Everquest Next: Seit wann ist Sony eigentlich so cool?

Everquest Next: Seit wann ist Sony eigentlich so cool?

Everquest – das war für mich ein Spiel, das schon out-of-date war, als ich mit MMORPGs anfing. Das zweite Everquest hab ich dann einfach völlig verschlafen. Aber natürlich hab ich über Everquest gehört.

Jeder, der mal ein MMORPG gespielt hat, hat davon gehört. Weil ehemalige Everquest-Spieler gar nicht aufhören können, darüber zu reden. Sie erzählen dir von stundenlangen Bosskämpfen, in denen 14 Heiler auf die Sekunde genau ihre Heilsprüche abstimmen mussten, damit der Tank, nachdem er sekündlich für 98% seines Lebenspools geschlagen wurde, den nächsten Hit überlebt. Sie erzählen dir von Bonus-Leveln und neuen Rassen, von der zwanzigsten Expansion und weiß der Geier was. All diese Sachen klangen für mich immer furchtbar altbacken und aus der Zeit gefallen. Wenn ich Screens sah, fühlte ich mich nur bestätigt.

Sony Online Entertainment Logo

Und so ähnlich ging mir das, ich geb’s zu, mit Sony. Ein riesiges, irgendwie gesichtsloses Unternehmen, das gigantische Titel mit riesigen Lizenzen ausspuckte, mit denen ich gar nichts anfangen konnte. Ich hielt die für seelenlos. Da waren mir kleinere Spiele sympathischer mit frischen Ideen. Irgendwelche Underdogs.

Dann kam Everquest Next. Mit genau diesen neuen und frischen Ideen. Man bedient sich kräftig bei der Sandbox, lässt Spieler mit Landmark ganze Welten erschaffen und auf einmal ist Sony Online der coolste Developer auf dem Markt, hat ein tolles Image und alle freuen sich darauf. Woran liegt das?

Es liegt, meiner Ansicht nach, an John Smedley. Ganz seltsam. Der Mann ist seit 22 Jahren im Geschäft, hat sich jahrelang in der Hierachie nach oben gearbeitet und ist nun an der Spitze von SOE angekommen und schafft es, den Giganten in ein komplett neues Licht zu rücken.

Ein Chef-Entwickler zum Anfassen?

Er zeigt sich dabei unheimlich transparent und im Plauderton. In einem AMA vor einem Jahr spricht er über StarWarsGalaxies. Für die Entscheidungen, die er damals traf, hassen ihn viele Spieler noch heute. Darauf angesprochen, gibt er zu: „Ja, war völliger Mist. Ich hab’s verbockt.“

Wer das glattgebügelte Sprech von anderen Leuten aus der Gaming-Industrie gewöhnt ist, reibt sich bei sowas doch die Ohren.

Auf den Emulator angesprochen, mit dem Fans SWG am Leben erhalten wollen, sagt er frei heraus: „Offiziell find ich das total blöd. Aber nur offiziell.“ Darauf angesprochen, dass durch den Wechsel von Planetside 2 zur Pro7-AG das Station Cash nichts mehr wert ist und jetzt nur noch Pro7 Cash zählt, antwortet er pragmatisch: „Wenn es da Schwierigkeiten gibt, hier ist meine E-Mail-Adresse. Ich kümmer mich persönlich darum.“

Und auch sonst scheint es sich bei diesem Veteran der Gaming-Industrie auf einmal um einen Macher 2.0 zu handeln, deren oberste Gebote Transparenz, Austausch und Kundennähe sind. Und dabei so wirken, als müssten sie das nicht, sondern als könnten sie einfach nicht anders.

Smedley wirkt nicht wie ein Konzern-Mensch an der Spitze eines riesigen Unternehmens, sondern wie ein junger Kickstarter, der mit 20 Fans und einer Kaffeemaschine im Rücken, um Zustimmung für sein Projekt wirbt.

Revolution von oben

Das war früher noch anders. Da setzte er sich zwar auch mit den Fans auseinander, aber die Distanz war immer klar. Hier der Developer und dort die Kundschaft, die lästert, ohne so recht zu wissen, wie viel Mühe und Herzblut eigentlich in den Projekten steckt. Da ging es öfter schon mal etwas ruppig zu.

Doch diesen Kommunikationsdrang hat Smedley mittlerweile in produktive Bahnen gelenkt. Auf einem Entwickler-Blog teilt er seine Gedanken zur Sandbox mit. Mit den Fans steht er bezüglich Everquest Next in einem regen Austausch und das Image der Firma hat sich komplett geändert.

