Spaß.
Für Blizzard war es die bessere Option, Titan einzustellen und die investierten Millionen abzuschreiben als einen Rufverlust durch ein Spiel, das keinen Spaß macht, in Kauf zu nehmen: Also begrub man den Titan. Normalerweise wird der Verantwortliche dann für das Desaster zur Rechenschaft gezogen – nicht aber so im Fall von Game Director Jeff Kaplan. Dieser wurde weder entlassen noch seinem Posten enthoben, sondern in gleicher Position einem neuen Projekt zugeteilt: Overwatch.
Als Kaplan seine Idee dem Activision-Boss Kotick verkaufen musste, hatte er Bammel, dass der weniger an Kreaitivität und mehr an harten Zahlen interessiert sei. Doch beim Vortrag verliebte sich Kotick gleich in die Charakterdarstellungen, vor allem Torbjörn hatte es ihm angetan. Seit dem ersten Gespräch sei Kotick zu einem Befürworter des Spiels geworden, sei schon selbst zu Blizzard nach Irvine gefahren, um es zu spielen.
Mit dem neuen Projekt, änderte man auch einige Sachen:
- An Titan war man zum Höhepunkt der WoW-Popularität herangegangen, war selbstbewusst, sogar arrogant, mit Overwatch sind Bescheidenheit und Demut zurückgekehrt
- Waren es bei Titan noch 150 Mitarbeiter, hat man das Team für Overwatch auf 80 heruntergeschrumpft. Das Ziel sei es, Bürokratie zu minimieren, die Kreativität des Einzelnen zu maximieren. Spätestens mit Hearthstone hatte Blizzard bewiesen, dass sich auch mit kleinen Spielen durchaus große Erfolge feiern lassen – eine Masse ist eben nicht immer zwingend erforderlich.
- Außerdem warf man die Regeln über Bord, die Fesseln die Titan am Ende in die Knie zwangen. Dort habe es zu viele Regeln und Fesseln gegeben, etwa das Verbot von fliegenden Autos. Bei Overwatch hat man nur eine Regel: Jedes Auto muss fliegen (also: Keine Regeln mehr).
Besonders ist auch, wie Overwatch von den Entwicklern gehandhabt wird. So treffen sich alle Mitarbeiter drei Mal pro Woche, um über die aktuellsten Aufgaben zu sprechen, um die gemeinsame Vision des Spiels voranzutreiben. Zwei Mal täglich wird sogar gezockt, um Bugs und Fehlentscheidungen im Design frühzeitig zu erkennen – man könnte also sagen, dass bei Blizzard quasi durchgehend eine Lan-Party am Laufen ist.
Obwohl es zu Titan auch zahlreiche Spekulationen gab und die Vorfreude bei einigen Fans groß war, hat Overwatch es doch geschafft, ganze Massen direkt mit der Ankündigung auf der BlizzCon zu begeistern. Zwar gibt es noch keine offiziellen Zahlen zu den Vorbestellungen, doch es steht wohl außer Frage, dass Overwatch einschlagen wird wie eine Bombe.
Mein-MMO meint: Obwohl sich die Geschichte rund um Overwatch bei der LA Times ein wenig wie ein Märchen anhört, kann man zumindest einige Aspekte davon nicht abstreiten. Nur wenige Firmen würden sich wohl von der Einstellung eines so großen Projektes wie Titan erholen können. Das liegt natürlich nicht zuletzt daran, dass es Blizzard bereits seit über 22 Jahren gibt und sich entsprechende, finanzielle Rücklagen gebildet haben.
Fast jede andere Spieleschmiede würde wohl am Scheitern eines so großen Projektes zugrunde gehen. Allerdings erlaubt diese Sicherheit es Blizzard auch, Spiele mit hoher Qualität zu liefern. Anders als viele “Reift beim Kunden”-Titel sind Blizzardprodukte immer verdammt poliert – eine Seltenheit auf dem aktuellen Markt.
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Es ist selten, dass ein Spielestudio ein wirklich großes Projekt gnadenlos. Was soll der Satz heißen?
Da ist im Verlauf der Überarbeitung wohl ein Wort verloren gegangen 🙂
Ich trauere Titan hinterher. Blizzard hätte ich es zugetraut den MMO Markt zu beleben.
Bezweifel ich so ziemlich, die hätten wahrscheinlich auch nur Feature XY kopiert und damit nichts zur Belebung des Genres beigetragen da muss schon weit aus mehr kommen als es beispielsweise zur Zeiten von WoW war.
Ich meine mit Overwatch liefern sie auch nur ein Team Fortress ab, nur ist hier der Unterschied, dass man sich wie auch in WoW ein Genre mit Moba Shooter widmet was bis dato nicht wirklich existent für die meisten Spieler war. Wenn sie da ihre Marketing Abteilung drauf setzen wird ihr Spiel sowieso alle anderen Konkurrenten wegdrängen selbst wenn es bessere Alternativen gäbe oder gibt.
Du schreibst ja selber das sie bei Team Fortress und MOBA kopiert haben. 😉 Ich glaube aufgrund der Fanbase, des guten kopierens und der mauen Konkurenz hätte Blizzard auch gerade mit der WoW Erfahrung sicher was reißen können.
mir sind keine fakten bekannt, wie titan hötte werden sollen, was sie für ein genre oder basis benutzen wollten. hast du mehr dazu?