Die Frage ist nur, ob Everquest Next und Landmark diesem Vorbild auch nachfolgen können. Offenbar gibt es in der Alpha bereits besondere Items zu kaufen – gegen Cash. Das entspricht nun nicht gerade dem Bild eines Heroen, der loszieht, die ganze Gaming-Kultur zu ändern. Aber auch der muss eben essen.

http://youtu.be/SYTgjc7V-ds

Ich für meinen Teil bin gespannt auf Everquest Next und das ist vielmehr als ich jemals für Everquest oder Everquest II sagen konnte. Wer hätte gedacht, dass die Gaming-Revolution bei MMORPGs ausgerechnet von oben, von Sony, kommt?

Quelle(n): IAmA John Smedley, 22 year game industry veteran, President of Sony Online Entertainment AMAA
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Sucoon

naja, bei PS2 muss SOE noch am Umgang mit den Spielern arbeiten. mit ihrer Patch Philosophie und den ganzen Bugs haben sie es sich mit vielen spielern verdorben.

myatomic

Kann auch nur ein Loblied auf SOE singen. Sie reagieren auf Nachrichten. Selbst der Smedley antwortet auf eigens kreierte MSGs. Beispielsweeise zum All Access Plan. Diesen soll man wohl noch nicht ganz abschreiben, auch wenn Prosiebensat1Games, diesen schon offiziell abgelehnt haben. Bin mal gespannt. Hoffentlich kicken Sie den Publisher und vertreiben Ihre Games selbst hier in der EU. Ansonsten ist auch fpr mich EQ2 eines der besten MMOs, die ich je gespielt habe. Ich freue mich auf Everquest Next, einem Free2Play Titel. Und wenn jmd Everquest Landmark gespielt hat, der weiss, dass die den Spieler lange an sich als Kundne binden und nicht mit abgezockten Angeboten vergrauen wollen. Für mich ganz klar: SOE das kundenfreundlichste Unternehmen 2014!

G.Duschbier

das ist auf jedenfall ein interessanter Wechsel der Handschrift eines Konzerns ich wünsche mir bei solchen Meldungen immer das es sich für alle Seiten lohnt und sei es schlicht ein besseres Lebensgefühl. Es mag zwar etwas für sich haben wenn da ein Spiel ist das einem gefällt und in das sich die Firma nicht reinpfuschen lässt vorallem wenn es sich dadurch gut entfalten kann und begeistert, die andere Seite dabei ist jedoch das es ein ganz bitteres Gefühl ist wenn man merkt das liebste Spiel entwickelt sich absolut falsch und ganz sicher wird niemand auf die Warnungen aus der Spielerschaft hören. Es kann dabei immer nur ein Kompromiss die beste Lösung sein und dieser muss ständig ausbalanciert werden, einerseits der Entwickler mit seiner Erfahrung und im besten Fall einer weitsichtigen Vision auf der anderen Seite der Spieler mit seinen Wünschen und Sorgen. Die ausgeglichene Kommunikation ist wichtig denn am Ende möchte doch jeder sagen können das waren tolle Jahre und ich war sogar dabei.

Gerd Schuhmann

Das deckt sich auch mit meinen Gedanken dazu. Ich hab damals Dark Age of Camelot gespielt. Das wird mittlerweile total verklärt als Hardcore-PvP-Spiel und wie toll das war. Da haben sie die 2. Expansion Trials of Atlantis total vermasselt, weil sie mit Gewalt PvE-Aspekte in das Spiel hineinbringen wollten, um ihre Player-Base zu vergrößern – da hat man geglaubt, man wirbt nun Everquest-Spieler ab.

Da hat keiner auf die Fans gehört, sondern das war für mich DAS Beispiel, wie ein MMORPG missverstehen kann, was es eigentlich ist. Mal abgesehen davon: Damals waren wir Europäer denen ohnehin egal. Da hattest du nicht das Gefühl, du erreichst die überhaupt. Die hatten hier einen Betreiber in Paris, die konnten nur was an den Servern machen, und das war’s.

(Heute hat man das Gefühl noch mit Games aus dem Asien-Raum. Wenn du da mit wem sprechen willst, der Einfluss auf die Entwicklung von Tera hat: Viel Spaß. Die sind dann oft schon ein halbes Jahr weiter … das ist was anderes halt.)

Und das sind eigentlich jetzt dieselben Leute, die heute hinter TESO stehen. Der frühere Daoc-GM Sterntaler ist jetzt als Kai Schober der Community Manager; der hatte früher zwar auch Zugang zu den Fans, aber konnte nach oben wenig machen, hatte ich immer das Gefühl. Matt Firor ist der Chef von TESO, der sagt heute, er liest die Foren, er ist ingame, die haben alle Twitter, die lesen Facebook, man hat das Gefühl, man kommt viel eher an die Macher ran als früher – die Leute sind dieselben, aber der Zugang hat sich geändert.

oder wählen Sie einen Namen

Das “Wir hören auf die Community!!” gehört mittlerweile allerdings zum guten Ton praktisch jedes mmog-publishers/-entwicklers. Man denke ganz aktuell dabei nur an Wildstar oder auch ESO. Das ist natürlich grundsätzlich erst einmal zu begrüßen. Insofern es mehr ist als eine bloße Marketingstrategie…

Hoto

Naja, hörig waren MMORPG Entwickler eigentlich schon immer… das Problem ist nur, dass sie immer auf die falschen Leute hörten, meist immer nur auf die, die am lautesten schrien und zu oft waren das eben die falschen User und schon hat man mit dem nächsten Patch wieder ein Stück des MMORPGs ruiniert.

Grundsätzlich ist Community Nähe natürlich was schönes, aber wie bei allem sollte die Balance stimmen, zu nah ist genauso schlecht wie zu fern. Die Spieler nehmen sich oft genug eh schon zu wichtig, wenn man sie dann noch zu sehr in die Entwicklung einbindet glauben sie es am Ende wirklich und den kürzeren zieht am Ende dann wieder mal das Spiel selbst, weil das wieder mal im Schatten steht. Community Nähe kann schnell im Symptom “wir wollen es allen recht machen” enden.

Hier habe ich z.B. zwei gute Beispiele: Star Citizen und Elite Dangerous. Während sich Roberts mit ersterem meiner Meinung nach zu sehr mit der Community einlässt und ich seit langem das Gefühl habe, dass er sich dadurch etwas schlimmeres als einen Publisher angelacht hat, habe ich das Gefühl bei Braben überhaupt nicht, er lässt die Community nicht so nahe ran, hört aber dennoch auf sie, aber nur da wo er es für richtig hält und bisher gibt ihm das Ergebnis recht. Bei Star Citizen bin ich mir längst nicht mehr sicher ob am Ende wirklich Roberts Traumspiel dabei raus kommt oder nicht viel eher das Traumspiel etlicher aus der Community, bei Braben hingegen hab ich hingegen bisher nichts mitbekommen, das mich dort ähnlich zweifeln lässt. Aber alles in allem hat es dazu geführt, dass ED mich inzwischen deutlich mehr interessiert als SC, bei dem ich nur noch abwarte.

Und eben darum sehe ich Community Nähe nicht mit der rosaroten Fanbrille, auch bei SOE nicht, ich spiele zwar auch Landmark seit Alpha, aber was Everquest Next etc. angeht bin ich skeptisch, allein schon weil es F2P ist. Interessant sich die Game Mechaniken anzusehen… sicherlich, aber selbst spielen? Eher unwahrscheinlich, ich kann F2P nur bedingt ausstehen und werde mich auch in Zukunft nicht darauf einlassen.

Gerd Schuhmann

Also ich hab das früher ganz anders wahrgenommen als heute. Da ist schon ein anderer Drive dahinter, der viel mit den sozialen Netzwerken und der ständigen Erreichbarkeit zu tun hat.

Wenn man sich das Video ansieht, erinnert das auch stark an Apple mit der Produktpräsentation, die dann vor einer Gemeinde gehalten wurde und schon was Kultisches hatte – auch wie das Publikum reagiert.

Ich find das sehr interessant. Klar: Viele Köche verderben den Brei, irgendeine Vision muss der kreative Kopf natürlich schon haben.

Hoto

Nicht nur eine Vision, sondern vor allem Standhaftigkeit gegen der Community nicht einzuknicken, wenn man sich eben doch mal für das Spiel und nicht für die Spieler entscheidet. Es gibt nun mal Themen, da braucht man die Community gar nicht groß zu fragen, man kennt die Antwort… Frag mal die Community was sie von Item Decay halten und schon gehts rund, gerade aber ein Sandbox Spiel braucht meistens dieses Element damit das Spiel auch auf Dauer Spaß macht und da ist die Community Nähe dann völlig egal… hier müsste es dann heißen “Es wird Item Decay auf jeden Fall geben, ihr habt lediglich die Möglichkeit mitzureden wie es umgesetzt wird.”.

Leider haben die Entwickler ja aber, wenn ich mich recht erinnere, bereits gesagt, dass es in EQN kein Item Decay geben wird… Aber egal, darum ging es ja nicht, sondern nur darum, dass die Entwickler auch Standfest sein müssen um auch Entscheidungen im Sinne des Spiels zu fällen und gegen die Community.

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